Das bin ich und meine Lieblings-Hasspflanze, der Ampfer. Kennen alle von Euch, die Pferdeweiden pflegen. Das Zeug vermehrt sich, ist hartnäckig, hat Beton-Pfahlwurzeln und ist extrem ausdauernd. Wir leben mit dem, mehr oder weniger. Es wird bei uns in der Region auch Ochsenblatt genannt, ganz korrekt wäre Stumpfblättriger Ampfer. Es hat nichts mit Sauerampfer zu tun! Der hat schmalere, länglichere Blätter und verbreitet sich nicht so extrem wie eben dieser hier.
Drei Tipps und eine Erklärung, wie ihr aus dieser toxischen Beziehung raus kommt.
Erster Tipp: Kauft Euch für 70 Euro dieses Gerät: den Ampferstecher (dies ist kein affiliate-Link, trotzt amazon). Es wird alles extrem erleichtern. Nach billigen Fehlkäufen habe ich dieses bei einer Freundin mal ausgeliehen und dann sofort bestellt. Macht einen Unterschied. Selten so gern geerntet, denn es zieht tatsächlich die Dinger mit Wurzel raus.
Zweiter Tipp:
Ist die Fläche zu groß fürs einzeln rausziehen und Du möchtest nicht spritzen (was hocheffektiv ist, aber eben Chemie): Schneide ihn ab. Das hilft jedoch nur, wenn Du es zum richtigen Zeitpunkt machst. Erst dann schneiden, wenn der Speicherstoff oben in der Pflanze ist. Das ist der Fall, wenn die Pflanze sich zwischen Blühen und Samenbildung befindet. Nur zu diesem Zeitpunkt wird der Ampfer durch das Schneiden geschwächt. Diese Empfehlung habe ich mal in einem Interview mit jemandem bekommen, der sich beruflich mit solchen Unkräutern auf Weiden seit Jahrzehnten beschäftigt.
Damit Du das Problem nicht jedes Jahr hast: Die abgeschnittenen Pflanzen müssen weggeschmissen werden. Sie gehören nicht auf den Mist, nicht auf den Kompost, nicht neben die Weide! Denn die Pflanze reift abgeschnitten nach und der Samen hält sich jahrelang, habe mal 70 Jahre lang gehört. Selbst wenn es nur sieben Jahre wären – das ist zu viel!
Pferdeweiden pflegen
Dritter Tipp:
Nachsäen, da wo Lücken in der Grasnarbe sind. Setzt sich dort was an, was Du haben möchtest, sind die Chancen höher, dass der Ampfer sich da nicht oder weniger oft hinsetzt.
Die Erklärung:
Eigentlich ist der Ampfer da, damit braches Land in luftige Erde verwandelt wird. Deshalb auch die Pfahlwurzel. Die macht den Boden lockerer. Ampfer kommt da vor, wo viele Lücken in der Grasnarbe sind. Oder wo etwas neu angelegt wurde.
Mindset bei Unkraut
Jakobskreuzkraut und Ampfer auf der Weide
Noch ein Gedanke, wie Du den Ampfer weniger ernst nimmst. (Weg sollte er, aber das war es dann auch. Mehr Gedanken an ihn brauchst Du nicht verschwenden.) Seit es Jakobskreuzkraut gibt, ist der Ampfer nur noch ein müdes Lächeln wert. Es gibt so viel problematischere Pflanzen.
Von Profis, die mir meinen Ruf als Reiterin versauen.
Ich finde es bedenklich, dass mich Bekannte fragen:
„Echt jetzt, ein Pferd kann Spaß daran haben, geritten zu werden?“
Oder:
„Was, Du benutzt eine Gerte?“ (aka: Du schlägst es?!)
Sie haben Recht, das zu fragen, diese Menschen.
Weil der Reitsport in der Öffentlichkeit so dermaßen schlecht da steht.
Die Olympischen Spiele in Tokio: Die Fünfkämpferin und ihre Trainerin. Ja vielen Dank auch. Ein Bärendienst für jeden, der mit Pferden zu tun hat, war das.
Was hängen bleibt, in der breiten Masse: Reiterinnen sind Tierquäler.
Der Fall „Barrt Beerbaum?“ jetzt. Und seine Haltung: „Was denn?“
Die FN dazu: „Jetzt mal gaaaaanz langsam. 2020. 2021. Schnarch.“
Zwei Beispiele, die Kette ist endlos fortzusetzen.
Es kotzt mich an. Ich möchte nicht so in der Öffentlichkeit vertreten werden. Ich möchte gute Vorbilder in der breiten Masse. Ich möchte Verantwortung gelebt sehen.
Und das sehe ich zu wenig.
Zu wenige Profisportler checken ihre Verantwortung und Vorbildfunktion.
Und die FN ist zu langsam, zu behäbig, zu bürokratisch und so was von nicht-mutig, dass es mich doch jedes Mal von Neuem überrascht. Das muss man erst mal hinbekommen!
Von der FEI mal ganz zu schweigen. Das ist nochmal ein ganz anderer Sumpf, und da habe ich schon viel Hoffnung verloren. Bei der FN sitzen aber auch einige vernünftige Menschen. Die irgendwie nicht durchschlagend zu sehen sind, öffentlich. Für mich bedeutet das: Da ist noch etwas Hoffnung.
Grundsätzlich aber gilt leider: Wir haben Vetternwirtschaft, hohe finanzielle Abhängigkeiten und viele, viele Fähnlein im Winde im Reitsport.
Das geht mich was an, und zwar egal, ob ich Turnierreiter bin oder nicht:
Ihr macht mein Ansehen in der Gesellschaft mit aus. Und das macht ihr denkbar schlecht.
Danke für nichts.
Eine frustrierte Reiterin, die zufällig auch noch mit Reitsport ihr Geld verdient. Als Fachjournalistin. Und hier nicht auf Kollegen schimpfen wird. Gebt keinen Anlass, so was zu berichten, so einfach ist das.
P.S.: Quellen und Stellungnahmen sind in den Kommentaren.
Die letzten Tage habe ich auf Goting Cliff verbracht, dem Hof von Svea Kreinberg und Stefan Schiefelbein in Norddeutschland. Ich war für das Magazin Cavallo dort, um über einen besonderen Kurs zu schreiben: Laura Wilsie war da, aus den USA, die Horse Speak unterrichtet. Ein Kurs, auf den ich zwei Jahre gewartet habe. Weil ich nach einer Vorführung auf der Equitana 2019 wusste: Das ist eine neue Ebene. Neben all dem, was Horsemanship zu bieten hat, ist das ein komplett neuer Ansatz.
Ich hab danach natürlich sofort die Wilsies, Laura und Sharon, angeschrieben. Es gab viele Mails, ein Interview, aber wegen Corona kam kein Kurs in Deutschland zustande. Jetzt schafften es Svea und Stefan, Laura Wilsie zu holen. Wie genau dieser Kurs war, das schreibe ich für Cavallo auf. Nur ganz kurz: Ich bin eher noch begeisterter als zuvor, denn Horse Speak ist keine Trainingsmethode, sondern erklärt und imitiert, ja nutzt Pferdekörpersprache auf eine Art, die ich nicht aus irgendeinem anderen Konzept kenne.
Glamping auf Goting Cliff
Der Ort von Svea und Stefan ist besonders – und deshalb möchte ich Euch davon erzählen. Die beiden schaffen es, eine Atmosphäre auszubreiten, die es allen einfach macht. Es ist offen, ungezwungen.
Svea Kreinberg schäkert und erzählt mit einer Freundin in der Mittagspause vom Kurs, während sie den einen Hundewelpen auf dem Arm hat und zwischendurch der alten Hundeoma zu ihren Füßen den Mantel zurechtrückt. Ihre Stimme ist auffallend weich, mädchenhaft. Ihr Mann steht hinter einem Tresen auf dem Hof und gibt selbstgekochtes Essen aus. Die beiden könnte man sich auch an einer Strandbar vorstellen oder als Betreiber eines Modegeschäfts, in dem man sich aber fühlt, als wenn man Freunde besuchen würde. Sie können das einfach, es sich und anderen schön machen. Obwohl es natürlich ganz klar ist, dass das alles hier harte Arbeit ist, keine Frage.
Zwischen Wohnhäusern und Reithalle steht ein besonders schöner Bauwagen, ein Glamping-Wagen mit Lichterkette und Zinkbadewanne davor. In diesem und in zwei weiteren Bauwagen auf dem Hof kann man Urlaub machen, oder in einer der Ferienwohnungen, die wie Cottages eingerichtet sind. Alles verteilt sich auf reichlich Platz hier, es gibt einen See, einen Reitplatz, eine Halle – und viele leere Boxen. Denn alle Pferde stehen draußen. Immer!
Pferdehaltung komplett als Herde draußen
Es sind um die 50 Pferde, in einer Stuten und einer Wallachherde, „wir rechnen einen Hektar pro Pferd“, erklärt Stefan Schiefelbein. Der norddeutsche Sandboden ist auch jetzt, Ende November, noch gar nicht matschig. Der Baumbestand auf den Weiden gibt etwas Schutz – auch Unterstände, aber „die nutzen sie eher im Sommer, im Winter steht kaum ein Pferd darin.“ Allenfalls im ersten Winter in der Herde tragen neue Pferde Decken, danach kommt bisher jedes auch ohne klar. Nur zwei Pferde mit Stoffwechsel-Problemen haben ihren eigenen großen Paddock und keinen dauerhaften Zugang zum Gras.
Zugefüttert wird mit Heu in den Wintermonaten, zweimal im Jahr wird gemulcht, einmal geplochert, entwurmt wird auf der Weide und zwischendurch per Kotprobe kontrolliert: Es klingt so simpel dass man es fast nicht glauben mag, dass das funktioniert. Aber das tut es! „Wenn ich neue Pferde integriere, stelle ich sie mit den Ranghohen erst an den Hof und dann mit diesen gemeinsam später zur Herde“, erklärt Svea Kreinberg. Neben den zehn eigenen Pferden gibt es 40 Einstallerpferde. „Fluktuation haben wir aber fast nur durch Umzüge oder wenn ein Pferd stirbt“, erklärt sie.
Für Senioren: Wohnen mit Pferden
Ein ganz neues Konzept entsteht gerade bei Ihnen: Sie möchten gern Wohnen mit den eigenen Pferden für Menschen anbieten, die aufgrund ihres Alters nicht mehr die Pferde zuhause halten können. Quasi ein betreutes Wohnen für fitte Senioren, die die Versorgungstätigkeiten rund ums Pferd abgeben wollen, aber die Nähe zum Pferd behalten möchten. „So wie das jetzt bei meiner Mama war“, erklärt Svea Kreinberg. Die auf Tiermotive spezialisierte Malerin zog nach 20 Jahren in Frankreich jetzt wieder zurück nach Goting Cliff. Zurück, weil die Familie schon vor Jahren auf dem Hof beheimatet war. Ihre Quarterstuten, die sie aus Frankreich mitbrachte, erkannten übrigens nach 20 Jahren den Hof und die Herde wieder: „Die Stuten sind mit 9 Jahren hier weggegangen und nun nach 20 Jahren wiedergekommen. Ich habe auch noch alte Stuten aus dieser Zeit, und die haben sich sofort begrüßt, sich klar wiedererkannt“, erzählt Svea Kreinberg.
Zu den geschäftigsten Zeiten beherbergten die Kreinbergs eine Hengststation für Quarter- und Araberzucht hier, neben Reitunterricht, Beritt- und Trainingspferden kamen noch die Kurse hinzu, plus Feriengäste. Svea Kreinberg, sofort nach der Schule in den Familienbetrieb eingestiegen, führte jahrelang die Hengststation und war für den Unterricht zuständig. Ein Knochenjob für die ganze Familie. „ Was ich von meinem Papa in dieser Zeit gelernt habe, ist: Achtsam zu sein und geistig da. Vorauszuschauen und zu fühlen. Er trainierte manch lebensgefährliche Pferde und hat sie wieder hinbekommen. Vor allem lernte ich von meinen Eltern respektvollen Umgang mit Pferden.“
Ihr Vater Peter Kreinberg
Ihr Vater Peter Kreinberg, der in seiner The Gentle Touch Ausbildungslehre Trainer ausbildet und bekannt dafür ist, ein sehr ganzheitlich arbeitender Horseman zu sein, lebt nicht hier in Norddeutschland, sondern seit vielen Jahren mit seiner zweiten Frau Rika in der Mitte Deutschlands.
Noch mal zurück zu den alten Zeiten von Goting Cliff: Die Kreinberg-Familie ging in den 90ern einen ganz eigenen Weg in der Westernszene: Zuvor hocherfolgreich, entschieden sie sich gegen weitere Teilnahme an Turnieren. „Die Turnierszene wuchs, und irgendwann war klar: wer oben mitmischen will, muss die Pferde auch schon mal härter anfassen“, erzählt Svea Kreinberg. Das wollten sie nicht. Und fanden einen alternativen Vermarktungsweg: Schaubilder, Messen. Heute ist so etwas in der Freizeitszene ganz normal, damals wurde das zunächst von der Konkurrenz belächelt. „Doch Jahre später saßen immer wieder Westerntrainer und Reiter bei uns am Kaminfeuer und sagten: ‚Ihr habt’s richtig gemacht!’“
Die bestens ausgebildeten Geländepferde
Interessant ist, dass neben dem berühmten Vater die Mutter von Svea Kreinberg einen gehörigen Teil zum Können der Tochter und dem Gesamtkonzept Goting Cliff zusteuerte: Edith Schreiber gründete das Gestüt, sie war es, die viele Kontakte zu Horsemen und Leuten der Western-, Araber- und Quarterszene pflegte. Und sie bildete penibel aus: „Meine Mutter hat immer die am besten ausgebildeten Pferde im Gelände“, erzählt Svea Kreinberg, „wenn jemand ein Pferd brauchte, hat er sich immer bei ihr eins geliehen, weil die auf den Punkt funktioniert haben.“
Was ist der Unterschied zwischen Svea und ihrem bekannten Vater Peter Kreinberg? Das habe ich die beiden mal vor Jahren gefragt, als ich ein Portrait über Svea für das Magazin Pferdemarkt schrieb. Damals antworteten sie so: „Mein Vater ist Pferdetrainer, ich bin Reitlehrerin“. Er sagte über sie: „Svea erkennt sehr schnell die wahren Stärken und Schwächen eines Pferdes und zeigt dann der Schülerin oder dem Schüler einen individuellen Weg auf.“ Den Leuten etwas beibringen, das sie tatsächlich voranbringt, das ist ihr Steckenpferd geworden. „Versteht der Schüler gewisse Zusammenhänge, dann ist vieles gleich angenehmer, und er hat ein zufriedeneres Pferd.“
„Ich möchte Menschen kompetent machen“
Was genau unterrichtet sie denn? Heute erklärt sie das so: „Die meisten Leute, die zu mir kommen, suchen einen anderen Weg mit Pferden“, erzählt Svea Kreinberg. „Es sind oft die, die anderen Ställen belächelt werden.“ Sich auf eine Reitweise festlegen? „Will ich gar nicht! Ich möchte mich nirgends verorten. Mein Ziel ist es, dass sich Reiter und Pferd wohlfühlen und dass es sicher für beide ist. Ich möchte die Menschen auf einen guten Weg bringen und sie so festigen, dass sie hingehen können, wo sie wollen. Dass sie verstehen, was sie machen, dass sie hinterfragen können und auch Kompetenz besitzen, später allein zu entscheiden. Dass sie selbstständig werden und zu jedem gehen können und sich das rausziehen können, was sie brauchen.“ Pferdeleute kompetent machen, das fehle ihr nämlich in ganz vielen Ausbildungssystemen.
Der Wilsie Kurs hat einen ziemlich guten Querschnitt davon gezeigt, wie sie das hinbekommt. Da waren als Zuschauer und Teilnehmer versammelt: Alte Bekannte, die seit Jahrzehnten Pferdebetriebe führen, Menschen, die Ställe leiten, die etliche Pferde ausgebildet haben. Aber auch Einsteiger, Männer mit ihrem ersten Pferd, Töchter und Dressurreiterinnen, die einen anderen Ansatz mit Pferd suchten.
Was alle hatten: Den Willen, ein echt guter Pferdemensch zu werden.
Infos zu Kursen und Übernachtungen: www.goting-cliff.de Übernachtungen zwischen 35 und 90 Euro pro Nacht Ein Shop für Westernstiefel gehört auch zum Konzept.
Und warum das die schönsten Ritte seit langem waren, die da auf den Medaillentreppchen landeten.
Die beiden haben in Tokio Dressurgeschichte geschrieben: Dalera und Jessica von Bredow-Werndl holten Doppelgold. Foto: FEI
Zum Heulen schön war das: Dalera und Jessica von Bredow-Werndl holten Dressurgold. Schon beim Losreiten nach dem Grüßen kribbelte es im Nacken: Wow! Dann wurde es immer unglaublicher! Dazu diese instrumentale Musical-Musik von Lalaland, die sehr träumerisch daher kommt: Ja, das haute emotional rein.
Aber es war auch technisch hervorragend. Der Schritt ruhig schreitend und danach direkt wieder konzentriert und in Versammlung. Dieses große Pferd Dalera immer leichtfüssig und geschlossen. So eine schöne Anlehnung, so harmonisch.
All das sah so leicht aus. Einfach so, so gut, so wie Dressurreiten sein sollte!
Und Bäm, es wurde belohnt! 91,731 Prozentpunkte, unglaublich! Das war Einzelgold, nochmal olympisches Gold nach der Goldmedaille für die Mannschaft am Tag zuvor in Tokio.
Isabell Werth mit Bella Rose: Fein und leicht wie nie zuvor. Foto: FEI
Alle drei Medaillenritte waren Aushängeschilder für diesen Sport
Es waren alle drei Ritte wunderschön, die Medaillen bekamen (hier bei Eurosport könnt Ihr sie ansehen): Isabell Werth & Charlotte Dujardin zeigten auch fantastische Ritte. Und das macht dieses Tokio echt besonders: Ich kann mich nicht daran erinnern, so einen feinen und gleichzeitig schwierigen Ritt (schwierig sind ihre immer) von Isabell Werth gesehen zu haben. Wundervoll!
Gio, genannt Pumpkin, mit Charlotte Dujardin. Foto: FEI
Und selten habe ich so mitgefiebert, wie für das junge Pferd im beinahe-Ponymaß, mit dem Charlotte Dujardin ihren Titel verteidigte. Das ist Reiten können, auch ohne Valegro so erfolgreich und gut zu sein, mit einem selbst aufgebautem Pferd. Wie entsetzt ihr Trainer und Weggefährte Carl Hester übrigens war, als sie das kleine Pferd von einem Lehrgang aus den USA heimschleppte, steht hier wundervoll beschrieben. Ein Lehrstück darüber, dass Bauchentscheidungen oft die beste Wahl sind. Es reichte für sie zu einer Bronze-Medaille. Einfach richtig, richtig guter Dressursport! Das macht so Hoffnung! Dass genau diese Drei da mit diesen Ritten oben standen.
Wie das mit Jessica von Bredow-Werndl begann
2015 habe ich Jessica von Bredow-Werndl groß in der Welt am Sonntag portraitiert. Das ist ziemlich spannend zu lesen, jetzt im Nachhinein. Denn da steht schon ihr Erfolgsrezept drin, das sich jetzt auszahlt. Damals tauchte sie nämlich erstmals auf dem internationalen Parkett groß auf. Lest mal rein:
Jessica von Bredow-Werndl ist rasant unterwegs, auf allen Ebenen: Kein anderer Dressursportler hat im letzten Jahr eine solchen Karrieresprung hingelegt. Die 29-jährige hat sich in die Top 10 der Weltrangliste geritten und im April das Weltcup-Finale in Las Vegas auf dem Treppchen als Dritte beendet. Die Bundestrainerin sagt über die Perspektive der Reiterin: „Ich bin überzeugt, da ist noch Luft nach oben. Ich traue ihr alles zu.“
Dressurgold bestätigt die Voraussagen
Recht hatte Monica Theodorescu da! Heute hat sie mit Einzelgold in Tokio Isabell Werth überholt, die Silber erzielte. Damals lernte sie von ihr:
Zu Isabell Werth haben beide (die Geschwister Werndl sind gemeint, Jessica und ihr Bruder) einen guten Draht, denn gut fünf Jahre lang war sie so etwas wie eine Mentorin für beide. Sie fuhren für mal eine, mal zwei Wochen zu ihr nach Nordrhein-Westfalen und lernten. „Es ging dabei nicht um einzelne Reitstunden, sondern ums große Ganze, darum, wie man junge Pferde ausbildet“, erklärt Isabell Werth. „Beide Geschwister waren unheimlich lernbegierig, Jessica saß oft im Aufenthaltsraum an der Reithalle, machte sich Notizen, sie ging das ganz analytisch und akribisch an.“ Mit der Mentorin von damals starten die beiden nun in den gleichen Prüfungen. Das Ziel, Pferde nicht nur in Grand-Prix-Prüfungen, der höchsten Klasse, zu reiten, sondern selbst dahin bringen zu können – es ist erreicht, denn sie starten hier in Aachen mit eben zwei selbst ausgebildeten Pferden, Zaire und Benjamin Werndls „Der Hit“.
Riesige Freude, nachdem klar ist, dass das Einzelgold in Tokio sicher ist. Foto: FEI
Nervenstärke plus Feinfühligkeit
Super spannend auch schon damals, was Trainer Jonny Hilberath und Mentaltrainier Holger Fischer über Jessica von Bredow-Werndl sagten. Wohin das jetzt geführt hat! Lest selbst:
„Außergewöhnlich war schon immer das Miteinander der Geschwister“, erzählt er, „da gibt es keine Konkurrenz, die beiden helfen einander.“ Dabei sei sie ein Bauchmensch, er ein Kopfmensch. Jessicas Stärke sei die Intuition, das Timing im Wettbewerb, Benjamin plane Training und Prüfung akribisch, überließe nichts dem Zufall. „Das ergänzt sich ideal“, erklärt Jonny Hilberath. Die Geschwister trainieren jeden Tag gemeinsam, der Trainer kommt nur ein Mal im Monat vorbei.
Ihr Coach fürs Mentale, Holger Fischer, erklärt sich die rasante Erfolgkurve der Sportlerin durch die Einheit von Sensibilität dem Pferd gegenüber und Stressresistenz in schwierigen Situationen: „Wenn in der Vorbereitung alles schief läuft, steckt sie das unglaublich gut weg und bringt dennoch Topleistungen. Das ist selten, meistens können feinfühlige Menschen nicht gut damit umgehen, wenn etwas nicht klappt.“
Das persönliche große Ziel: Erreicht.
Ich kann mich noch gut erinnern, dass sie mir an diesen Tagen rund um das lange Portrait – ich habe sie da auf dem CHIO Aachen zwei Tage begleitet – irgendwann erzählte, dass sie zeigen will, dass man ganz, ganz pferdefreundlich ganz ganz oben mitmischen kann. In ihren Worten, die mir jetzt nicht mehr einfallen. Aber der Sinn, der stimmt. Und das hat sie gezeigt. Und wie!
Congratulations! Tut dem Pferdesport gut. Sehr sogar!
Es wächst! Unser wichtigstes, natürliches Pferdefutter: Das Gras. Ihr kennt den Flaschen-Test? Erst wenn das Gras so hoch ist wie eine Bierflasche, ist der Zeitpunkt zum Anweiden gekommen. Klingt einfach, die Regel. Ich bin mal über meine große Weide gelaufen und hab mal geschaut. Dabei habe ich Stellen gefunden, die mir so gerade bis zum Knöchel gingen und Stellen, wo das Gras bis Mitte Schienbein wuchs.
So kurz ist das Gras an manchen Stellen noch Anfang Mai.
Und so schön lang ist es auf anderen Stellen der Wiese schon. Die Höhe des Grases kann also nicht mein alleiniger Hinweis sein, wann ich die Pferde auf die Weide lasse.
Und nun? Da hilft mir die Bierflaschenregel nicht wirklich. Deshalb orientiere ich mich zudem an der Nachttemperatur: Diese Woche werden es endlich mal plus 7, 8 Grad nachts. Das ist für mich der Startschuss zum Anweiden. Denn jetzt werden die Fruktanwerte im Gras langsam unbedenklicher, als wenn es nachts noch viel kälter ist. Bisher gab es noch Nachtfrost oder zwei, drei Grad nachts. Wenn es kalt ist, speichert Gras ein statt zu wachsen: Der Fruktangehalt im Gras steigt und das ist eben gefährlich fürs Pferd, im schlechtesten Fall droht eine Rehe, im günstigsten belastet es halt nur den Stoffwechsel ohne große Folgen. Daher geht es bei mir jetzt erst langsam los mit dem Anweiden. Gerade sind die Pferde 30 Minuten täglich draußen, das wird demnächst verdoppelt.
Wie das Mineralfutter & Deine Weide zusammenpassen
Tatsächlich ist Gras nicht gleich Gras. Und Weide nicht gleich Weide. So richtig verstanden, was mit meinem Gras und Heu so los ist, was ich darin an Nährstoffen reichlich hab und was zu wenig, habe ich erst durch Bodenproben und Heuanalysen. Ich kann das nur empfehlen: Auf einmal macht Vieles Sinn. Weshalb welches Mineralfutter zum Beispiel gut passt. Oder warum ein bestimmtes Spurenelement reichlich da ist – im Boden wie im Heu. Zink ist zum Beispiel bei mir gut da, da brauche ich gar nicht viel supplementieren. Aber Kupfer ist wenig vorhanden – deshalb muss ich darauf achten, ein Mineralfutter zu nehmen, dass da ganz ordentliche Werte hat. Ich wechsele tatsächlich immer mal wieder. Aber so viele Mineralfutter mit gut Kupfer drin gibt es nicht – man kann es natürlich auch als Monopräparat zum Basis-Mineralfutter ergänzen.
Zuckergehalt im Heu
Aber nicht nur wegen des Mineralstoffbedarfs haben die Heuanalysen Sinn gemacht. Hätte ich meine zwei Heuchargen nicht analysieren lassen, wäre ich in eine Zuckerfalle getappt. Denn trotz idealem Schnittzeitpunkt (spät im Juni, gemäht ab mittags) und langem Blatt mit Fruchtständen, also alles Merkmale für gutes Pferdeheu mit tendenziell weniger Zucker, war da ordentlich was drin in meinem ersten Schnitt. Erinnert ihr Euch an den unglaublich trockenen Sommer im vergangenen Jahr? Was dann mit Gras passiert, erklärt es: Es ist gestresst, es wächst wenig, es lagert Stoffe ein statt diese ins Wachstum zu stecken. In Form von Fruktan. Dazu war das Heu sehr proteinarm. Ich habe daher zwei Heuchargen gemischt, genau abgewogen um nicht zu viel zu geben und Protein zugefüttert. Das hat ganz gut funktioniert!
Meine zweite Charge ist übrigens so fünf, sechs Kilometer entfernt geerntet worden. Diese Werte sind relativ ähnlich zu meiner ersten Charge. (Es ist dadurch unterschiedlich, dass ich bewusst zweiten Schnitt zugefütttert habe, um eine weichere Struktur zu erreichen, was sich positiv auf die Magen-Darm-Flora ausgewirkt hat). Das fand ich interessant und habe nachgeforscht: Ja, tatsächlich sind die Spurenelement-Werte aus einer Gegend meist sehr ähnlich. Da tut sich nicht viel. Unterschiede gibt es jedoch in den Proteinwerten, Zuckerwerten, Kaloriengehalten und dem Rohfaseranteil.
Natürliches Pferdefutter
Über diesem Text steht Werbung, und das daher, da Lexa sich gewünscht hat, in diesem Text erwähnt zu werden. Worüber ich mich freue, denn das ist eine der Marken, die ich immer mal wieder auf dem Futterplan meiner Ponys stehen habe. Ich finde das Preis-Leistungsverhältnis sehr ordentlich und der Leitspruch Natürliches Pferdefutter ist ziemlich nah an dem, was sich gerade sehr viele Menschen wünschen! Da ich auf Bio-Weideland stehe, ist mir die Bio-Futterlinie auch echt viel wert, es ist nämlich wirklich immer noch nicht einfach, in diesem Bereich gute Produkte für Pferde zu finden.
Pferdefutter analysiert: Was Heuanalysen kosten
Auf Instagram habe ich schon mal häufiger von den Heuanalysen erzählt und oft kam die Frage: Was kostet das und wo machst Du das? Es gibt diverse Labore, denen man Heuproben senden kann. Ich nutze aktuell vor allem die LKV Sachsen, obwohl ich in NRW lebe. Sie sind günstig und schnell, das finde ich gut. Für eine komplette Heuanalyse mit Spurenelementen und Fruktanwerten habe ich das hier gezahlt, Stand 2020/2021:
Um Heu dahin zu senden, nimmt man mehrere Proben (Am besten tief aus den Ballen) und mischt diese. Dann tütet man so 300 bis 500 Gramm ein und sendet diese ans Labor. Die Ergebnisse kommen per E-Mail.
Ich werde auf jeden Fall auch mein neues Heu 2022 analysieren lassen, allerdings diesmal ohne Spurenelemente – diese verändern sich nämlich nicht grundlegend von Jahr zu Jahr. Hat man die einmal, kann man einige Jahre darauf zurückgreifen. Protein-, Rohfaser- und Zucker-, Fruktangehalt sind weit größeren Schwankungen ausgesetzt, das muss man wissen und beachten.
Kotwasser & Rohfasergehalt im Heu
Noch etwas sehr Spannendes zum Rohfasergehalt: Ich habe mich lange mit immer mal wieder Kotwasser bei der Stute geplagt. Es gab immer wieder Gründe: Bakterien im Wasser, Stress mit dem Nachbarpferd, Reaktion auf Luzernehäcksel. Sie ist einfach ein Typ, der über den Darm anzeigt, wenn irgendwo etwas in Disbalance gerät. Ich habe viel probiert, etliche Sachen gekauft und gefüttert und immer wieder akute Situationen abwenden können. Aber so richtig erfolgreich bin ich erst, seit ich in einem Forum über eine Aussage gestolpert bin, dass der Rohfasergehalt im Heu nicht zu hoch sein darf, es dann zu Kotwasser kommen könnte. Genau das war der Punkt, nach dem ich so lange suchte! Seit ich mein langstieliges Pferdeheu mit weichem zweiten Schnitt mische, ist alles viel besser (ich traue mich nicht, weg zu schreiben, weil bloß kein Schicksal herausfordern!).
Das waren meine Ahhhhs! und Ohhhs!, meine Lernschritte zuletzt. Wie war’s bei Euch? Habt Ihr ähnliches dazugelernt in Sachen Fütterung, Heu & Weide?