Beerbaum Kommentar

Ich hab die Schnauze voll. 

Von Profis, die mir meinen Ruf als Reiterin versauen. 

Ich finde es bedenklich, dass mich Bekannte fragen: 

„Echt jetzt, ein Pferd kann Spaß daran haben, geritten zu werden?“

Oder: 

„Was, Du benutzt eine Gerte?“
 (aka: Du schlägst es?!)

Sie haben Recht, das zu fragen, diese Menschen. 

Weil der Reitsport in der Öffentlichkeit so dermaßen schlecht da steht.

Die Olympischen Spiele in Tokio: Die Fünfkämpferin und ihre Trainerin. Ja vielen Dank auch. Ein Bärendienst für jeden, der mit Pferden zu tun hat, war das.

Was hängen bleibt, in der breiten Masse: Reiterinnen sind Tierquäler.

Der Fall „Barrt Beerbaum?“ jetzt. 
Und seine Haltung: „Was denn?“

Die FN dazu: „Jetzt mal gaaaaanz langsam. 2020. 2021. Schnarch.“ 

Zwei Beispiele, die Kette ist endlos fortzusetzen. 

Es kotzt mich an. Ich möchte nicht so in der Öffentlichkeit vertreten werden. Ich möchte gute Vorbilder in der breiten Masse. Ich möchte Verantwortung gelebt sehen. 

Und das sehe ich zu wenig. 

Zu wenige Profisportler checken ihre Verantwortung und Vorbildfunktion. 

Und die FN ist zu langsam, zu behäbig, zu bürokratisch und so was von nicht-mutig, dass es mich doch jedes Mal von Neuem überrascht. Das muss man erst mal hinbekommen!

Von der FEI mal ganz zu schweigen. Das ist nochmal ein ganz anderer Sumpf, und da habe ich schon viel Hoffnung verloren. Bei der FN sitzen aber auch einige vernünftige Menschen. Die irgendwie nicht durchschlagend zu sehen sind, öffentlich. Für mich bedeutet das: Da ist noch etwas Hoffnung. 

Grundsätzlich aber gilt leider: Wir haben Vetternwirtschaft, hohe finanzielle Abhängigkeiten und viele, viele Fähnlein im Winde im Reitsport. 

Das geht mich was an, und zwar egal, ob ich Turnierreiter bin oder nicht: 

Ihr macht mein Ansehen in der Gesellschaft mit aus. Und das macht ihr denkbar schlecht. 

Danke für nichts. 

Eine frustrierte Reiterin, die zufällig auch noch mit Reitsport ihr Geld verdient. 
Als Fachjournalistin. Und hier nicht auf Kollegen schimpfen wird. 
Gebt keinen Anlass, so was zu berichten, so einfach ist das. 

P.S.: Quellen und Stellungnahmen sind in den Kommentaren.

13 Kommentare

  1. Dem ist wenig hinzuzufügen liebe Jeanette!
    Nur immer wieder frage ich mich, warum 1. die FN so verdammt langsam ist und 2. die Schuldigen nicht endlich richtig (!!!) zur Rechenschaft gezogen werden.

  2. Danke Euch!
    @Tina: Freut mich besonders aus Deinem Mund, weil Du so viele Seiten davon kennst.

  3. Statement der FEI (Weltreiterverband), 12.1.2022:
    FEI PRESS RELEASE
    Lausanne (SUI), 12 January 2022

    FEI statement on allegations raised of unauthorised training methods in RTL News report

    The FEI is aware of the allegations made in the documentary broadcast on RTL in Germany on 11 January 2022 and is making enquiries regarding the matter. We are already in touch with the German National Federation and will continue to liaise closely with them in order to assess the appropriate course of action.

    The welfare of the horse is central to everything that the FEI stands for and we strongly condemn all training methods and practices that are contrary to horse welfare. The FEI has stringent rules in place to protect horse welfare which allow action to be taken both at FEI Events and elsewhere. The FEI absolutely condemns any form of horse abuse and the training methods shown in RTL’s video footage are totally unacceptable from a horse welfare perspective and against FEI Regulations.

    The FEI General Regulations (GRs) Article 142 state: No person may abuse a Horse during an Event or at any other time. “Abuse” means an action or omission which causes or is likely to cause pain or unnecessary discomfort to a Horse, including, but not limited to:
    (vi) To „rap“ a Horse.

    Article 243.1 of the FEI Jumping rules states: All forms of cruel, inhumane or abusive treatment of Horses, which include, but are not limited to various forms of rapping, are strictly forbidden. Article 243.2.1 goes on to give a non-exhaustive description of what the FEI considers as “rapping”.

    The FEI will provide an update as soon as further information is available.

  4. Stellungnahme Ludger Beerbaum:

    Der Beitrag von RTL extra ist in vielen Punkten nachweislich falsch, verleumderisch und ehrverletzend. Natürlich werden wir juristische Schritte dagegen einleiten. Es ist nicht hinzunehmen, dass heimlich auf meinem privaten Grund und Boden gefilmt wurde.

    Zu den Vorwürfen gegen mich und mein Team:
    Das Wohl der Pferde steht bei mir und bei meinem Team an oberster Stelle. Nur ein Pferd, das artgerecht behandelt wird, professionell versorgt und gefüttert ist, trainiert und gemanagt wird, kann sportliche Leistungen erbringen. Die Pferde sind unser Kapital, um das wir uns tagein, tagaus kümmern.

    Die im Beitrag gezeigten Szenen auf dem Reitplatz haben mit Barren nichts zu tun. Es handelt sich dabei um erlaubtes Touchieren, das von einem erfahrenen, routinierten Pferdefachmann durchgeführt wurde. Der im Video zu sehende Gegenstand erfüllte die Vorgaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung für ein zulässiges Touchieren: nicht länger als drei Meter, maximal zwei Kilogramm schwer.

    Ich führe meinen Stall als einen offenen Stall, bei dem täglich Besuchergruppen zu Gast sind, Kunden ihr Futter für deren Pferde abholen, auch „Praktikantinnen“ willkommen sind. Hier wird auf offen einsehbaren Plätzen geritten und das tägliche Training absolviert. Es wird nichts Verstecktes, Unerlaubtes gemacht.

    Die Tatsache, dass die angeblich zwei Jahre andauernde „Recherche“ lediglich vier Szenen aufzeigen konnte, die das Touchieren eines Pferdes zeigen, verdeutlicht, dass diese erlaubte Trainingsmethode bei uns nur sehr selten angewendet wird und nicht Bestandteil der täglichen Arbeit ist.

    Die in der Scheune von der angeblichen Praktikantin vorgefundenen „Mehrkantstangen“ sind Holzstangen, die ausschließlich für den Bau und die Reparatur unserer Weidezäune benutzt werden. Gut im Film sichtbar sind die an den Stangen befestigten Isolatoren für die Zaunbänder. Sobald behauptet wird, dass diese zum Barren von Pferden eingesetzt werden, ist dies unzutreffend.

    Gleiches gilt auch für die sich auf dem Dachboden befindlichen Stangen mit den „Noppen“. Dazu kann ich nur sagen, dass diese Elemente dort seit Jahren liegen. Diese stammen aus einem gekauften Bestand von Hindernissen und wurden aussortiert, damit sie nicht benutzt werden. Sie werden auch nicht beim Training mit Pferden eingesetzt. Wie jetzt eines dieser Teile, blank geputzt und sauber, zwischen die gebräuchlichen Hindernisstangen kommt, kann ich nur mutmaßen. Für mich ist es naheliegend, dass explizit für den Beitrag eine dieser Stangen dorthin gelegt wurde. Hierzu werden wir weitere Nachforschungen anstellen.

    Des weiteren halte ich fest:
    Die Aberkennung meiner Olympia-Goldmedaille 2004 basierte nicht auf Doping, sondern auf zum damaligen Zeitpunkt verbotener Medikation.
    Das als „Styroporplatte“ bezeichnete Teil auf dem Trainingsplatz ist ein ganz normaler Fangständer, der im täglichen Einsatz ist. Auch dies ist ein Indiz dafür, dass der Beitrag die hinreichende Sachkunde vermissen lässt.

    Quelle 12.1.22
    https://www.ludger-beerbaum.de/de/aktuelles/12012022-ludger-beerbaum-äußert-sich-zu-dem-beitrag-bei-rtl-extra-vom-11012022-2235-uhr

  5. Stellungnahme FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung)
    Stellungnahme der FN zum RTL-Beitrag vom 11. Januar 2022

    Warendorf (fn-press). Das TV-Magazin „RTL Extra“ hat am 11. Januar 2022 einen Beitrag über die mutmaßliche Anwendung unerlaubter Trainingsmethoden sowie mögliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz im Stall von Ludger Beerbaum veröffentlicht. Dazu nimmt die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) wie folgt Stellung:

    „Wie wir schon 2020 und 2021 gegenüber RTL zum Ausdruck gebracht, nehmen wir die Vorwürfe sehr ernst. Genau deshalb werden wir das am späten Dienstagabend ausgestrahlte Filmmaterial sorgfältig analysieren und anschließend entsprechende Schlüsse zum weiteren Vorgehen ziehen. Um eine seriöse Beurteilung des Sachverhaltes vornehmen zu können, bedarf es des gesamten Video- und Beweismaterials. Wir fordern RTL deshalb erneut auf, uns dieses vollständig zur Verfügung zu stellen“, sagt FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. Er betont: „Bereits jetzt, unabhängig von dem gezeigten Beitrag, können wir klar sagen, dass der Gebrauch von Vierkantstangen sowie genopptem oder gestacheltem Stangenmaterial inakzeptabel ist und nicht im Einklang steht mit den Grundsätzen des fairen Pferdesports.“

    Die FN wird den Sachverhalt auf drei Ebenen aufarbeiten:
    Einerseits prüft sie, ob Ordnungsverfahren eingeleitet werden können. Andererseits wird sie im Hinblick auf die bereits im Jahr 2021 erstattete Strafanzeige die Staatsanwaltschaft über den RTL-Beitrag informieren, damit diese den Sachverhalt auf Grundlage des Tierschutzgesetzes bewerten kann. Darüber hinaus beschäftigt sich die bereits im Januar 2021 eingerichtete FN-Kommission weiterhin mit Ausbildungsmethoden im Pferdesport und insbesondere mit dem Thema Touchieren.

    Die FN hat RTL in den vergangenen Jahren mehrfach aufgefordert, das vollständige Videomaterial für eine fachliche Prüfung zur Verfügung zu stellen sowie die beteiligten Personen zu benennen. Den Bitten und Aufforderungen ist RTL bis heute nicht nachgekommen.

    Rückblick:

    Bereits im Juli 2020 tritt die RTL-Redaktion mit einer Anfrage zum Einsatz von eventuell tierschutzwidrigen Methoden im Pferdesport an die FN heran. Die FN gibt Auskunft darüber, welche Vorgaben das Tierschutzgesetz, die „Leitlinien zu Umgang mit und Nutzung von Pferden unter Tierschutzgesichtspunkten“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sowie die Richtlinien und Regelwerke der FN dazu machen. Nach weiteren Gesprächen mit RTL stellt sich heraus, dass der Redaktion Videomaterial vorliegt und sie einen Beitrag zum Thema Barren vorbereitet.

    Die Anfrage von RTL führt der FN vor Augen, dass es trotz aller vorhandenen Formulierungen schwerfällt zu veranschaulichen, abzugrenzen und zu vermitteln, wo der Unterschied zwischen dem erlaubten Touchieren und dem verbotenen Barren liegt. Im Januar 2021 richtet die FN deshalb eine Kommission ein, die aus haupt- und ehrenamtlichen Vertreter*innen der Pferdesport- und Zuchtverbände, Trainer*innen und Spitzenreiter*innen der Olympischen Disziplinen sowie Wissenschaftler*innen und Veterinär*innen besteht. Die Kommission soll strittige Trainingsmethoden überprüfen und, wo nötig, Vorschläge für Regelwerksänderungen machen. Ziel war es, bis Ende 2021 Ergebnisse zu präsentieren. Im Jahr 2021 finden mehrere Treffen der Kommission statt, doch aufgrund der Komplexität des Themas Touchieren dauert die Arbeit der Kommission noch an. Damit die Kommission weiter in Ruhe arbeiten kann, wird die FN keine Wasserstandsmeldung abgeben.

    Im Februar 2021 kommt es zu einem Gespräch zwischen zwei RTL-Redakteurinnen und FN-Vertretern in Warendorf. Die Redakteurinnen zeigen eine Videosequenz, die weder Rückschlüsse auf beteiligte Personen zulässt, noch darauf, ob es sich um einen Verstoß gegen die FN-Richtlinien handelt. Um ihre Verantwortung für den Tierschutz wahrnehmen zu können und für eine bessere Einordnung der Bilder bittet die FN RTL mehrfach darum, dem Verband das vollständige Videomaterial zur Verfügung zu stellen. Die FN fordert RTL ebenfalls dazu auf, die gezeigten Personen zu benennen, um den Sachverhalt prüfen und gegebenenfalls verfolgen zu können. Den Bitten und Aufforderungen kommt RTL nicht nach.

    Im März 2021 reagiert RTL auf ein Schreiben der FN mit der Aussage, dass sich das vorliegende Material in der Gesamtlänge nicht von dem unterscheiden würde, was der FN bereits gezeigt wurde. Nach dem Gespräch im Februar gehe die Redaktion davon aus, dass momentan von Seiten der FN kein Verstoß gegen das Tierwohl respektive ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz bewiesen werden könne. Da RTL sehr daran interessiert sei, Verstöße gegen das Tierschutzgesetz aufzudecken, werde die Redaktion weiter recherchieren und die FN auf dem Laufenden halten, sollte es neue Erkenntnisse geben. Dies ist nicht geschehen.

    Im Mai 2021 zeigt die FN bei der Polizei NRW eine mögliche Verletzung des Tierschutzgesetzes an, damit die Behörden dem Sachverhalt nachgehen können. Die FN erhofft sich von der Anzeige gegen Unbekannt, dass sich die Behörden im Zuge ihrer Ermittlungen das Videomaterial verschaffen und aufklären, ob das Tierschutzgesetz verletzt wurde. In einer Pressekonferenz informiert die FN die Öffentlichkeit über ihr Vorgehen. RTL teilt Medienvertretern auf Nachfrage mit, dass die Redaktion auf eine Ausstrahlung verzichte, weil nach Rücksprache mit Experten kein eindeutiger Verstoß gegen das Tierwohl respektive ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz unzweifelhaft bewiesen werden könne.

    Im November 2021 informiert die Staatsanwaltschaft Münster die FN darüber, dass die Ermittlungen gegen Unbekannt eingestellt worden sind.

    Alle Informationen zu der Pressekonferenz im Mai 2021 gibt es hier: https://www.pferd-aktuell.de/news/aktuelle-meldungen/fei—fn—dokr/tierschutz-fn-erstattet-anzeige-gegen-unbekannt

    Was tut die FN, um Verstöße gegen das Tierwohl im Pferdesport zu verhindern? In einem Interview klärt Soenke Lauterbach auf: https://www.pferd-aktuell.de/news/aktuelle-meldungen/fei—fn—dokr/tierschutz-interview-mit-soenke-lauterbach

    Quelle: 12.1.22 https://www.pferd-aktuell.de/news/aktuelle-meldungen/fei—fn—dokr/stellungnahme-der-fn-zum-rtl-beitrag-vom-11.-januar-2022

  6. Die FN ist keineswegs veraltet und langsam – ganz im Gegenteil: Sie schwimmt ganz oben auf der Welle und ist Treiberin des Systems. Es geht nur noch um das schnelle Geld. Hier sei an die Auseinandersetzung mit Philippe Karl erinnert, der sich noch offiziell für das Wohl der Pferde eingesetzt hat. Seien wir ehrlich: Die Ausbildung von Reitlehrern und Richtern befindet sich auf unterstem Niveau. Sukzessive wurden die eigenen Regeln aufgeweicht. Normalerweise müßte jeder 2. Reiter schon des Abreiteplatzes verwiesen werden – sofern man sich an die früher gelehrte und nicht etwa die inzwischen aufgeweichte Reitlehre hält . Verantwortungsvolle Menschen wenden sich ab.

  7. Ein bisschen zu schnell unterwegs um noch beim letzten Tageslicht den Wirbelwind zu bewegen. Mit Matsche an den Büroklamotten; zum Umziehen hat es nicht mehr gereicht. Heute klappt nichts – zu viel Wind, Gespenster in der Hecke, zu viel Energie in dem großen Herzen.
    Er stampft mit dem Huf und will nicht. Gar nichts. Nur spielen. Also los. Wie wunderschön, wie einzigartig in seiner Bewegung, wie kraftvoll, wie selbstbestimmt.
    Zum Schluss nehme ich ihn wieder ans Seil und frage noch einmal: „Könntest Du?“ und er sagt ja.

    Das ist pures Glück. Mit beiden Händen greifbar. Auf der Fläche auf der wir uns begegnen ist die Pferdemenschenwelt heile. Rückschläge klar, Missverständnisse? Auch. Frustration? Hin und wieder. Über allem liegt Dankbarkeit und tiefe, ruhige Liebe für dieses schöne Tier, das mir vertrauen schenkt.

    Ob Beerbaum barrt? Ob die Trainingsmethoden in vielen Ställen auch fernab vom Leistunssport abartig sind? Ob wir hoffen sollten auf ein faires Urteil?

    Es ist doch so: der Pferdesport ist zurecht in Verruf geraten. Vielleicht sollten viel mehr Zuschauer an Abreiteplätzen stehen, beim Training zuschauen statt in Stadien zu sitzen und das Ergebnis zu bewundern. Und vielleicht sollte es mal mehr Journalist*innen geben die Eier haben.

    Danke Jeanette für deinen Kommentar und dass du uns immer etwas hinlegst über dass es sich nachzudenken lohnt.

  8. Janina, das klingt total schön Eurer Abend, auch wenn er nicht direkt so anfing. um diese Momente mit Pferd gehts, darum machen wir das alle. Und es ist schön diesen Aspekt auch hier kurz zu sehen, in dem Zusammenhang. Dass es das eben gibt, häufig sogar.