Vor- und Nachteile von Paddocktrails

Der Paddocktrail im Sommer. Hier liefen sie alle gemeinsam, galoppierten und buckelten. Foto: Klara Freitag

 

Seit anderthalb Jahren stehe ich in einem Paddocktrail-Stall. Der ist genial angelegt, vor allem, weil dieses System für viele Hofbesitzer gut nachbaubar wäre: Er verläuft rund um die Reithalle und die daran anschließenden Boxen. Was auch bedeutet: es sind verhältnismäßig kurze Wege für den Menschen, der sein Pferd holen möchte. Die Pferde jedoch legen einiges an Distanz täglich zurück. Wie der Stall genau aufgebaut ist, habe ich Euch bei wehorse aufgeschrieben.

Viele unserer Pferde im Stall sind ehemalige Turniersportler. Foto: Klara Freitag

 

Der absolute Knackpunkt für mich ist die Fütterung, dazu später mehr. Hier erst mal die größten Vorzüge und Nachteile vom Paddocktrail-System auf einen Blick.

Boxen gibt es auch im Paddocktrail-Stall! Zum Füttern, zum Trocknen nach dem Training im Winter und wenn es gesundheitlich notwendig ist.

Vorteile vom Paddocktrails:

 

  • artgerechte Haltung durch hohe Bewegungsanreize
  • Gruppenhaltung ist für das soziale Pferd immens von Vorteil
  • Keine Zentrierung des Raumes wie beim Offenstall, dadurch weniger Langeweile und auch weniger Konflikte

 

Typische Fehler bei Paddocktrails:

 

  • zu enge Wege! Wer bei youtube mal nach Paddocktrails googelt, sieht mit Litze einfach abgesteckte, lange Wege, die so schmal sind, dass ein Pferd sich da mal gerade drehen kann. Das ist gefährlich!
  • Ecken sind unvermeidbar, aber man sollte bedenken, dass sie zu Engstellen werden, in denen es gefährlich werden kann. Ein Pferd, dass dort von einem anderen hineingetrieben wird und dem ein Ausweg durch das treibende Pferd versperrt wird, ist in großer Verletzungsgefahr. Besser ist es, Ecken so abzurunden, dass keine 90-Grad-Winkel mehr vorhanden sind.
  • Matsch. Müsste ich mich zwischen Nur-Matschhaltung im Offenstall oder Paddocktrail und einer Box mit Balkon entscheiden, würde ich die Box mit Balkon nehmen. Was natürlich viel mehr Pflichten bezüglich des Auslaufs und der Bewegung mit sich bringt.
  • Nicht harmonische Gruppen oder zu viele Pferde. Das führt dazu, dass sich die Pferde nicht gut ausruhen können. Dass jedes Pferd zur Ruhe kommen kann, ist immens wichtig. Zu jeder Jahreszeit liegen unsere Pferde gern zum Mittagsschlaf im Sand, sobald es sonnig wird – ein gutes Zeichen!

 

Der Trail im Winter. Foto: Klara Freitag

Bedarfsgerechte Fütterung

Passend jedes Pferd zu füttern ist in einer solchen Gruppenhaltung weitaus aufwendiger, als wenn man einem Boxenpferd einfach die passende Ration vorlegt. Wir füttern alle Zusatzfutter per Hand, dafür werden die Pferde einzeln in die Boxen gebracht oder aber nach dem Reiten auf der Stallgasse gefüttert. Die Rentnerpferde kommen mehrfach am Tag in die Box, um in Ruhe ihre Heucobs und Zusatzfutter zu fressen – das ist immens aufwendig, funktioniert aber sehr gut. Schwierig ist es für die Kandidaten, die mit stets frei zugänglichem Heu zu viel fressen. Unser Pony Chamonix ist so ein Kandidat. Auch mit viel Bewegung bleibt der Bauch. Das ist nicht nur unschön, sondern auch ungesund. Mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass nicht jedes Pferd für 24/7 Heufütterung geeignet ist. Wir haben einfach überwiegend recht reichhaltiges Heu hierzulande und für solch leichtfuttrigen Pferde ist das einfach zu viel des Guten. Auch mit Heunetzen drüber. Interessant fand ich: sie hat in der Boxenzeit, als sie mehr als zwei Monate wegen des Griffelbeinbruchs stehen musste, abgenommen. Obwohl auch da das Heu frei zugänglich war. Vielleicht spornt gemeinsames Fressen noch zusätzlich an.

Leichtfuttrige Pferde in der Gruppe

Ich habe mich noch nicht dazu durchringen können, ihr stundenweise eine Fressbremse anzuziehen. Noch hoffe ich, durch noch mehr Training den Bauch bekämpfen zu können. Ein anderes Pferd auf dem Trail geht tagsüber in einen abgezäunten Offenstall, wo das Heu rationiert wird – gute Idee, vielleicht machen wir da bald mit. Idealerweise wäre die Gruppe nach Futterbedarf getrennt (wollen wir aber alle nicht, denn dann wären ja die guten Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt) oder aber es gäbe automatische Tore, die die schwerfuttrigen Pferde in Bereiche lassen, die die leichtfuttrigen Pferde nicht erreichen können.

Chamonix im Herbst. Mit Regendecke, weil mir das bei lang anhaltendem Regen in Kombination mit Wind lieber ist – so bleibt die Rückenmuskulatur warm. Die Stangen links im Bild gehören zur Heuraufe. Foto: Klara Freitag

 

Management eines Aktivstalls

Wer jetzt denkt: Futterautomaten sind DIE Lösung – da kann ich nur bedingt zustimmen. Ich habe mit meinen früheren Pferden, Fee und Devil, auch schon in einem Aktivstall gestanden. Seitdem sehe ich Futterautomaten nicht nur positiv – es gibt Pferde, die den Automatismus austricksen. Oder welche, die den Eingang blockieren oder stoisch vor den Kraftfutteranlagen rumstehen, um endlich dranzukommen.

 

Der häufigste Fehler in Gruppenhaltungen

Außerdem: Auch die technisch hervorragendste Anlage macht das Auge desjenigen, der die Anlage führt, nicht wett. Das ist nämlich das meiner Meinung nach Allerwichtigste: Dass derjenige, der die Anlage führt Pferdeverstand hat, sieht, wenn etwas in einer Gruppe nicht stimmt und die Gruppe harmonisch hält. Zu viele Pferde auf zu wenig Platz gehen gar nicht und das ist der häufigste Fehler in Gruppenhaltungssystemen.

Ailena und Tejano kamen zusammen in den Stall. Hier sind sie im Eingliederungsbereich. Foto: Klara Freitag

 

Zu viel Wechsel stört ebenso die Herde. Und das ist gravierender, als wenn eine Weidegruppe, die abends jeweils in einzelne Boxen geht, Unruhe hat. Denn Aktiv- oder Paddocktrailpferde können dem sozialen Leben nicht ausweichen. Sie können nur in der Gruppe zur Ruhe kommen. In Gruppen, die lange zusammen sind, ist die Verletzungsgefahr minimal. Bei jeder Eingliederung steigt sie immens. Ein falscher Tritt, und ein Pferdeleben kann dahin sein.

 

Mittagsschlaf im Februar auf dem Paddocktrail. Chamonix trägt eine mit 100 Gramm gefütterte Outdoordecke.

Gefahren im Paddocktrail, Aktivstall und Offenstall

Ich halte meine Pferde seit 20 Jahren nur in Offenstall, Aktivstall oder eben Paddocktrailform. Das war für die Ponies schon immer so, meine Warmblüterin Fee hat mir sehr schnell gezeigt, dass das für sie auch gelten muss – nur in dieser Haltungsform war sie gut händelbar als junges Pferd. Während der Boxenhaltungszeit lag ich regelmäßig im Dreck. Ich habe es ausprobiert, denn damals fand ich es irgendwie noch richtig schick, eine Box zu haben, an die man ein Schild hängen kann. Sowieso gehörte ein Warmblut für mich in die Box. Das machte Fees Geist aber nicht mit.

 

Verletzungen durch die Gruppenhaltung

An Verletzungen habe ich in diesen Jahren bei meinen eigenen Pferden mal einen Einschuss oder eben Chamonix’ Griffelbeinbruch gehabt. Als der passierte, war es knackig gefroren auf dem Trail. Es gab keine Glatteisstellen, aber buckelig gefrorenen Sand. Ich vermute, sie ist einfach irgendwie doof ausgerutscht. Das war meinerseits die schlimmste Verletzung in zwei Jahrzehnten. Damit kann ich leben (und man wird ja auch klüger: Vor dem Frost den Boden glattziehen hätte vielleicht so etwas verhindert!). Ich habe allerdings auch schon zwei Mal mitbekommen, dass wegen Zwischenfällen der Gruppenhaltung ein Pferd eingeschläfert werden musste. Einmal war das Bein gebrochen aufgrund eines Trittes. Seitdem bin ich der Meinung, dass in Gruppenhaltungen keine Hufeisen aus Metall an die hinteren Pferdefüße gehören. Das andere war auch ein Tritt – ohne Eisen, aber so ungünstig platziert, dass er schwere Folgen in Kombination mit Vorerkrankungen des betroffenen Pferdes hatte.

Letztlich muss das jeder für sich entscheiden, ob er die natürlich erhöhte Verletzungsgefahr in einer Gruppenhaltung in Kauf nimmt oder nicht. Meine Entscheidung ist klar: Eine gut gemanagte Gruppe hat eine recht geringe Verletzungsgefahr. Ich möchte meinem Pferd nicht die Chance nehmen, ein artgerechtes Leben in der Gruppe zu führen.

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