Warum Du ein Doppelkinn haben solltest

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Nix zu sehen von einem Doppelkinn, ne?! Foto: Klara Freitag

 

Das Thema Schönheit hatten wir ja letztens erst HIER, und wie Ihr Euch vielleicht erinnert, hat die Modewelt unseren Helm-drückt-Haare-platt-Look kopiert und für absolut in erklärt.

 

Doch, im Ernst: welchen Reiter kümmert es, ob er von Modepofis als stylisch empfunden wird? Viel, viel wichtiger ist doch, wie wir reiten, und nicht, wie wir beim oder nach dem Reiten aussehen. Theoretisch.

 

Praktisch taucht da des öfteren eine Stimme auf, der gutes Reiten ja so etwas von egal ist.

 

WER DAZWISCHEN PLAPPERT

 

Teufelchen links auf der Schulter, im Vorbeigehen: „Da ist ein Spiegel. Guck rein!“ 

 

Ach, egal.

 

Teufelchen links auf der Schulter, beim Scrollen der Reitbilder: „Also DIESES Selfie geht gar nicht, wie siehst Du denn daaaa aus?“

 

Meinst Du? Tatsächlich?

 

Teufelchen links auf der Schulter, beim Weiterscrollen: „Lass mal weitergucken, gut, wenn wir da jetzt noch den Lark-Filter drauflegen, mmmhh, jaaa, das könnte gehen.“

 

 

Ach, JA!

 

 

Also, da ist nichts zu machen: wir haben unser kleines Eitelkeits-Teufelchen alle auf der Schulter sitzen. Bei dem einen ist es eher still veranlagt, und toleriert Matschstiefel, zubbelige Haare und abgebrochene Fingernägel, bei den anderen ist es stark extrovertiert und plappert die ganze Zeit dazwischen.

 

Laut wird das Teufelchen aber so gut wie bei jedem, der Bilder von sich mit rotem Kopf und Doppelkinn auf dem Pferd sieht.

 

WARUM DU EIN DOPPELKINN HABEN SOLLTEST

 

Roter Kopf? Check!

Doppelkinn? Mhhh, hab ich das?

 

Ich SOLLTE eins haben, habe ich vor ein paar Tagen gelernt.

 

Wir hatten Sitz-Expertin Elaine Butler bei uns daheim, sie hat uns einen zweitägigen Kurs gegeben. In der Theorieeinheit erklärte sie einer Reiterin, was diese tun könne, um ihren Kopf nicht mehr so vorgestreckt zu tragen. Dafür erklärte sie uns anhand einer britischen Spitzen-Dressurreiterin, dass ein Doppelkinn eine prima Sache bei Reitern sei:

 

„Es gibt so viele Pressefotos von Charlotte Dujardin mit Doppelkinn – obwohl das ein dünnes Mädchen ist!“ sagte sie. Und dann erklärte sie, warum gerade das gut sei: „Das kommt daher, weil gute Dressurreiter ihren Kopf zurücknehmen, um ihn genau mittig auf der Halswirbelsäule zu platzieren!“

 

 

Merke: Bist Du ein guter Reiter, hast Du ein Doppelkinn!

 

Leute, es wird immer besser. Wir dürfen angeklatschte Haare haben, dann sind wir für die Modeleute hip. Wir dürfen ein Doppelkinn haben, dann reiten wir biomechanisch gut.

 

Ach, das Leben ist so einfach und schön. Man muss nur wissen, welchen Aspekten Aufmerksamkeit zu widmen ist!

 

P.S. Ja, ich habe mich nicht getraut, ein Doppelkinn-Foto einzustellen. Aber nach diesem schamlosen Selfie bei der letzten Geschichte darf ich da mal kneifen, finde ich!

2 Kommentare

  1. Den Satz: Merke; bist du ein guter Reiter, hast du ein Doppelkinn… passt zu Eurem genannten Beispiel bzw.auch zu Reitern, die dazu neigen, die Nase in due Höhe zu strecken. Als Bildliche Beispiel lässt sich so die korrekte Kopfhalten optisch darstellen.

    Bei den meisten Reiten sieht man jedoch die nach vorne abfallende Kopfhaltung, mit Blocker nach unten. Der Nacken wird dadurch überdenkt, die Schultern heben sich und der Oberkörper fällt im Schwerpunkt nach vorne. Auch sitzen diese Reiter oft nicht mehr im Schwerpunkt bzw. das Gesäß hebt sich hinten aus dem Sattel.
    Wenn man da noch den o.a.Leitsätze mit dem Doppelkinn anbringt, verschlimmert das anziehen des Kinns nun noch den von mir beschriebenen Effekt!

    Diese Reiter müssen lernen den Blick voraus zu richten, die Nase und die eigene Brustpartie etwas anzuheben, die Schultern aktiv zu entspannen, um damit wieder in den eig. Schwerpunkt zu gelangen.

    Ansonsten finde auch ich Eitelkeit beim Reiten ebenfalls unangebracht. Wenn man *Shooting Bilder* machen möchte, dann eignen sich vielleicht eher Profilbilder mit dem Pferd vom Boden oder entspannt im Schritt, am langen Zügel. Reiten ist Sport und da strengt man sich auch sichtlich an

    LG Kathi

  2. Hallo Kathi – ich weiß genau, was Du beschreibst, typische Laptop-geschädigte Haltung (ich winke mal herüber!). Sich die von Dir beschriebene Haltung mit Doppelkinn vorzustellen, fällt mir allerdings schwer – das wäre ja fast wie Kinn selbst an die Brust ziehen. Ging bei dem Beispiel ja dadrum, den Kopf schön ausbalanciert auf die Wirbelsäule aufzusetzen, bewusst, quasi die Gegenbewegung vom vorgestreckten Schildkrötenhals. Bezüglich der Eitelkeit: ach, ich finde, vor allem brauchen wir ein bisschen mehr über sich selbst lachen können im Reitsport. Ob es um Eitelkeit geht oder ums Trainieren oder Turniere reiten oder was weiß ich. Ich fang dann eben bei den roten Köpfen und dem Doppelkinn an. Obwohl ich natürlich auch Ästhetik mag, sonst gäbe es ja nicht so viele schöne Bilder auf dem Blog. Grins. Liebe Grüße von Jeannette