Wie gefährlich ist es, WFFS-Trägerhengste zu nutzen?

Fohlen

Angst vor WFFS: Ein gesundes Fohlen ist viel wert. Foto: Canva

 

Vor drei Jahren habe ich nicht gewagt, davon zu träumen: WFFS ist in aller Munde. Damals fiel mein WFFS-Fohlen und seitdem schreibe ich über das Thema. Nun ist es auf allen Ebenen angekommen: Es ist Thema bei allen Züchtern und kein Hengsthalter wird daran vorbeikommen, demnächst den genetischen Status seiner Hengste den Züchtern gegenüber zu äußern. Als erstes Staatsgestüt ging Neustadt/Dosse voran und veröffentlichte eine Liste, welche Hengste Träger bzw. Nichtträger des Gendefekts sind.

In einer internationalen Gruppe auf facebook sind mehr als 900 Hengste und mehr als 600 Stuten als N/N getetstet, also Nichtträger aufgeführt, 67 Hengste und 70 Stuten als Träger. Das ist natürlich eine lose Sammlung, die auf Vertrauen beruht, aber dennoch sind es langsam wirklich große Zahlen, die getestet wurden!

Dennoch gibt es noch viel Unklarheit, wie sich WFFS genau vererbt. Deshalb erkläre ich hier gern die wichtigsten Fragen zu WFFS! Habt Ihr weitere Fragen? Dann stellt sie gerne. Aufklärung ist total wichtig und es gibt keine dummen Fragen.

 

Kann ich ein krankes Fohlen erhalten, wenn ich einen Trägerhengst nutze?

Wenn die Stute nachweislich kein Träger ist, wird das Fohlen gesund sein! Ein lebensunfähiges Fohlen kann man nur erhalten, wenn man Träger mal Träger anpaart (und dann mit 25% Wahrscheinlichkeit, aber Achtung, eine Träger x Träger Anpaarung ist nicht mit dem Tierschutzgesetz zu vereinbaren!) Deshalb ist es von enormer Bedeutung, den Genstatus von Stute und Hengst zu kennen.

 

Wenn meine Stute Trägerin ist, ist dann ihr Vater auch Träger?

Nein, muss nicht sein! Sie hat die  Trägerschaft entweder von der Mutter oder vom Vater. Wer diese vererbt hat, ist nicht ohne Gentest der direkten Eltern zu ermitteln.

 

Wenn meine Stute Trägerin ist, ihr Vater aber kein Träger, dann ist der Muttervater der Träger?

Nein, auch das muss nicht sein. Sicher ist dann nur, dass die Mutter der Stute ebenso Trägerin war. Welches Elternteil der MM ihr die Trägerschaft vererbt hat, ist unklar.

 

Wenn mein Fohlen Träger ist, die Mutterstute aber Nichtträgerin, dann ist der Hengst ein Träger?

Korrekt. Das ist ein Ausschlussverfahren, das vom heutigen wissenschaftlichen Stand nicht anzuzweifeln ist. Der Erbgang ist auch so ausreichend erforscht, dass es keinen Grund gibt, daran zu zweifeln.

 

War Donnerhall Träger?

Durch das Testen von Stuten und deren Nachkommen werden immer mehr Trägerschaften von Hengsten decodiert. Ist ein Nachkomme Träger, die Stute jedoch definitv Nichtträger, dann kann die Trägerschaft nur über den Hengst erworben worden sein. Auf diese Weise wurden Hengste wie Don Darius, Edward und jetzt Donnerhall als Träger eingeordnet. Bestätigt wurden diese Ergebnisse von den Hengstbesitzern bisher nicht. Auch Balous Bellini, den ich als Hengst für mein Fohlen wählte, ist bisher vom Hengsthalter weiterhin nicht als Träger bestätigt worden.  Dr. Axel Brockmann, der für Edward zuständig ist, versprach im Interview, den Genstatus aller aktueller Celler Hengste zu veröffentlichen.

Genau durch ein solches Ausschluss-Verfahren kam übrigens auch die Diskussion um WFFS überhaupt erst in Gang.

 

Sind Vollgeschwister identisch, was den WFFS-Status angeht?

Nein, das muss nicht so sein. Beispiel: Ein ganz interessanter Fall ist der der Hengste Cristallo I und Cristallo II. Der eine Hengst ist Träger des Gendefekts (Cristallo I), der andere (Cristallo II) ist frei davon. Das ist absolut möglich – wenn zwei Träger gepaart werden oder ein Nicht-Träger und ein Träger. Sicher ist lediglich, dass die Vollbrüder nicht aus einer Verpaarung von zwei Nicht-Trägern gefallen sind. Übrigens steht auf der Homepage der Hengststation Ludger Beerbaum, wo die Hengste aufgestellt sind, der entsprechende Genstatus direkt in der Beschreibung. Vorbildlich!

Anpaarungsbeispiele:

 

Nichtträger x Nichtträger von WFFS

Verpaart man zwei Nicht-Träger, sind die Nachkommen garantiert Nicht-Träger.

 

Träger x Nichtträger von WFFS

Verpaart man einen Träger mit einem Nicht-Träger, sind alle Nachkommen äußerlich unbeeinträchtigt und voll einsatzfähig. 50% werden jedoch die Trägerschaft erben.

 

Träger x Träger von WFFS

Verpaart man zwei Träger von WFFS, spaltet sich die Nachkommenschaft auf in 25 % WFFS-WFFS Träger, also nicht lebensfähige Fohlen, bei denen sich die Haut vom Köprer löst. 25 % werden Nicht-Träger sein, also genetisch die Trägerschaft nicht weitergeben können, 50 % werden gesunde Träger sein. ACHTUNG: Diese Anpaarung ist nicht mit dem Tierschutzgesetz zu vereinbaren und kann daher gerichtliche Folgen nach sich ziehen.

 

 

Den ganz genauen Erbgang habe ich Euch im wehorse Blog erklärt, hier.

 

Mehr zu WFFS hier:

Interview mit der Forscherin, die das Gen entdeckte

Interview mit Dr. Axel Brockmann vom Landgestüt Celle

Wie die Diskussion ins Rollen kam: Der erste Hengsthalter, der 2018 testen ließ

Erfahrungsbericht WFFS-Fohlen: Über mein WFFS/WFFS Fohlen 2015

Facebook-Gruppe zum Thema, deutschsprachig

Facebook-Gruppe zum Thema, englischsprachig

 

 

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