Wie wär’s mit Rente, Schätzchen?


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Erinnert Ihr Euch noch an meinen Geburstags-Jubeltext? Wie fit und toll das Pferd ist mit 24 Jahren?

Tja – kurz darauf war alles anders. Mein Pferd hat die Muskeln abgeworfen, wie ein Weihnachtsbaum seine Nadeln abschmeißt. Sie sah von Woche zu Woche immer erbärmlicher aus. Die Kruppe: im Herbst war sie noch rund, Mitte April eingefallen. Die Halsmuskeln wurden immer weniger, die Schulterpartie war mager, der Rücken sah fruchtbar aus, und ich konnte die Rippen sehen. BÄMM.

Es ging wahnsinnig schnell. Vier Wochen waren das, maximal. Vielleicht erinnert Ihr Euch an die schönen Bilder im Wald, HIER zu sehen, von Fee und mir. Schon da erkennt, wer genau hinguckt, dass die Oberschenkelmuskulatur des Pferdes mehr sein könnte. Danach gab es keine aktuellen Reitbilder mehr.

Auch nicht von den Kursen. Wir haben ja im Frühjahr eine Kursreihe mit Sara Oliveira, Alizée Froment, Saskia Gunzer und Elaine Butler veranstaltet. Saskias Kurs habe ich nicht mitgemacht. Wäre gegangen, weil auch meine Tierärztin sagte: weiter trainieren. Aber Fee sah so unbemuskelt aus, dass ich das nicht für öffentlichkeitstauglich hielt. Sie war ein Paradebeispiel dafür, wie ein Pferd nicht aussehen sollte.

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Die wunderbaren Fotos dieser Serie hat Klara Freitag gemacht. Alle.

 

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Natürlich ging sofort die Suche los. Was ist los in ihrem Körper? Wir haben Blut gezogen, Kotproben genommen, die Zähne machen lassen, parallel habe ich sie osteopathisch durchchecken lassen. Außerdem den Sattler gerufen, die Fütterung überprüft, Bücher und Foren gewälzt. Mich mit meiner Tierärztin beraten und über jede Kleinigkeit nachgedacht: was haben wir verändert? Hat sie Stress durch irgendwas? Ist das Grundfutter anders als sonst?

Nein, die Umstände hatten sich nicht verändert.

Aber mein Pferd hatte sich verändert.

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Der Blutwert zeigte: sie hat Cushing.

Eine Hormonstörung, die einen veränderten Stoffwechsel zur Folge hat, eine gängige Krankheit für ältere Pferde. Ich entschied mich für eine schulmedizinische Behandlung, sie bekommt jetzt Tabletten, jeden Tag. Dazu stellte ich das Futter um, auf zuckerreduzierte Varianten, sie bekommt nun Reiskleie statt Hafer, ein anderes Mineralfutter. (Tipp: Kontrolliert mal die Produktbeschreibung Eures Mineralfutters. Es gibt Firmen, die teures Futter herstellen, und dennoch enthält es Waffelmehl oder andere Zuckerquellen, damit Pferde sie gern fressen – nicht gut.) Das Heu gab es zuvor schon so gut wie ständig, also 24/7.

Wie sich Klara für dieses Bild auf den Boden geworfen hat, könnt Ihr auf Instagram, HIER, sehen.

Wie sich Klara für dieses Bild auf den Boden geworfen hat, könnt Ihr auf Instagram, HIER, sehen.

 

Dadurch, dass ich alles auf den Kopf stellte, um eine Lösung zu finden, fiel mir auf, das so einiges nicht mehr ideal war, was in meinem Kopf noch als Ideallösung abgespeichert war. Ihr Offenstall, HIER zu sehen, zum Beispiel.

Es ist der beste auf unserem Hof, finde ich. Viel Platz, mit unterschiedlichen Böden, nämlich Naturboden, Gummiboden, Asphalt, Kies, Sand. Die perfekten Reize für Barfußpferde. Sie lebte da mit einem jüngeren PRE und einem Isländer. Der PRE war recht neu in der Gruppe, er kam im Winter hinzu. Augenscheinlich verstanden sich alle – der Isi ist der perfekte, gelassene Chef, der nur einschreitet, wenn es absolut notwendig ist. Meine Stute, ehemals ranghoch, ist mit den Jahren immer zurückhaltender geworden. Der junge PRE schickte sie gern weg, von einer Heustelle zur anderen. Nicht schlimm, ein Blick genügte, um sie gehen zu lassen, und da war viel Platz und immer reichlich zu fressen.

Doch: Das war nicht genug Ruhe für ein Pferd, das momentan andere Baustellen hat.

Also: umgestellt. Jetzt lebt sie nur noch mit dem Isi in einem kleineren Offenstall auf dem gleichen Hof. In Kauf genommen habe ich, dass wir jetzt nur noch zwei Bodenvarianten haben, und die beiden weniger Platz haben als zuvor (ja, das ist relativ, denn der vorherige Stall war wirklich rieesig, es hätten 12 Boxen oder mehr auf die Fläche gepasst). Es gibt daher weniger Bewegungsanreize. Doch die beiden lieben sich sehr, wiehern sich gegenseitig zu und fressen Kopf an Kopf. Kein Stress also, auch kein niederschwelliger mehr. Zum Glück darf der Isi auch so viel Heu fressen, wie er mag. Sonst hätte es futtertechnisch wieder nicht hingehauen.

Der Sattel: wurde überarbeitet. Die Zähne auch. Alles nicht schlimm, aber kleine Sachen, die in der Addition die Lebensqualität verändern.
Jetzt, zwei Monate später, kann ich sagen: Wir haben das im Griff. Der ACTH-Wert, das ist das schulmedizinische Indiz für Cushing, ist okay. Sie ist wieder ansehlich. Wenn auch nicht so gut bemuskelt, wie es mal war. Wenn ich mir Fotos ansehe, auch das da oben mit den schönen Blumen, dann sehe ich immer noch, dass da Rückenmuskeln fehlen. Das Pferd, das im vergangenen Jahr noch Jahre jünger geschätzt wurde, sieht aber mittlerweile genau so alt aus, wie es ist.

Obwohl sie wieder besser aussieht, beschleicht mich immer wieder das Gefühl, dass sie nicht so spritzig, so übereifrig ist wie immer. Und ich frage mich: bin ich übersensibel geworden? Die Stute ist mein Augenstern. Ich habe sie seit 21 Jahren. Sie war mal eines meiner Pferde, jetzt ist sie mein einziges. Natürlich bin ich aufmerksam, wäge jede Kleinigkeit ab. Ich will nicht den Moment verpassen, an dem ich sagen sollte: so, Schluss jetzt, jetzt kommt die Rente.

 

Wie lange gibt man Zeit, bis man die Rente einläutet?

Ich war immer der Meinung: Rente ist generell eine schlechte Idee. Da bauen Pferde nur Muskulatur ab. Angepasste Bewegung, ja. Aber Rente, auf die Weide stellen und zum Nichtstun verdammen? Gerade für so ein geborenes Arbeitstier wie meine Stute konnte ich mir das nie vorstellen.

Mein Bauch sagt aber in letzter Zeit immer mehr: Nee. Nicht reiten. Lieber Arbeit an der Hand. Lieber ausreiten. Nicht so viel tun. Und gleichzeitig muss ich meinen eigenen Ehrgeiz bremsen, denn der schreit: JAAA! Super gern würde ich mehr tun, mehr reiten, mehr lernen.

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Also frage ich mich:

a) Werde ich zur übersensiblen Tüddeltante und interpretiere den Wunsch nach Rente in das Pferd hinein?

Oder

b) Bin ich zu ehrgeizig und übersehe, dass mein Pferd da gar nicht mehr das Richtige für ist?

Ich hab mich entschieden. Diesen Sommer und Herbst warte ich noch ab und schaue, dass ich sie und ihre Muskeln so gut wie möglich wieder auftrainiert bekomme. Habe ich dann immer noch den Eindruck, es ist nicht der richtige Weg, dann folgt die Teilzeitrente. Bewegen ohne Gewicht, Ausreiten nur mit meiner superleichten Reitbeteiligung im Sattel, einfach alles noch mal eine Nummer mehr piano als bisher.

 

Im nächsten Schritt bekommt sie dann einen Kindergarten, auf den sie aufpassen soll. Und bei dem Gedanken lacht mein Herz dann auch wieder.

 

 

Weshalb das Kind kein Shetty bekommt

Young Love ❤️

Der kleine Onkel ist wunderbar. Er geht fein als Handpferd in den Wald. Er lässt sich auf Halfter und ohne Sattel von der Weide zum Stall reiten. Er springt gerne und gut. Er hebt die Füße so engagiert beim Stangentraben hoch, dass man sieht, was für einen Ehrgeiz er hat.

 

Der kleine Onkel ist eine Autorität. Der mit einem unglaublichen Move seine ganze Wallachherde kontrolliert, in der auch Großpferde und leichte Kaltblüter wohnen. Der 1-Meter-zehn-Zwerg schmeißt, wenn ihm danach ist, alle aus dem gemeinsame Offenstall heraus, ohne auch nur einen Fuß heben zu müssen. Dafür rennt er rückwärts den anderen entgegen, die Kruppe dabei heraus gerichtet, so dass sie genau auf die anderen Pferde zeigt. Die stürzen dann rückwärts, solch einen Eindruck macht der Zwerg.

 

Der kleine Onkel funktioniert wunderbar, so lange er genau weiß, was okay ist und was nicht. Das Kind lernte, dieses kleine Pony zu „führen wie einen Hengst“: Gerte in die rechte Hand, so dass jedes Schnabbeln sofort mit einem Gertenstupser auf die Nase geahndet wurde. Sich nicht abdrängeln lassen. Ran an den Speck, keinen Meter ausweichen, sondern ihn in die Schranken weisen.

 

Mit Fee und kleiner Onkel unterwegs.

Mit Fee und kleiner Onkel unterwegs. Foto: Klara Freitag

 

Onkel lernte, beim Reiten das Führpferd nicht zu überholen – wobei überholen bedeutet, dass er seinen Kopf nicht auf Höhe des Führpferdes nehmen darf, sondern schön auf Schulterhöhe bleiben soll. Diese Erziehung übernahm meine Stute. Wurde sehr streng geahndet, ihre Ohren fliegen zurück und das Maul kräuselt sich, wenn er in ihren Kopfbereich vordrängelt.

Mit dieser Gebrauchsanweisung behandelt, ist der kleine Onkel das perfekte Pony. Das Kind und er springen Minihindernisse oder reiten zum Waldspielplatz. Unsinn machen wie die Weide hochreiten geht manchmal auch. Und trotzdem heißt es bei uns: die Ponygröße Shetty wird übersprungen. Das wird nicht gekauft, das wird nur geliehen.

 

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Kleiner Onkel hat einen Hauptjob als Therapiepony. Nebenbei sind wir dann ab und an ein Team. Foto: Klara Freitag

 

Obwohl ich zugeben muss, dass mir unser Pflegepony mindestens genauso viel Spaß macht wie dem Kind. Er ist so klug, alles, was einmal installiert ist, sitzt. Er begreift auf Anhieb und ist total lernbegierig.

Warum ich so einen Zwerg nicht haben möchte? Zum einen, weil Kinder aus diesen 1-Meter-Ponies schnell herauswachsen. Weil Shetties richtig gut beschäftigt werden müssen, und keineswegs mit ein bisschen Kinderreiten ausgelastet sind. Ponysulky fahren und Arbeit an der Hand sind toll, kann jeder Erwachsene machen – aber auf so einen Zwerg kann man sich als Elternteil niemals zum Korrekturreiten draufsetzen.

Der vielleicht wichtigste Grund aber ist: Dieses Warten auf ein Pony ist eine selbst herbeigeführte Schwierigkeit. Ich möchte, dass sich das Kind so richtig anstrengen muss, um ein Pony zu bekommen. Es soll das von Anfang an Wert schätzen.

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So schön da. Das sind allerdings keine Pferdeweiden – ist mit Stacheldraht eingezäunt, wie man mit Adlerauge sehen kann. Wir haben das nur als Fotokulisse genutzt, danke, Herr und Frau Nachbar! Foto: Klara Freitag

 

Natürlich würde ich am liebsten alles sofort anschaffen. Weil ich da selbst so einen Spaß dran habe. Mein Kind ist schließlich das Kind einer reitenden Mutter. Die sich wie Bolle freut, dass es reiten super findet, und die am allerliebsten natürlich die Pferdewelt auf einem Teppich für das Kind ausbreiten würde. Nur: alles mundgerecht vorbereitet ist zu einfach. Ich bin mir sicher, dass, wenn ich das ausleben würde, das Kind nicht zu schätzen wüsste, was es da bekommt. Also haben wir eine Bedingung eingeführt, die für unser Kind ganz schön kniffelig ist: Seine drei Kaninchen muss es alleine versorgen können. Füttern und Misten. Und zwar ohne dass ich es daran erinnern muss. Eingefallen ist mir diese Regel nach ihrem ersten Hofturnier. Füttern klappt. Misten vergisst das Kind oft. Darüber ärgert es sich dann selbst, wenn es den Kalender ansieht, auf dem es eintragen soll, was es für die Kaninchen getan hat, und beim Punkt Misten nicht sein Name steht.

 

Letztens aber, im strömenden Regen, da musste das UNBEDINGT JETZT gemacht werden. Fand das Kind. So ging ich seelig grinsend mit Kind und Schubkarre im platschenden Regen den Weg zum Misthaufen herunter. Die Hosen klebten irgendwann vollgesogen an den Oberschenkeln. Ich bin selten so gern durch Pfützen gestiefelt. Es gefiel mir, dass es dem Kind wurscht war, wie nass es wurde. Es war ihm auch wurscht, dass es auch noch beim Nachbarn Stroh holen musste im Regen, von seinem Taschengeld. Es war gut gelaunt und emsig. Und ich dachte innerlich so: YEAH! So soll das. Das Kind hat danach sehr stolz und ordentlich seine Kalendernotiz gemacht. Und ich rieb mir gedanklich die Hände, weil dann endlich, endlich bald die Familie auf ein Pony mehr heranwächst.

 

Das sind dann so Momente, die wohl nur ebenso pferdeverrückte Menschen nachvollziehen können.

 

Warum Du ein Doppelkinn haben solltest

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Nix zu sehen von einem Doppelkinn, ne?! Foto: Klara Freitag

 

Das Thema Schönheit hatten wir ja letztens erst HIER, und wie Ihr Euch vielleicht erinnert, hat die Modewelt unseren Helm-drückt-Haare-platt-Look kopiert und für absolut in erklärt.

 

Doch, im Ernst: welchen Reiter kümmert es, ob er von Modepofis als stylisch empfunden wird? Viel, viel wichtiger ist doch, wie wir reiten, und nicht, wie wir beim oder nach dem Reiten aussehen. Theoretisch.

 

Praktisch taucht da des öfteren eine Stimme auf, der gutes Reiten ja so etwas von egal ist.

 

WER DAZWISCHEN PLAPPERT

 

Teufelchen links auf der Schulter, im Vorbeigehen: „Da ist ein Spiegel. Guck rein!“ 

 

Ach, egal.

 

Teufelchen links auf der Schulter, beim Scrollen der Reitbilder: „Also DIESES Selfie geht gar nicht, wie siehst Du denn daaaa aus?“

 

Meinst Du? Tatsächlich?

 

Teufelchen links auf der Schulter, beim Weiterscrollen: „Lass mal weitergucken, gut, wenn wir da jetzt noch den Lark-Filter drauflegen, mmmhh, jaaa, das könnte gehen.“

 

 

Ach, JA!

 

 

Also, da ist nichts zu machen: wir haben unser kleines Eitelkeits-Teufelchen alle auf der Schulter sitzen. Bei dem einen ist es eher still veranlagt, und toleriert Matschstiefel, zubbelige Haare und abgebrochene Fingernägel, bei den anderen ist es stark extrovertiert und plappert die ganze Zeit dazwischen.

 

Laut wird das Teufelchen aber so gut wie bei jedem, der Bilder von sich mit rotem Kopf und Doppelkinn auf dem Pferd sieht.

 

WARUM DU EIN DOPPELKINN HABEN SOLLTEST

 

Roter Kopf? Check!

Doppelkinn? Mhhh, hab ich das?

 

Ich SOLLTE eins haben, habe ich vor ein paar Tagen gelernt.

 

Wir hatten Sitz-Expertin Elaine Butler bei uns daheim, sie hat uns einen zweitägigen Kurs gegeben. In der Theorieeinheit erklärte sie einer Reiterin, was diese tun könne, um ihren Kopf nicht mehr so vorgestreckt zu tragen. Dafür erklärte sie uns anhand einer britischen Spitzen-Dressurreiterin, dass ein Doppelkinn eine prima Sache bei Reitern sei:

 

„Es gibt so viele Pressefotos von Charlotte Dujardin mit Doppelkinn – obwohl das ein dünnes Mädchen ist!“ sagte sie. Und dann erklärte sie, warum gerade das gut sei: „Das kommt daher, weil gute Dressurreiter ihren Kopf zurücknehmen, um ihn genau mittig auf der Halswirbelsäule zu platzieren!“

 

 

Merke: Bist Du ein guter Reiter, hast Du ein Doppelkinn!

 

Leute, es wird immer besser. Wir dürfen angeklatschte Haare haben, dann sind wir für die Modeleute hip. Wir dürfen ein Doppelkinn haben, dann reiten wir biomechanisch gut.

 

Ach, das Leben ist so einfach und schön. Man muss nur wissen, welchen Aspekten Aufmerksamkeit zu widmen ist!

 

P.S. Ja, ich habe mich nicht getraut, ein Doppelkinn-Foto einzustellen. Aber nach diesem schamlosen Selfie bei der letzten Geschichte darf ich da mal kneifen, finde ich!

Ursula Bruns – ein Nachruf

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Autorenbeschreibung von Ursula Bruns auf dem Umschlag ihres Buchs „13 alte Esel“ von 1958.

 

Heute wird Ursula Bruns beerdigt. Die große Pionierin der Freizeitreiterei, der Basis-Ausbildung und diejenige, die die Islandpferde nach Deutschland brachte. Ein Nachruf, ein Verneigen – und eine Kleinigkeit, die noch gerade zu rücken ist.

Mein erstes Exemplar von Ursula Bruns Buch „Heißgeliebte Islandpferde“ bekam ich von Nachbarn, dessen Ponys ich als Grundschulkind nachmittags striegelte. Ich habe es dieser Tage, als ich hörte, dass Ursula Bruns gestorben ist, wieder heraus gekramt und darin gelesen. Jeden Abend ein paar Kapitel.

Hach. Wie sie von Héla erzählt: Ursula Bruns wollte ein ruhiges Pferd zu ihrem sensiblen Sóti kaufen, und ein isländischer Freund schickte ihr die Stute Héla. Sie entpuppfte sich als spezieller Fall, so dass UB beschloss, dass sie ‚mit Selbstmordabsichten auch Sóti besteigen konnte’ und deshalb die Stute ‚lieber zu Fuß studierte’. Was natürlich nicht nur dabei blieb. Sie erzählt von emsigen Reitkindern, ihren Weiden im Frühling, Fotosessions und von der Robustpferdehaltung, die als Eigenversorger damals bloß ‚70 Pfennige pro Pferd und Tag’ kosten würde, man dann allerdings kaum mehr zum Reiten selbst käme. Sie schreibt über die isländische Landschaft, beschreibt Geröllfelder und ‚ständig ihr Bett wechselnde Gletscherflüsse.“

 

Was für ein persönlicher, nicht glatt gebügelter Schreibstil! Wie viel Pferdewissen, das heute wieder neu entdeckt und neu verkauft wird, ist dort, in den Beschreibungen ihrer eigenen Pferde, schon enthalten. Wie wunderbar!

 

Linda Tellington-Jones über ihre Weggefährtin
Die großartige Ursula Bruns hat so viel für die Pferde in Deutschland getan. Wie würde unsere Leidenschaft heute ohne sie wohl aussehen? Keine Offenställe, keine Islandpferde (die brachte sie nämlich nach Deutschland), keine Basis-Schulungen für Späteinsteiger, kein Reken-Reitzentrum, keine Linda Tellington-Jones hierzulande bekannt? Nicht auszudenken! Ihre Weggefährtin Linda Tellington-Jones schreibt:

 

„Wir haben eine Vordenkerin und Legende vergangenen Freitag verloren. Aber UB wird in all den Herzen derjenigen weiterleben, dessen Leben sie berührt hat mit ihrer Leidenschaft, das Leben der Pferde zu verbessern.“ 

 

Sie schrieb diese Worte in einer E-Mail an mich vor ein paar Tagen war das. Das Team von pferdia tv und dem Verlag Kosmos plant nämlich momentan Dreharbeiten mit Linda Tellington-Jones, deshalb mailten wir ein wenig hin und her. Ich fragte LTJ, ob ich diese schönen Worte aufschreiben darf, und sie sagte zu. Und sie erzählte weiter, dass es vor vielen Jahren Ursula Bruns gewesen sei, die sie vor die Schreibmaschine gesetzt hätte in Reken, jeden Tag, fünf Wochen lang, und Linda Tellington-Jones bestärkte, ihre Methode zu veröffentlichen. Nur durch UBs Zuspruch war es möglich geworden, dass Linda Tellington-Jones ihr erstes Buch in Deutschland veröffentlichte.

 

Linda Tellington-Jones Buch war etwas ganz anderes, als alles, was der Markt damals kannte. Genau dieses Buch landete in meinem Buchregal, da war ich vielleicht zehn, zwölf Jahre alt, und da war etwas darin, dass sagte: „Es geht auch so!“ Ich sehnte mich nach diesem Umgang mit dem Pferd, und ich bin mir sicher, das ging vielen damals eben so. Im heimischen Reitstall sah ich Zuckerbrot und Peitsche, Herumgebrülle ebenso. Daheim schlug ich diese Bücher auf  – welch ein Kontrast! Die beiden, UB und LTJ, lösten einen Ruck aus, der bis heute nachwirkt. Paddockboxen an jedem zweiten Stall, Wettbewerbe, wie ‚Unser Stall soll schöner werden’, sogar Bodenschulentrainings der FN – wer hätte das gedacht, vor Jahrzehnten, dass es so etwas einmal unter dieser Flagge geben wird.

Wie UB ein Feld amerikanischer Profi-Reiter hinter sich ließ
Linda Tellington-Jones schwärmte in ihrer Mail über UB auch von den großartigen Qualitäten von Ursula Bruns als Reiterin. „Als sie 1970 die USA besuchte, fragte sie mich, ob es realistisch sei, untrainiert den berühmten 100-miles-in-one-day Tevis Cup Ritt zu absolvieren. Ich riet ihr, teilzunehmen, den Ritt zu genießen und einfach zu schauen, wie weit sie wohl käme. Sie wurde Vierte! Das gab’s noch nie!“

 

Eine UB konnte wohl einen Stiefel reiten. In „Heißgeliebte Islandpferde“ beschreibt sie, wie sie ein Pferd korrigierte, dass ihr als unrittig und durchgehend gebracht wurde. Fálki beschreibt sie als sensibel, fein und hochgradig aufmerksam, ‚die Augen stets in Bewegung, den Weg vorauf, die Wegränder entlang knackt da ein Zweig? Raschelt es im Laub? Klingelt unversehens eine Fahrradglocke auf dem Pfad?’ Das Pferd sei unberechenbar, sagten ihr die Vorbesitzer, es ginge durch. Ursula Bruns Kapitel über Fálki ist beeindruckend: sie analysiert sein Durchgehen als Instinktverhalten, beschreibt die Verhaltensweisen von wilden Pferden bzw. den Vorfahren von Fálki und attestiert dem Wallach starke Urpferde-Instinkte. Die ihn in den Fluchtmodus wechseln lassen, sobald der Reiter unsicher wird:

 

 „Fálkis ganze Welt war aus den Fugen geraten – und keiner der klugen Experten begriff es“, schreibt sie über seine Vorbesitzer.  „Er wich ihnen auf der Weide in weitem Bogen aus, weil sie die Angst mitbrachten wie einen bösen Geruch. Anfangs klopften und streichelten sie ihn nach dem Einfangen, doch eigentlich nur, um sich selbst zu beruhigen. Da ihre Angst vor ihm dabei nicht nachließ, spürte er nur dies und konnte in seinem Pferdehirn nichts andres annehmen, als dass Grund zur Angst bestand. Und er reagierte mit Steigen, Zurückweichen, Augenverdrehen.“

 

Sie spricht nicht von Fehleinschätzungen von irgendwelchen Pferdeprofis im Jahr 2016 – sie analysiert hier in den 50er Jahren! Wo kaum verhaltensbiologische Forschungen vorlagen, wo Horsemanship als Marke noch nicht erfunden war. Schließlich erklärt sie, wie sie das Vertrauen wieder herstellte und Fálki das beste Reitpferd einer talentierten Jugendlichen wurde.

 

Ursula Bruns erwärmt auch heute noch mit ihren Erzählungen mein Herz. Neben all den Fakten, die sie für die Pferde schuf.

Das Ende der freizeit im sattel
Es gibt aber auch etwas, von dem ich mir wünschen würde, es wäre anders gelaufen. Besser.

Ich habe zwei der letzten Jahre der freizeit im sattel zu verantworten. Das Magazin, dass UB gegründet hat als ‚Pony Post’, und das zu schlichtweg DEM Magazin für Freizeitreiter heranwuchs. Ich habe damals als Chefredakteurin von Pegasus mit Inbrunst, Arbeit und Liebe fürs Blatt versucht, die freitzeit im sattel in die Pegasus zu integrieren und es auf neue Art und Weise weiterleben zu lassen.

Sollen wir kaufen? fragte mein Verlagschef.

Ich sagte: Die beiden Magazine passen zusammen.

Ja.

Viele der langjährigen Leser fanden das furchtbar. Überhaupt unsagbar unverschämt, diese heilige freizeit im sattel in ein anderes Blatt integrieren zu wollen. Und dann auch noch in einem anderen Stil.

Ich habe mehrere kniehohe Stapel uralter Exemplare der freizeit im sattel daheim. Ich war das Kind, das beim benachbarten Islandpferdezüchter stets die gelesenen fs-Hefte abholte und nach Hause schleppte. Mein erstes Pferd stand im Offenstall, weil ich in der freizeit im sattel lernte, wie das geht, Haltung in Eigenregie.

Ich konnte diesen Herzschmerz der Stammleser verstehen.

Aber ich wusste auch: So, wie sie zu dieser Zeit existierte, war die freizeit im sattel aus der Zeit gefallen. Ohne diesen Verkauf und ohne die Neuerungen hätte die fs die paar Jahre gar mehr nicht mehr gehabt. Deshalb fand ich es damals gut, dass der Verlag, der Pegasus besaß, die fs erwarb.

 

Heute denke ich: Vielleicht wäre ein schnelles Aus sogar besser gewesen, als dieses Sterben auf Raten.

 

Beide Magazine wurden gemeinsam jünger, bunter, aufmerksamer. Dann bekam ich ein Kind und kündigte. Aus Gründen. Ein Nachfolger kam. Schließlich ging die Pegasus – freizeit im sattel in einem anderen Magazin auf. Das nennt man so, aber letztlich war das: Ein Verkauf von Abonnenten. Von den ursprünglichen Blättern ist nichts mehr zu spüren. Es ist mir und auch meinem Nachfolger nicht geglückt, dieses schriftliche Erbe hinüber zu retten in eine neue Zeitschriftenlandschaft.

 

Das ist eine Schande, liebe Frau Bruns. Es tut mir leid.

 

Höhepunkte der Zeitschrift zu meiner Zeit waren sicherlich die langen Interviewstrecken mit Ursula Bruns höchstpersönlich. Damals bat ich die Autorin Monika Krämer für Pegasus-freizeit im sattel (so hieß das Blatt zu der Zeit) nach Spanien zu reisen, wo UB viel Zeit verbrachte. Wir druckten mehrfach seitenlange Interviews. Was bin ich froh, dass es diese Zeitzeugnisse gibt!

 

Etwas richtig gemacht.

 

Entzückend wie Dick und Dalli
Nach UBs Tod telefonierte ich mit Monika Krämer. Wir sprachen über all dies, und waren uns einig, dass Ursula Bruns neben all der Verdienste für die Pferde auch eine herausragende Autorin war. Wir sprachen von „Heißgeliebte Islandpferde“, und dann fragte Monika Krämer, ob ich auch UBs Buch „13 alte Esel“ kennen würde?

So entzückend wie Dick und Dalli sei das.

Bisher nicht.

 

Ein paar Minuten später habe ich es mir antiquarisch im Internet bestellt. Ich hab es mir selbst geschenkt, bin sehr gespannt darauf.

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Ich werde jede Zeile genießen und abends mit einem Glas spanischen Weins auf Ursula Bruns, diese großartige Frau der Pferdeszene Deutschlands, anstoßen.

Und im Kleinen versuchen, das zu tun, was sie im Großen lebte. Eine gute Autorin in dieser Pferdewelt und Pferdemenschenwelt zu sein. Die Guten fördern. Die richtige Kritik üben. Dem Pferd einen Dienst erweisen, diesem wunderbaren.

 

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Wie man feinste Ponies züchtet

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Der vierjährige gekörte Hengst Mr. Sunshine im Paddock. Dass er noch lebt, hat er der Beharrlichkeit seiner Besitzerin zu verdanken. Foto: A life with horses.

 

Heute Nacht werde ich von etlichen Ponys träumen, und es werden alles Palominos und Füchse sein. Weil: wir, meine kleine Tochter und ich, haben heute Christina besucht, Christina Wessling, die Reitponys züchtet. Rheinische Reitponys, die mit dem vielen Gang drunter, und das macht sie ganz schön erfolgreich. Wer es innerhalb von zehn Jahren schafft, gekörte Hengste und Staatsprämienstuten zu liefern, dazu alle gerittenen Nachkommen der Stammstute bis zum Bundeschampionat zu bringen, hat vieles richtig gemacht.

Ich bin ja ein Zucht-Junkie. Was gibt es in der Pferdewelt Schöneres, als frisch geborene Fohlen? Außerdem: Je mehr ich mich mit der Pferdezucht beschäftige, desto interessanter finde ich sie.

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Zu Christina bin ich gefahren, weil ich wissen wollte: wie macht man das? Mal so eben eine bedeutende Zuchtstätte aus dem Boden zu stampfen? ‚So eben’ trifft es dabei ziemlich genau, denn neben den Pferden, von denen sie ihre Hengste bis zur S-Dressurreife ausbildet und auch noch selbst auf Turnieren vorstellt, führt die Tierärztin eine Kleintierpraxis und hat vier Kinder.

Bei Siegen in Westfalen. Es ist hügelig, grau-weiße Häuser stehen an kurvigen Straßen. Mitten im Dorf eine Tierarztpraxis, daran der Stall und eine nagelneue Reithalle aus hellem Holz. Telefonierend läuft jemand auf und ab, Pferdeschwanz, Reithose, drahtige Figur: Christina Wessling. Sie winkt, und wir starten einen Pferdeguck-Marathon. An den Hengstboxen geht’s vorbei, da steht schon die erste Mutterstute. Ab in die Halle mit ihr, ein wenig, es hat viel geregnet in den letzten Tagen, daher sind alle noch innen. Die Stute saust mit ihrem Hengstfohlen durch die Halle.

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Die Berühmtheit: Stammstute Carlotta mit Hengstfohlen von Numero Uno.

 

  1. Regel: An der Stammstute nicht sparen

 

Sie ist eine Tochter von Carlotta. Und sieht aus wie ein Abziehbild dieser. Mit Carlotta, Palomino, viel Bewegung, mütterlicher Ausdruck, reichlich Brusttiefe, guter Halsansatz und feines Wesen, fing alles an. Vor zwölf Jahren war Christina Wessling schwanger mit dem ersten Sohn, ritt eigentlich ländliche Springturniere und wollte sich ein Reitponykaufen, einfach zur eigenen Freude. Ohne einen Plan von Reitpony-Abstammungen zu haben, fuhr sie mit ihrem Mann zur etablierten Zuchtstätte Wilbers und suchte sich dort einen Fuchs aus, Danny Cool. Heute ist sie mit dem gekörten Hengst im S-Dressursport angekommen. Doch damals, Danny Cool war zweijährig, hieß es daheim: „Ein Pony? Und dann noch nicht mal eine Stute, mit der man züchten kann?“ Christina Wessling zog einfach noch mal los. Sie ließ sich eine Jungstute nach der anderen zeigen, doch bei jeder Stute, die bei Wilbers durch die Halle trabte, sagte sie: Nein, die ist es nicht. Das letzte Ass im Ärmel war dann Carlotta. Die Stute von Champion De Luxe mal Top Nonstop wollten Wilbers eigentlich gar nicht abgeben. 9000 Euro blätterte Christina Wessling für eine struppige Zweijährige hin, die sich exzellent bewegen konnte. „Na da war etwas los, als ich mit ihr nach Hause kam!“ erzählt sie, und lacht. Viel Geld für ein junges Pony – doch bei Wilbers sagte man ihr schon damals: „Das wirst Du zurück bekommen.“ Doppelt und dreifach sogar: Carlottas erster Sohn war gleich ein Volltreffer, Don Dolino ist gekört und mittlerweile M-platziert. Es folgte ein weiterer Prämienhengst, Donadoni. Carlotta wurde die Stammstute ihrer Zucht, und lieferte ein Spitzenpony nach dem nächsten.

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Carlottas Jüngster, Hengst von Numero Uno. Er soll zur Aufzucht bleiben.

 

 

  1. Regel: Alte Zöpfe abschneiden

 

Die größten Stärken ihrer Stammstute: „Ihre Fohlen stehen alle ganz korrekt, sie vererbt viel Bewegung und Typ“. Mehrfach paarte sie FS Don’t worry an „der ist sowieso der beste, von Charakter und Bewegung her“, er ist aber auch dafür bekannt, wenig Ganaschenfreiheit mitzugeben, aber „auch mit ihm vererbt Carlotta stets Eleganz und feine Köpfe.“ Ihr Springpferd, das sie damals noch hatte, verkaufte sie, und konzentrierte sich ganz auf die Ponys. „Der größte Fehler den die meisten Leute machen, ist es, irgendeine Stute zu nehmen, da einen super Hengst drauf zu packen und dann zu erwarten, dass etwas großartiges dabei heraus kommt.“ Sie sattelte komplett um und ritt nur noch Dressur. Mittlerweile bis S, mit drei Ponys. Motto: Wenn, dann richtig.

 

  1. Regel: Bewährtes wiederholen

„Ach, Reitponyzucht ist viel einfacher, als Warmblüter zu züchten“, sagt sie, als wir den Stutenstall betreten, in dem Carlotta und zwei Stuten weitere Stuten von Champion de Luxe und Don’t Worry stehen. Man nehme eben eine Stute der erfolgreichsten Stämme des Rheinlandes, „und eigentlich kann man dann anpaaren, was man will, da kommt immer etwas Gutes raus.“ Zwei Stuten hat sie aus dem direkten Stamm der Ginette, das ist rheinisches Tafelsilber. Alle Stuten führen dieses Jahr ein Fohlen von Numero Uno, und sind auch wieder von diesem besamt. „Dieser Hengst wird eine neue Liga eröffnen“, sagt sie. Das, was Don’t Worry über Jahrzehnte war – der Hengstprospekt spricht vom Donnerhall der Reitponys – das könne Numero Uno fortführen.

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  1. Regel: Zweite Chancen geben & dran glauben, auch wenn es sonst niemand tut
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Carlottas Tochter, eine nahezu identische Kopie der Mutter.

 

Neben der Reithalle auf dem Paddock steht ein Hengst mit weißgelocktem Haar, die Spuren vom letzten Turnier sind das. Mr Sunshine sieht aus wie ein Barbiepony, unglaublich hübsch. „Ist der nicht toll?“ sagt Christina Wessling, „auf ihn bin ich ganz besonders stolz, denn er hatte sich das Karpalgelenk gebrochen und ganz viele Menschen haben mir damals geraten, ihn in den Himmel zu schicken.“ Sie ist selbst Tierärztin, ihr Mann betreibt eine Tierarztpraxis für Pferde. Entgegen aller Ratschläge von Kollegen ließ sie das Pony nicht operieren. Weil: das wäre eine hop – oder-top Entscheidung geworden. Hätte der Einsatz einer Schraube geklappt, wären die Heilungschancen gut gewesen. Hätte die Schraube das Gelenk noch mehr zerspringen lassen, hätte er nicht mehr aus der Narkose aufwachen sollen. Zu riskant, entschied sie, holte das Pferd aus einer renommierten Klinik wieder nach Hause, gipste das Bein ein, und gab dem Pony einfach Zeit. Es funktionierte. Vor einer Woche ging Mr. Sunshine seine erste Prüfung, lahmfrei und erfolgreich (Sport-Bilder findet ihr unter ihrer Seite, HIER).

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  1. Regel: Starke Partner suchen

Mr Sunshine hat sie genau wie dessen Boxennachbarn, den imposanten dreijährigen Nanouk, von Wilbers. Die Hengste sollen bei ihr im Sport gehen, das Deckgeschäft ist erst mal nicht angedacht. Die beiden kooperieren eng. Merke: Neuzüchter mit Biss passt zu altem Hasen. Mal bekommt der eine für gutes Geld etwas, mal der andere. Mal macht der eine ein Zugeständnis, mal der andere. Sie arbeitet mit ihrem festen Trainer Matthias Bouten, und ist offen für Neues – Christina ritt ihren Danny Cool auf unserem Alizée Froment-Kurs, sie half ihr, mehr Losgelassenheit zu erreichen und so quasi nebenbei die Serienwechsel zu verbessern.

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Christina Wessling mit Nanouk, dreijähriger Hengst von Numero Uno, Siegerhengst der westfälischen Körung (nicht selbst gezogen).

 

  1. Regel: Bisschen verrückt sein

Während wir von Stall zu Stall ziehen, spielen unsere Töchter im Heu und ziehen danach das Kinderpony der Familie aus der Box. Sie setzten sich ohne Sattel darauf, Christinas Tochter galoppiert los, alle haben Spaß. Leidenschaft und ein wenig verrückt sein gehört dazu: Sonntags packt sie alle Sportponies in den Anhänger, und fährt zu ihrem Trainer Matthias Bouten, und reitet dort einen nach dem anderen. Einen P.R.E. hat sie neuerdings noch daheim, weil der ihr Freude macht, „Der bewegt sich wie ein Sportpferd und ist ganz einfach zu reiten“. Der Hund ist gerade trächtig, und in der Tierarztpraxis sitzen drei streunende Katzen in der Quarantäne, die sie gerade kostenlos behandelt. Und noch ein Zuhause dafür sucht. Die Frau ist ein Tausendsassa, keine Frage. Mit Plan, Kinderfrau und Hilfe im Reitstall, und einer guten Mischung aus Macher-Eigenschaften, Mut und Spaß dabei. Abends, wenn der Mann vom letzten Kundentermin kommt, fährt der Eiswagen im Dorf herum, und die Kinder strömen im Schlafanzug an den Bürgersteig. Nur ein Pferd muss jetzt noch vom Paddock eingesammelt werden. Dann ist Ruhe – ein wenig.

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Daisy hat so etwas ähnliches wie einen Mama-Job auf dem Hof: Sie ist das Kinderreitpony der Tochter. Und nimmt zur Not auch zwei kleine Mädchen eine Runde lang mit.