Fotos: Klara Freitag
Trainingserfolg & eine gute Beziehung zwischen Pferd und Mensch sind machbar. Motivation für Dein Pferd auch! Mit diesen Tipps rückst Du diesem Ziel näher.
Ein motiviertes, fleißiges Pferd, das nur darauf wartet, mit Dir etwas zu unternehmen fühlt sich wunderbar an! Drüben bei wehorse habe ich Dir 5 Tipps für den Menschen aufgeschrieben, die zu mehr Trainingserfolg und Trainingszufriedenheit führen. Hier ist die Ergänzung zum Pferd. Ich bin gespannt, was Du davon schon umsetzt und was für Dich ein hilfreicher Gedanke ist. Erzähle mir gern davon in den Kommentaren!
1. Kurze Reprisen
Für diejenigen Reiter, die gern zuviel machen und so in Gefahr laufen, ihr Pferd zu frustrieren, hilft die Faustregel, 20 Minuten Aufwärmen, 10 Minuten Abwärmen und maximal 20 Minuten Arbeitsphase! Das ist eine Faustregel, die Alter, Trainingszustand und Gesundheit nicht beachtet – sie ist also mit Vorsicht zu genießen. Wenn Du besser nach Bauchgefühl arbeitest, oder je nach Trainingstag entscheidest, ist das natürlich auch gut und prima. Es gibt jedoch Reiter, die beißen sich fest und ertappen sich dabei, mehr als eine Stunde auf dem Pferd zu hocken obwohl es muskel- und konditionstechnisch nach 40 Minuten absolut genug hat. Wer also zum übertreiben neigt: Stell‘ Dir die Uhr am Handy, so dass Du erinnert wirst. Toll sind zur Trainingskontrolle auch Apps, die die Minuten in den jeweiligen Gangarten messen.
2. Gut reiten & loben
So simpel es klingt: Wer ein glückliches Pferd will, muss gut und fair reiten. Zum Thema Abwechslung im Pferdealltage sagt Dr Wilfried Bechtolsheimer, der Vater und Co-Trainer von Laura Tomlinson, der auch Dressurrichter ist und selbst bis in die höchste Klasse reitet: „Die ganze Abwechslung im Trainingsplan hilft nicht, wenn die Pferde nicht gut geritten werden. Das bedeutet ungerecht, zu grob und mit zu wenig Lob.“ Das hat er mir mal vor einigen Jahren, als ich den Hof der Bechtholsheimers in England besuchte, in einem Interview erzählt. Fand ich ein sehr, sehr gutes Zitat! Bei denen stehen übrigens die Rentner in Offenställen – Elitehengst Polarion zum Beispiel habe ich damals als Rentner in seinem Offenstall gesehen.
3. Sofort bestätigen
Gestern war ich schon fertig mit den Pferden, aber hörte noch einer anderen Einstallerin zwangsläufig zu, als ich noch auf der Stallgasse hantierte. Sie ritt ihre junge Stute und rief ganz oft freudige Sachen. Sowas wie „Ja genau!“ oder „Fein“, den genauen Wortlaut weiss ich nicht mehr. Ich musste ziemlich in mich hinein grinsen, denn ich mache das genauso. Egal, wie bescheuert es klingt, ich lobe viel mit der Stimme und zeige meine Freude den Pferden. Sie mögen das! Ich bin kein fantastischer Ausbilder, aber meine Pferde wollen verstehen, was ich möchte, weil sie es toll finden, gefeiert zu werden.
4. Früh genug aufhören
Ein todsicheres Rezept, damit sich Dein Pferd eine gerade verstandene Lektion merkt, und darüber noch begeistert ist, lautet: Aufhören. Sofort. Zügel lang, Platz verlassen, Hals klopfen, bummeln gehen, andere gemeinsame Zeit verleben, ohne irgendwas zu wollen. Das ist sehr leicht durchgeführt – wenn der Reiter sich nicht verführen lässt, es doch noch mal zu versuchen, oder doch noch ein bisschen zuvor abzureiten. Dann ist der Lerneffekt viel, viel geringer. Warnsignal: Wenn der Reiter denkt: „Noch ein Mal, und dann ist’s gut!“ ist es meist das eine Mal zuviel. Probiere es aus und freu Dich auf den Ritt am Tag danach: Dein Pferd wird gefallen wollen!
5. Disziplin & Regelmäßigkeit
Jetzt wird es deutsch und genau: Sei regelmäßig beim Pferd. Muskelaufbau funktioniert nicht, wenn man alle Jubeljahre nur kontinuierlich dran bleibt. Beziehungsaufbau funktioniert auch nicht, wenn Du Dein Pferd nur dann und wann bespaßt. Gerade im Freizeitbereich ist das „zu wenig“ eher ein Thema, als die Überbelastung vom Pferd. Unsere Pferde sind Lauftiere – ihre Lunge muss beansprucht werden, um gesund zu bleiben (und das geht nicht im Schritt). Ihre Muskeln und Bänder wie Sehen müssen trainiert sein, damit sie uns gesund tragen können. Tu was – und nicht nur am Wochenende oder wenn Du Unterricht bekommst!
Wie ich „4. Früh genug aufhören“ feiere!! Ich werde im Stall oft komisch angeschaut wenn ich bereits nach 20 Minuten mein Pferd lobe als hätte es gerade Olympia-Gold gewonnen und dann einfach absteige und raus gehe.
Ich weiß, dass ihm gewissen Sachen schwierig fallen (Takt-Fehler im Schritt, Balance auf der linken Seite und somit Galopp auf der linken Hand, so als Beispiele), und wenn er dann genau so etwas richtig richtig gut macht, dann heißt es Feierabend! So auch die letzten zwei Reiteinheiten. Vorletztes Mal hat er den schönsten Linksgalopp gezeigt und ist kein einziges Mal über die innere Schulter nach innen abgehauen. Also stopp, Lob, fertig. Als ich dann letztes Mal die Hilfe zum Linksgalopp gegeben habe, zack! Sofort richtig, leicht, groß, und nur außen rum und das sogar gleich 2 Runden! So so stolz und ich bin mir sicher, dass kam davon, dass ich ihn am Vortag mit Feierabend belohnt habe.
das klingt ganz toll, Michele! Wer’s nicht glaubt, muss es selbst mal ausprobieren – es ist soooo effektiv!
Ich habe auch ein festes Ritual am Stall. Ankommen, umziehen, kurz mit der SB und den anderen schnacken, vielleicht ein Käffchen trinken und eine rauchen und dann erstmal misten. Wenn ich aber mit der Schubkarre im Offenstall ankomme und die Pferde sind noch nicht auf der Wiese oder schon wieder zurück, gehe ich immer erstmal zum Hasenzahn hin und sage hallo. Dann wir gekuschelt und sich ein bisschen erzählt und ich merke, wie gut uns das beiden tut. Dann tatsächlich misten und danach fertig machen und Reiten, Longieren, Spazieren gehen oder wozu wir gerade Lust haben.
Wenn ich Reite, lasse ich immer die Pacer App in der Tasche laufen. Tolle App, die alles doumentiert und ich kann es danach anschauen und auswerten. Allerdings schaue ich auch penibel auf die Uhr, denn mindestens 20 Minuten Schritt zum Aufwärmen sind Pflicht. Unsere Arbeitsphase umfasst maximal 20 Minuten, meist eher weniger. Das gestalte ich aber nach Tagesform, nach Leistungsstand und auch nach Lust und Laune. Und wenn es besonders gut läuft, dann beende ich die Arbeitsphase auch schon mal nach nur 10 Minuten. Hasi soll zufrieden und mit viel Lob im Hinterköpfchen in den Stall. Wobei wir auch schon beim nächsten Thema sind. Ich lobe sehr gerne , sehr viel und fast ausschließlich mit Stimme, Kraulen und Pause. Ich glaube, wenn ich reite, hört man gefühlt alle paar Sekunden „Braaaaaaaav“ 😀 Mir ist es wichtig, dass mein Pferd motiviert ist und für das Verstehen meiner Hilfen, richtige Umsetzung und oft auch nur für Nuancen belohnt wird.
Früh genug aufhören – Das musste ich wirklich erst lernen. War auch eine von denen, die sich festbiss und nicht aufhören konnte. Hab es dank Hasi gelernt. Hab auch schon nur 10 Minuten „gearbeitet“ und dann beendet, weil er so toll war! Macht er etwas richtig oder zeigt bei einer für ihn schweren Aufgabe auch nur den Ansatz der richtigen Lösung, sind die Zügel sofort lang, er wird ausgiebig gekrault und mit Stimme belohnt. Das motiviert soooo sehr und er freut sich dann jedes Mal, wenn er etwas richtig gemacht hat 😀 Das finde ich so toll 😀
Disziplin & Regelmäßigkeit – Ich muss gestehen, die leiden im Winter immer etwas, weil der innere Schweinhund lieber wieder uffe Couch will 😀 Kalt, naß, dunkel – neeee kein Bock, flott misten, kuscheln und dann nach Haus. Trete mir aber wieder selber mehr in den Allerwertesten und werde disziplinierter. Gerade wenn man etwas verbessern möchte, Muskulatur wieder aufbauen oder einfach dem Lauftier Pferd nur etwas Gutes tun will, muss mal regelmäßig reiten. Bewegung hat er ja sonst im Offenstall genug.
Wieder mal ein wirklich guter Artikel, auch der auf wehorse, danke dafür liebe Jeannette 🙂
Hallo Patricia, vielen Dank, das freut mich sehr! Dein super ausführlicher Kommentar ebenso wie das Lob über den Artikel. Freue mich immer, wenn ich einen Einblick in das bekomme, was ihr so mit den Pferden macht. Bzgl. Disziplin: Sara Oliveira kommt ja ein Mal im Monat zu uns, und zu mir sagt sie immer, dass ich ihre am wenigsten deutsche Schülerin sei. Das erste Mal hat sie das gesagt, als ich Mitteltrab reiten sollte und man sah, dass ich das nicht übe sonst. Sehr undeutsch! Aber sie bezieht das auch auf die Disziplin: Nicht am Punkt reiten oder zu spät kommen – sie ist selbst ja aus Belgien und ich finde das immer sehr lustig, sie auch, diesen Spruch. Liebe Grüße!