Was Dein Pferd eifriger macht

Chamonix geht regelmäßig ins Gelände – auch an Regentagen! Es ist vielleicht nicht bequem, aber sehr einfach, so für Abwechslung zu sorgen. Auch das hilft bei der Motivation. All unsere Fotos in diesem Text sind an so einem typisch verregnetem Tag im Rheinland entstanden. Ohne Lederzeug am Kopf muss man hinterher auch nicht so viel einseifen und eincremen (das ist ihr gewonnener Equizaum übrigens. Ist mit dem Schlauch zu säubern, sehr praktisch und sie mag die Lösung hinter den Ohren sehr!).

 

Fotos: Klara Freitag

Trainingserfolg & eine gute Beziehung zwischen Pferd und Mensch sind machbar. Motivation für Dein Pferd auch! Mit diesen Tipps rückst Du diesem Ziel näher.

Ein motiviertes, fleißiges Pferd, das nur darauf wartet, mit Dir etwas zu unternehmen fühlt sich wunderbar an! Drüben bei wehorse habe ich Dir 5 Tipps für den Menschen aufgeschrieben, die zu mehr Trainingserfolg und Trainingszufriedenheit führen. Hier ist die Ergänzung zum Pferd. Ich bin gespannt, was Du davon schon umsetzt und was für Dich ein hilfreicher Gedanke ist. Erzähle mir gern davon in den Kommentaren!

1. Kurze Reprisen

Für diejenigen Reiter, die gern zuviel machen und so in Gefahr laufen, ihr Pferd zu frustrieren, hilft die Faustregel, 20 Minuten Aufwärmen, 10 Minuten Abwärmen und maximal 20 Minuten Arbeitsphase! Das ist eine Faustregel, die Alter, Trainingszustand und Gesundheit nicht beachtet – sie ist also mit Vorsicht zu genießen. Wenn Du besser nach Bauchgefühl arbeitest, oder je nach Trainingstag entscheidest, ist das natürlich auch gut und prima. Es gibt jedoch Reiter, die beißen sich fest und ertappen sich dabei, mehr als eine Stunde auf dem Pferd zu hocken obwohl es muskel- und konditionstechnisch nach 40 Minuten absolut genug hat. Wer also zum übertreiben neigt: Stell‘ Dir die Uhr am Handy, so dass Du erinnert wirst. Toll sind zur Trainingskontrolle auch Apps, die die Minuten in den jeweiligen Gangarten messen.

2. Gut reiten & loben

So simpel es klingt: Wer ein glückliches Pferd will, muss gut und fair reiten. Zum Thema Abwechslung im Pferdealltage sagt Dr Wilfried Bechtolsheimer, der Vater und Co-Trainer von Laura Tomlinson, der auch Dressurrichter ist und selbst bis in die höchste Klasse reitet: „Die ganze Abwechslung im Trainingsplan hilft nicht, wenn die Pferde nicht gut geritten werden. Das bedeutet ungerecht, zu grob und mit zu wenig Lob.“ Das hat er mir mal vor einigen Jahren, als ich den Hof der Bechtholsheimers in England besuchte, in einem Interview erzählt. Fand ich ein sehr, sehr gutes Zitat! Bei denen stehen übrigens die Rentner in Offenställen – Elitehengst Polarion zum Beispiel habe ich damals als Rentner in seinem Offenstall gesehen.  

Sobald man mit der richtigen Kleidung draußen ist, ist das Regenwetter wirklich egal! Zu rutschig war es uns bisher nicht.

3. Sofort bestätigen

Gestern war ich schon fertig mit den Pferden, aber hörte noch einer anderen Einstallerin zwangsläufig zu, als ich noch auf der Stallgasse hantierte. Sie ritt ihre junge Stute und rief ganz oft freudige Sachen. Sowas wie „Ja genau!“ oder „Fein“, den genauen Wortlaut weiss ich nicht mehr. Ich musste ziemlich in mich hinein grinsen, denn ich mache das genauso. Egal, wie bescheuert es klingt, ich lobe viel mit der Stimme und zeige meine Freude den Pferden. Sie mögen das! Ich bin kein fantastischer Ausbilder, aber meine Pferde wollen verstehen, was ich möchte, weil sie es toll finden, gefeiert zu werden.

4. Früh genug aufhören

Ein todsicheres Rezept, damit sich Dein Pferd eine gerade verstandene Lektion merkt, und darüber noch begeistert ist, lautet: Aufhören. Sofort. Zügel lang, Platz verlassen, Hals klopfen, bummeln gehen, andere gemeinsame Zeit verleben, ohne irgendwas zu wollen. Das ist sehr leicht durchgeführt – wenn der Reiter sich nicht verführen lässt, es doch noch mal zu versuchen, oder doch noch ein bisschen zuvor abzureiten. Dann ist der Lerneffekt viel, viel geringer. Warnsignal: Wenn der Reiter denkt: „Noch ein Mal, und dann ist’s gut!“ ist es meist das eine Mal zuviel. Probiere es aus und freu Dich auf den Ritt am Tag danach: Dein Pferd wird gefallen wollen!

Egal wie klatschnass wir geworden sind in diesem Winter – ich war immer trocken unter meinem neuen Reitregenmantel von Stierna! Wirklich empfehlenswert und schön noch dazu (das ist Werbung aus Überzeugung!).

5. Disziplin & Regelmäßigkeit

Jetzt wird es deutsch und genau: Sei regelmäßig beim Pferd. Muskelaufbau funktioniert nicht, wenn man alle Jubeljahre nur kontinuierlich dran bleibt. Beziehungsaufbau funktioniert auch nicht, wenn Du Dein Pferd nur dann und wann bespaßt. Gerade im Freizeitbereich ist das „zu wenig“ eher ein Thema, als die Überbelastung vom Pferd. Unsere Pferde sind Lauftiere – ihre Lunge muss beansprucht werden, um gesund zu bleiben (und das geht nicht im Schritt). Ihre Muskeln und Bänder wie Sehen müssen trainiert sein, damit sie uns gesund tragen können. Tu was – und nicht nur am Wochenende oder wenn Du Unterricht bekommst!

Meine neue Ausbildung im Team Pony Concept

Der größte Glücksfall in meinem Beruf als Reitsportjournalistin ist es, dass ich über viele hippologische Tellerränder gucken darf. Viele Nischen, Reitphilosophien, Reitausbilder sehe und kennenlerne. Vor sechs Jahren habe ich über ein extrem innovatives Modell für Reitunterricht im Kindergartenalter geschrieben. Vor zwei Jahren drehte pferdia, heute wehorse, Lehrfilme genau über dieses Modell von Kolly Holland Nell, dem Team Pony Concept. Das Kinder zu Pferdemenschen ausbildet. Spielerisch, bevor sie überhaupt reiten lernen.

Reitpädagogik für die Kleinsten

Weil lernen nie aufhört – und wie schön ist das bitte! – mache ich jetzt selbst noch die Ausbildung zur Reitpädagogin nach dem Team Pony Concept. Weil das eine Zusatzqualifikation ist, die ich besonders sinnvoll finde, wenn es um Kinderreitunterricht geht. Im kleinen Rahmen, als Hobby, gebe ich Kinderreitunterricht (mit der Trainer C Basissport Qualifikation – was aber alles und nix heißen kann, meiner Meinung nach). Weil ich es extrem erfüllend und sinnvoll finde, Kinder mit der Pferdewelt bekannt zu machen.

Zum ersten Fortbildungs-Lehrgang sind wir übrigens zu viert gefahren, Philippa, mit der ich die Kurse organisiere, sowie Rachel und Janine, zwei der Reitlehrerinnen aus Philippas Ponyreitschule zudem.

Beim Wäscheklammer-Spiel lernen die Kinder die Fellfarben kennen. Hier testen das die Reitlehrerinnen Janine und Rachel von der Ponyreitschule Gut Charolie.

 

Gruppenspiele für Kinder von 3 bis 9 Jahren

Das Besondere am Team Pony Concept ist, dass es sich an Kinder zwischen drei und neun Jahren richtet. In Gruppenspielen lernen die Kinder ganz viel über das Verhalten von Ponys. Kolly Holland-Nells Ziel ist es, wie gesagt, Kinder zu Pferdemenschen auszubilden. Nicht zu Reitern, wohlgemerkt! Deshalb sind immer zwei Ponies dabei – sie laufen am Strick der Reitpädagogen einfach mit während der Gruppenspiele. Die Kinder dürfen abwechselnd darauf sitzen, aber sind weiter Teil des Spiels.

Dort bei Kolly haben wir Erwachsenen dann ein ganzes Wochenende mit Spielen verbracht. Ich bin gerannt, habe Pony gespielt, habe Bastelarbeiten angeschaut, Kreide-Pferdchen bewundert und erklärt bekommen, wie ich Gummibärchen-Tüten auf einem Ponyrücken platziere. Kolly Holland-Nell legt nämlich eine leere Gummibärchen-Tüte auf den Ponyrücken und sagt ihren Reitkindern dann: „Versuch mal so aufzusteigen, dass ich möglichst nichts knistern höre!“ Die Reitkinder steigen dann ganz besonders vorsichtig von der Aufstiegshilfe auf den Ponyrücken. Guter Trick, oder?

Pony Prinzie ist nicht nur für die Kinder der Lehrmeister, sondern auch in der Erwachsenenfortbildung ziemlich geduldig!

Ponyschule gut verpackt

Was ich immens fand: Hinter all den so locker daherkommenden Spielen steckt ein ausgeklügeltes Konzept. Sind die Kinder durch diese Ausbildung gegangen, dann haben Sie ein sicheres Wissen, was Futtermittelkunde, Pferdehaltung, Pferdepflege und Pferdeverhalten angeht. Sie können ihre Ponys alleine fertig machen für die Reitstunde und sind sicher im Handling. Perfekt!

Es wirkt alles total einfach und spielerisch, doch dahinter steht ein Konzept, das Kinder zu Pferdemenschen ausbildet: Das Team Pony Concept.

 

Pferdewissen für Kinder

So spielerisch, und doch so wirkungsvoll. Diese Ausbildung schließt gleich zwei Lücken: Zum einen das Vorwissen der Kinder. Es gibt so viele Kinder im Reitschulalltag, die keine Ahnung davon haben, welche Bedürfnisse Pferde haben, wie sie sich verständigen und was es heißt, ein Fluchttier zu sein. Für all solche Dinge, die früher nebenbei im Stalllalltag gelernt wurden, ist heutzutage nur wenig Zeit da.

Das Hängebrückenspiel: Hier in der Fortbildung mimen die Erwachsenen die Kindergruppe. Ausbilderin Kolly Holland-Nell hält Pony Schoko am Strick.

 

Zum anderen sehnen sich die Kinder nach Umgang mit Tieren und oft möchten Eltern schon ihre recht kleinen Kinder zum Reiten anmelden. Nur was bitte soll ein fünfjähriges Kind in einer Abteilungsgruppe? Funktioniert selten, und wenn, ist es auch noch ungesund für den Körper, so lange im Sattel zu sitzen. Mit diesen pferdebezogenen Gruppenspielen gibt’s eine Alternative, ein Angebot für so junge Kinder anzubieten.

Seminarleiterin Kolly Holland-Nell mit ihren beiden Ponys daheim…

… und als Dozentin. Sie schult Trainer darin, Angebote für jüngere Kinder zu schaffen.

 

P.S.: Ich hatte letztens ein spannendes Gespräch mit einer jungen Stallkollegin, die unbedingt so schnell wie möglich den Trainerschein machen möchte. Was Du unbedingt bedenken solltest, wenn Du auch mit dem Gedanken spielst, habe ich drüben bei wehorse aufgeschrieben. Und soviel sei verraten: Wenn ich nochmal 20 wäre, vielleicht würde ich dann auch so mit den Hufen scharren, um einen bestimmten Schein zu bekommen. Aber wenn ich mich selbst nochmal sprechen würde, mein 20-jähriges Ich, würde ich ihm erzählen, dass es so viel da draußen zu erleben, lernen und zu machen gibt, es läuft nix weg. Mehr darüber: Drüben!

 

Buchrezension: „Einmal überbaut, immer überbaut“

Rot eingezeichnet hier der Musculus longissimus, der lange Rückenmuskel.

 

Dieser Beitrag enthält Werbung.
Denn: Ihr könnt das hier besprochene Buch 3x gewinnen!

Lerne über den Körperbau Deines Pferdes & wie Du ihm durch Training helfen kannst – genau darum geht es in diesem Buch namens „Einmal überbaut, immer überbaut?“. Ich hatte es drei Minuten in der Hand und fand es sofort spannend: Es erklärt Zusammenhänge zwischen Exterieur verschiedener Pferde, Muskeln und Faszien anhand von kurzen Textpassagen, Illustrationen und Beispielfotos.

Das Buch ist im Müller Rüschlikon Verlag soeben im Januar 2019 erschienen und kostet 24,90 Euro.

 

Nachdem ich es komplett gelesen habe, bleibt derselbe Eindruck: „Einmal überbaut, immer überbaut?“ aus dem Verlag Müller Rüschlikon ist ein sehr hilfreiches, praxisnahes Buch! Geschrieben haben es zwei Osteopathinnen. Die eine ist sehr erfahren und in der Osteo-Szene ziemlich bekannt, sie heißt Barbara Welter-Böller. Die zweite Autorin ist Claudia Weingand, ebenfalls Osteopathin (und Schülerin der erstgenannten), zudem Fachjournalistin und Autorin. Sie war viele Jahre Chefredakteurin der Feinen Hilfen. Im Team ist so ein fachlich sehr gutes Buch entstanden, das zudem ganz einfach lesbar ist. Ich habe es verschlungen!

Wie Du Deinem Pferd durch gezieltes Training hilfst

Das Buch ist keine knochentrockene Theorieabhandlung, sondern es geht sofort in die praktische Analyse hinein: Welche Pferdetypen gibt es bezüglich des Exterieurs? Was sagen Eigenheiten wie zum Beispiel ein rückständiges Vorderbein über das Pferd aus? Was ist durch Training änderbar und was weniger? Welche Art von Training braucht es, um Eigenheiten des Exterieurs auszugleichen oder sogar wett zu machen?

 

Der Serratus-Muskel, der immens wichtig ist, wenn das Pferd Reitergewicht tragen soll.

 

Genau das macht dieses Buch sehr wertvoll. Niemand muss Angst vor erschlagender Theorie haben: Es werden in leicht verständlichen kurzen Texten die wichtigsten Muskeln erklärt. Der Leser sieht und kann verstehen, warum alle Welt vom Trapezmuskel spricht, der aber in Wirklichkeit nur fingerdick ist, wenn auch ziemlich groß von der Fläche her. Und er erfährt, welche Muskeln es denn tatsächlich ist, die durch unpassende Sättel zum Beispiel atrophieren.

Anleitung zum Muskelaufbau beim Pferd

Das Buch macht ziemlich viel Hoffnung. Weil es viel verspricht, wie man durch gezieltes Training Exterieurprobleme verbessern kann. Diese Versprechen werden jedoch durch Anatomiewissen gestützt und werden dadurch glaubwürdig.

 

Das Pferd wachsen lassen?!

Mir ging es so, dass ich mich sofort während der Lektüre am liebsten sofort auf in den Stall gemacht hätte, um die Trainingsideen umzusetzen. Ein Beispiel aus dem Abschnitt „Trainingstipps für Pferde mit ansteigender Rückenlinie“:

„Durch gezieltes Training kann auch ein älteres Pferd im Widerristbereich um mehrere Zentimeter wachsen. Den M. serratus ventralis trainiert man über Trabarbeit, denn hierbei muss er aktiv an- und abspannen, um den Rumpf, überspitzt formuliert, davor zu bewahren, durch die Vorderbeine durch auf den Boden zu krachen. Auch im Galopp muss er sehr aktiv sein, allerdings muss er dann das gesamte Rumpfgewicht plus Beschleunigungskräfte in der vorderen Einbeinstütze abfedern, was einen untrainierten Sägemuskel überfordern kann.“

Acht Wochen gezieltes Trabtraining

Es folgt eine genauere Beschreibung und auch auf Gefahren durch falsch verstandenes Training wird hingewiesen. Doch schon acht Wochen Trabtraining jeden zweiten Tag an der Longe sollen hier den Unterschied machen. Alternative, für all diejenigen, die ungern longieren oder mehr Abwechslung möchten: Ausritte als Handpferd, bei denen der Schwerpunkt auf der Trabarbeit liegt. Das Pferd soll mehrere Minuten am Stück durchtraben und kein Reitergewicht tragen, diese Regel gilt für beide Methoden, ob Longentraining oder Handpferdetraining. Ich wusste das alles schon mal, wie wichtig Trabarbeit zum Aufbau des Reitpferdes ist – es ist so hervorragend, das noch mal so gut erklärt zu lesen!

Exterieur Pferd:
Was Wietskes Körper über ihre Stärken & Schwächen verrät

Ganz toll ist auch das Kapitel zum Schluss, in dem einzelne Beispielpferde analysiert werden. Auf je vier Seiten werden markante Exterieur-Merkmale erklärt. Diese geben Indizien auf Problematiken des Pferdes. Die Autorinnen erklären diese und geben Trainingsempfehlungen. Sie besprechen einen Tinker, eine Friesin und mehrere Warmbluttypen. Die Friesin ist einigen Bloglesern wahrscheinlich bekannt: Es ist Wietske, die Stute von Dressurausbilderin Claudia Butry, die viele unserer Kurse leitet.

Welcher Muskel war das nochmal?

Das Einzige, was ich in diesem Buch wirklich vermisst habe, ist ein Glossar, so dass man schnell mal „Trapezmuskel“ oder „M. serratus ventralis“ nachschlagen kann. Denn wie schnell vergisst man wieder, wo genau welcher Muskel saß! Aber das ist auch schon alles. Grundsätzlich finde ich das Buch sehr gelungen, sehr lehrreich, und würde gern mehr davon lesen, am liebsten noch zehn weitere Pferdeanalysen sehen!

Gewinnspiel

Ihr könnt dieses Buch gewinnen: Ich verlose gemeinsam mit dem Verlag Müller Rüschlikon drei Exemplare des Buchs. Eins könnt Ihr auf Instagram gewinnen (ab Montagabend online), zwei verlose ich hier direkt im Blog. Ihr dürft gleichzeitig auf beiden Kanälen mitmachen. Wer teilnehmen möchte, beantwortet mir bitte folgende Frage in den Kommentaren: „Welche Schwachstelle siehst Du bei Deinem Pferd & würdest sie gern durch gezieltes Training verbessern?“ In die Kommentare kommst Du, wenn Du direkt unter der Überschrift des Artikels unten rechts auf „Kommentare“ klickst. Das Gewinnspiel startet am 4.2. um 12 Uhr und endet am 7.2. um 24 Uhr. Alle genauen Gewinnspielbedingungen findest Du hier im Impressum. Viel Glück!

 

11 Hacks für den Stallalltag

 

Fotos: Klara Freitag

Heute gibt’s echte Insiderinfos: Ich erzähle Euch was über Reitunterwäsche (ja, meine!), über den ultimativen Trick für Reiterhaare meiner Schwägerin, über Putzmittel der Profireiter, Ordnung im Reiterspind und was für Essen in den Spinden meiner Leser steckt. Die allerbesten Alltagstricks gesammelt hier für Euch! Noch mehr findet Ihr drüben im Partnerbeitrag auf wehorse, wie immer montags. Schreibt mir gern, was Euch den Stallalltag erleichtert! Es werden Marken genannt, daher darf der Hinweis ‚Werbung‘ nicht fehlen.

1.Trockenhaarshampoo

Das ist die Entdeckung meinerseits seit Weihnachten 2018. Meine trendbewußte Schwägerin erzählte mir davon, ich kannte es nur als fies weiß staubendes Zeug aus Kindheitstagen. Das ist null Komma null mit den heutigen Trockenshampoos zu vergleichen! Trockenshampoo ist wohl DAS Zeug für alle jungen Menschen, die sich mit Stylingsachen auskennen. Weil es zum Beispiel Griff in die Haare bringt, was diverse Frisuren einfacher macht. Wenn Du es nicht schaffst, zwischen Stall und dem nächsten Termin unter die Dusche zu springen, dann rettet Dich das Trockenshampoo: Es macht nämlich Gerüche weg. Ich habe es auch gleich auch mal am Pferd ausprobiert und festgestellt: Es macht Pferdehaare so schön griffig, dass man danach ideal flechten kann. Bei uns ist es ein Bauernzopf aktuell. Ich finde es besser als Schaumfestiger, den ich früher für Turnierzöpfe benutzt habe. Allerdings kommt es wohl sehr auf die Marke an. Meins heißt Batiste und funktioniert super. Da ich an der Quelle sitze, die fast alle marktgängigen probiert hat (Hallo Mel!), hier die sehr subjektive Auswahl der besten: Gut soll noch das von Aussie, OUAI und Kevin Murphy sein, okay das von dm balea.

2. Putzmittel von Profis

Ich habe auch meine Profi-Reiter im Umfeld gefragt, mit was die so putzen. Sie müssen schließlich viel mehr Pferde sauber bekommen und nutzen ihre Sachen auch häufiger, als der typische Ein-Pferd-Besitzer. Dabei wurde mir das „Gamaschenwunder“ empfohlen, das zwischen den Wäschen die Gamaschen gut sauber macht, und ein Schuhputzzeug namens „Mr Shoe Shine“. Ich selbst schwöre auf die Equixtreme Lederpflege für Sättel und Trensen. Sie haben mir vergrautes Zubehör wieder tiefschwarz gezaubert und das ohne Farbpigmente, einfach nur durch Pflege.

3. Eine sehr gute Kopflampe

Ist eine der besten Investitionen für alle Selbstversorger, Hundespaziergänger, Leute, die ihr Pferd auf dunklen Paddocktrails im Winterhalbjahr suchen müssen! Ich hätte nie gedacht, dass es da solche Unterschiede gibt. Meine Lampe ist so gut, dass ich sogar von Joggingpartnern gebeten werde, die doch anzuziehen, wenn wir loslaufen! Der Lichtkegel ist einfach viel größer und heller als bei anderen Lampen, zudem hält sie sehr gut am Kopf.

4. Überzieh-Schuhe für’s Auto

Den Pferdedreck nicht ins Reiterauto tragen – ein echt schwieriges Unterfangen! Plastik-Überziehschuhe können da schon mal was retten. Ob das ein schlammiger Turnierparkplatz oder der verschlammte Auslauf Schuld war, egal. Man kann ganz einfache aus dem Sanitärbereich nutzen oder etwas exklusivere mit Sohle von Tchibo. Ganz gut vorbereitete Menschen haben natürlich eine Transportbox mit Wechselschuhen im Auto.

5. Illy-Kaffeedosen im Spind

Ich bin ja ein bekennender Kaffee-Junkie, auch, wenn ich schon viel weniger davon trinke als zu den Zeiten, wo es zwei Liter pro Tag waren! Wir haben daheim etliche leere Illy-Kaffeedosen aus Metall mit fest schließendem Drehdeckel, die aromasichernd sind. Diese Dosen sind einfach nur hervorragend für alles, was im Reiterspind gesichert werden muss! Ich nutze sie für Pülverchen, die ins Futter kommen aber auch, um eigene Essenvorräte aufzubewahren – es gibt eine Dose in meinem Schrank, auf der steht „Süßes“ drauf, und die wird abwechselnd mit Keksen und Schokolade befüllt. Oder Nüssen, wenn ich mal keinen Zucker esse.

 

6. Essen am Stall

Absolut notwendig, eine Notration am Stall, finde ich! „Was esst Ihr im Stall?!“ habe ich letztens deshalb in einer Instastory gefragt, und die Antworten waren entweder sehr gesund und praktisch (Möhren & Äpfel von den Pferden) oder nicht gerade feinschmeckerisch (Instantprodukte wie Heiße Tassen) oder kamen mir äußerst bekannt vor (Müsliriegel, Schokolade, Nüsse). Ich würde sagen: Da geht noch was. Bei mir liegen Multivitaminsaftflaschen, Kakaoflaschen und Süßigkeiten im Schrank. Und im Auto liegt Trockenobst bereit.

7. Kohlesohlen gegen kalte Füße

Einweg-Kohlesohlen aus dem Drogeriemarkt sind ein echter Glücksgriff für jeden, der stundenlang im Stall herumläuft. Wer die einmal ausprobiert hat, weiß, wovon ich rede! Probiert es aus!

 

8. Der Klassiker: Babypflegetücher

Falls dieser Tipp irgendwann noch unbekannt ist, das darf nicht sein, deshalb sei er hier nochmal benannt: Mit Babypflegetüchern kann man so gut wie alles sehr schnell sauber bekommen! Nur oberflächlich, aber wenn man schnell mal vor dem Unterricht über die Trense huschen will oder dem Pferd die Nüstern putzen will oder über die eigenen Schuhe schnell mal drübergeht – Gold wert. Erzählt es aber besser keinem Lederfachmann (und putzt Eure Sachen zwischendurch ordentlich!) – die finden das nämlich nicht wirklich gut.

 9. Plastikflaschen gegen das Einfrieren von Tränken

Wer sein Pferd im Offenstall hält, kennt das Drama ums Wasser, sobald es friert. Wir haben seit vergangenem Jahr eine beheizbare, sich selbst füllende Tränke. Die ist Gold wert, denn dadurch trinken die Pferde genug, was Koliken vorbeugt. Dieses zu wenige Trinken bei kalten Temperaturen ist nämlich ein großes Thema bei draußen gehaltenen Pferden! Die typische Empfehlung für Offenstaller sind isolierte Badewannen, die von unten mit Grabkerzen gegen das Einfrieren bestückt sind. Den Gedanken von Feuer am Stall mag nun aus verständlichen Gründen nicht jeder. Eine gute Idee, um die Oberfläche von Tränken eisfrei zu halten ist folgende: PET-Getränkeflaschen zur Hälfte mit Salzwasser füllen, zudrehen. Davon einige auf der Tränke schwimmen lassen, je mehr, desto besser. Durch die Bewegung der Flaschen friert das Wasser nicht so schnell ein.

10. Stallmäntel aus dem eigenen Kleiderschrank

Tipp einer Freundin: Sie hat sich einen Steppmantel beim Schneider mit Reißverschluss bestücken lassen, so dass sie ihn auf dem Pferd beim Ausreiten anziehen kann. Sehr guter Hinweis für alle, die weniger Ressourcen verbrauchen möchten! Ich finde den Tipp auch für Kinder gut, denn für die findet man kaum Reitmäntel, wohl aber normale lange Mäntel.

11. Die BH-Frage & der Mineralfutter-Trick

Die beiden habe ich auch drüben bei wehorse verraten, aber ich finde beide so genial, dass ich sie hier auch aufschreibe:  Neckholder-BHs sind super zum Reiten! Wer nicht unbedingt einen Sport-BH braucht oder schon mal vergisst, ihn anzuziehen, hat damit echt eine gute Alternative dazu! Damit fischt man nämlich nicht nach jeder flotteren Gangart nach einem Träger. Das Mineralfutter: Ich hasse es, im Halbdunkeln auf diese transparenten Abmess-Hütchen zu schielen und die Striche zu lesen. Das muss ich nicht mehr, seit ich eine digitale Löffelwaage habe! Richtig gut, sie zeigt am Stil an, wie schwer das Pulver oder die Pellets sind. Meine ist von Tchibo und günstig, es gibt auch welche von WMF zum Beispiel, kostet auch nicht die Welt.

P.S.: Ahhh, ich hab‘ noch einen! Fast vergessen – meine Leserin Line Tinker hat mir auf facebook erzählt, dass sie im Reiterstübchen einen elektrischen Skischuhhalter stehen haben. So einen mit mehreren Armen für vier oder sechs Paar Schuhe. Damit kann man Reithandschuhe trocknen aber natürlich auch Stiefeletten oder Socken. Sehr gute Idee! Kathi Knabl hat immer eine Wärmflasche im Spind, um es an der Bande länger auszuhalten. Tina Schäfer von Procavallo, auch eine Stammleserin, schwört auf Reitunterwäsche von Icebreaker. Schuh-Putzbürsten zum Drüberlaufen sind bei uns im Stall übrigens an jeder Ecke aufgestellt, auch ein guter Alltagstipp. Wer seine Sattelkammer bzw. seinen Schrank so richtig picobello aufräumen möchte, der findet bei Karolina auf dem Blog Tipps einer Aufräumexpertin dazu. Auch mit guten Hinweisen für die Stallapotheke! Bei Pferdekult sind Ideen zum Selbermachen gesammelt, die den Selbstversorger-Alltag erleichtern: Wie man eine große Heuschubkarre baut, oder die Futterkammer organisiert, zum Beispiel.

5 Dinge, die auch Fortgeschrittene beim Leichttraben häufig falsch machen

1. Nur nach oben aufstehen

Viele Reiter nehmen ihr Becken beim Leichttraben zu wenig nach vorn mit. Die Idee, nach vorn aufzustehen, soll aber nicht aus dem Kopf-Hals-Schulterbereich kommen, sondern die Schwungbasis sollte das Becken sein.

2. Zu wenig gestreckt aufstehen

Ein Test, um die eigene optimale Position zu finden: Aufstehen wie beim Leichttraben, aber am höchsten Punkt stehen bleiben. Dies für einige Tritte ausgeführt, zeigt Dir, wie weit Du aufstehen kannst!

Aus unserem Claudia-Butry-Kurs: Hier gab’s noch andere Ideen für Sitzschulung-Fortschritte! Foto: Klara Freitag

3. Zu wenig hoch oder weit aufstehen

Zu wenig oder zu weit nach oben aufzustehen sind beides Fehler, die direkte Auswirkungen auf das Pferd haben. Häufiger ist jedoch, zu wenig weit aufzustehen. Durch den Takt, den der Reiter vorgibt, kann er direkt auf die Weite der Tritte des Pferdes Einfluss nehmen. Die Idee, einen Tick länger am höchsten Punkt oben zu bleiben, hilft vielen Reitern, das Pferd dazu zu animinieren, größere Tritte zu machen und weiter zu schwingen. Dennoch sollen beide verbunden bleiben, es bringt natürlich nichts, völlig ataktisch aufzustehen.

Die Fußballen weich und leicht im Bügel lassen, auch beim Leichttraben, ist ein Sitzschulungsdetail aus der Mary-Wanless-Methode. Foto: Klara Freitag

4.Aufstehen vorwiegend aus den Steigbügeln heraus

Ein wichtiges Kriterium für ein gutes Leichttraben ist, dass die Fußballen dennoch verhältnismäßig leicht in den Steigbügeln liegen. Wer hier stark stützt, steht fester und unharmonischer auf. Besser verbunden mit dem Pferderücken bist Du, wenn Du Dir beim Leichttraben vorstellst, dass Deine Beine an den Knien enden. Das Aufstehen muss laut der Mary-Wanless-Methode vorwiegend durch das Hebeln der Oberschenkel entstehen. Wer so erstmals aufsteht, der wird nach ein paar Runden deutlich seine Muskulatur spüren – auch als geübter Reiter.

5.Zu weit hinten einsitzen

Sitzt der Reiter zu weit hinten ein, dann gibt er mit jedem Einsitzen Druck in Richtung Sattelefter ab. Dadurch wird sein Gewicht nicht mehr gleichmäßig verteilt, sondern vor allem in den hinteren Bereich der Kissenpolsterung verschoben. Das kann unangenehm für das Pferd sein und sogar zu Rückenschmerzen führen.

Leichttraben: Übung zum Testen

Eine schöne Übung, um das eigene Körpergefühl beim Leichttraben zu verbessern: Abwechseln zwischen normalem Leichttraben bei jeder Wechsel der Diagonale (1:1) und je zwei Tritte stehenbleiben, einen Tritt sitzen (2:1).  Probiert es mal aus! Vielleicht ist das Pferd zunächst verwundert, doch nach ein, zwei Runden wird es bemerken, dass Du einfach normal weiter traben möchtest, auch wenn Du da oben drauf heute etwas anders machst. Dann bleib auch einfach mal für drei, vier Tritte in der Luft am höchsten Punkt stehen. Fühl die Höhe nach und stehe nächstes Mal bewußt so weit auf, wie Du es in der Übung zuvor gespürt hast.

 

Na, wird’s warm bei den Übungen? Mein Hund hat vorgesorgt. Foto: Klara Freitag

 

Mir haben Elaine Butler, Hannah Engler (beide arbeiten nach dem Mary-Wanless-Sitzschulungssystem) und Claudia Butry (Sitzschulung nach der Bewegungslehre von Eckart Meyners) geholfen, den Sitz auch nach vielen Reitjahren noch mal zu verbessern. Elemente aus ihrem Unterricht sind in diesem Text zu finden – sie selbst können es sicherlich noch mal viel besser direkt im Unterricht erklären!