Interview mit Julis Eventer: Vielseitigkeit, Training bei Chris Bartle & Muskelaufbau

Chris Bartle, britischer Vielseitigkeits-Nationaltrainer, und Bloggerin Juliane Barth auf ihrer Stute Nessi. Foto: Laura Gause

 

Ich wollte unbedingt mit Juliane von Julis Eventer sprechen, da sie letztens bei Chris Bartle einen Lehrgang mitgeritten ist. Dieser Trainer hat lange das deutsche Vielseitigkeit-Nationalteam betreut und ist nun wieder für die Briten zuständig. Mit ihnen holte er bei den Weltreiterspielen in Tryon Einzel- und Teamgold.

 

Bald in der Spezialausgabe der Reiter Revue: Große Homestory bei Chris Bartle

Ich selbst war im September bei Chris Bartle daheim in England und habe ihn dort für die Reiter Revue international einen Tag lang begleitet und mir seinen Unterricht und Beritt angesehen. Mein Eindruck: Ein grandioser Trainer und feiner Mensch! Mein Portrait über ihn ist ab dem 7. November im Ingrid-Klimke-Spezialheft der Reiter Revue zu lesen.

Neues Live-Interviewformat

Dies hier ist übrigens die erste Folge einer neuen Live-Interview-Serie. Denn das Gespräch mit Juliane habe ich live auf Instagram geführt, heute könnt ihr es Euch dort auch noch ansehen, bevor es sich automatisch löscht (hier, unter Storys).

Empfehlung: Julis Eventer

Juliane bloggt auf www.julis-eventer.de, wofür sie in diesem Jahr mit dem Medienpreis Silbernes Pferd ausgezeichnet wurde. Außerdem ist sie für den Vielseitigkeitssport in Tryon gewesen, um von den Weltreiterspielen dort zu berichten und Videos zu senden – denn beruflich ist sie Producerin, beschäftigt sich also mit Filmen.

Meine Live-Interviews werden von nun an Sonntags auf Instagram auf meinem Account alifewithhorses_de zu finden sein!

Ihr lest nun den zweiten Teil des Interviews mit Juliane – den ersten Teil dieses Interviews findet Ihr bei wehorse. Darin geht es um den Springsitz nach Chris Bartle und wie ungewöhnlich das ist, ihn auszuführen.

Juliane, was magst Du an der Vielseitigkeit?
Ich bin ein Geländereiter, aber das sagen wahrscheinlich alle Vielseitigkeitsreiter! Das Geländereiten ist am tollsten. Wenn man das lange macht, ich mache es nun seit mehr als 10 Jahren, dann gibt es immer ein paar Momente an die man sich besonders erinnert. Weil man etwas mit seinem Pferd gemeinsam geschafft hat. Im Springen ist man nach 50, 60 Sekunden im Ziel. Natürlich freut man sich dann auch, man hat auch Ziele, ob das jetzt das erste M Springen ist, das man geschafft hat, zum Beispiel. Im Gelände ist es noch mal anders. Man ist im Gelände länger unterwegs und fühlt die Verbundenheit viel stärker. Man tut etwas, aber dann hat man eine Sekunde gepennt, dann tut das Pferd irgendwas für einen, man merkt, wir wollen da rüber! Dann kommst Du ins Ziel und es ist der totale Gefühlsüberschuss.

>> Nicht ins Gelände, wenn Du nicht 100 % fit bist!

Spielt es dabei auch eine Rolle, dass die Gesundheit von Pferd und Reiter ja total voneinander abhängig ist? Das sind ja alles feste Hindernisse!
Das man heil ankommt, ja, das spielt eine Rolle. Ich als Amateur mache es so, dass ich nur los reite, wenn ich ein gutes Gefühl hab. Habe ich einen Schnupfen oder einen Scheisstag, dann ist das bei Dressur und Springen egal – da kannst da auch durchreiten. Dann fällt halt mal eine Stange oder Du bekommst eine 5,5. Aber im Gelände starte ich nicht, wenn ich ein blödes Gefühl habe. Dafür ist es zu anspruchsvoll und es kann zuviel sein. Aber wenn man es geschafft hat, ist es ein ganz tolles Gefühl.

Was hat dir in den ersten Jahren am meisten geholfen um Sicherheit zu bekommen?
Ich hatte das große Glück, dass meine Mutter mir geholfen hat. In meiner Kaderzeit von 14 bis 16 Jahren habe ich das Pferd Jimmy von meiner Mutter übernommen. Das ist der Dunkelfuchs, der jetzt bei uns in Rente auf der Weide steht. Der war in den ersten Jahren totaler Schisser, er mochte kein Wasser. Meine Mutter ist jedes Turnier rausgeflogen. Sie hat die komplette Vorarbeit gemacht. So dass ich  A und L reiten konnte. Ein Sterne war dann schon wieder anders. Es hat auch geholfen, dass ich nicht alleine war: In der Kaderzeit ist man im Team und meine Mutter war immer dabei, das gibt Sicherheit.

In Deinem Blog oder auf Instagram hört man immer mal wieder was von Deiner Mutter. Was ist sie denn so geritten früher und was macht sie heute mit Euren Pferden?
Sie ist bis Deutsche Meisterschaft geritten. Als ich so richtig im Sport war, wurde das ein bisschen weniger. Bis so vor zwei, drei Jahren ist sie noch normal im Gelände geritten. Aber jetzt hat sie beide Kreuzbänder kaputt, ein Mal rechts, einmal links. Ich habe ihr das Geländereiten mit der Stute untersagt (Juliane lacht, und sagt:), ich brauche sie doch noch!

Mit der Nessi, meinst Du?
Ja, das war mit ihr das zweite Mal, dass das Kreuzband kaputt war. Dieses unkontrollierte Rumgespringe von Nessi ist nicht so leicht zu sitzen!

Wieviele Pferde hast Du momentan im Training?
Drei, also zwei momentan, und mein großer Alani kommt Dienstag wieder. Dann fange ich mit dem wieder an.

>> Meine Mutter macht die Basis-Dressurarbeit

Welche Pferde reitest Du, und welche Deine Mutter?
Nessi reitet fast nur meine Mutter. Das Pferd ist unglaublich schwierig in der Dressur,  weil sie ganz lange mit Schlaufzügel geritten worden ist. Wir haben sie sechsjährig bekommen. Die wusste nicht, wie sie den Hals ausbalanciert. Nessi ans Gebiss zu bekommen, da sind wir  immer noch dran. Da braucht man Geduld. Ich hab‘ nicht die endlose Geduld für die Stute, die diese bräuchte. Meine Mutter macht die Basisarbeit. Sie nutzt auch Cavaletti und Kreuze mit ihr und wenn wir zum Training fahren, reite ich Nessi im Springtrainng und Geländetraining. Ja, und vor Turnieren reite ich dann auch noch mal Dressur (sie lacht). Teddy reite nur ich.

Das ist das Pony?
Der ist kein Pony mehr, der ist 1,57 Meter!

Oh sorry, aber aus meinem Mund ist Pony immer ein Lob, ich liebe Ponys!
Der sieht auch ein bisschen aus wie ein Pony. Momentn habe ich den Plan drei Mal die Woche Dressur zu reiten. Denn meine beste Freundin hat gesagt: Wenn du mal M-Dressur reiten willst, musst Du einfach mal reiten! und nicht immer suchen: Da war ein Fehler und hier war ein Fehler! Einfach mal reiten. Auch ein bisschen Springtraining, aber nicht zu viel, sonst hat er keine Lust mehr.  Bei dem machts nichts wenn der mal Pause hat. Alani kommt Dienstag wieder aus einer Verletzungspause auf der Weide. Er wird langsam aufgebaut,  ich habe vier Monate Zeit, bis der wieder gut aussehen sollte für die Saison.

Julianes Fuchs Ted oben im April nach einer Pause, dann im Mai, Juni und Oktober. Foto: Julis Eventer

 

Deine Bilder zum Muskelaufbau von Ted sind wirklich eindrucksvoll, erzähl‘ mal, wie Du das gemacht hast!
Teddy war sieben Monate auf der Weide, aber sah vorher gut bemuskelt aus. Das ist ja anders, als wenn Du einen 4-Jährigen hast, der noch nie Muskulatur aufgebaut hatte. Ted ist ein Pferd das recht klein ist, er muskelt recht schnell auf. Das ist kein Vergleich zu Alani beispielsweise. Bei Ted wäre es vielleicht auch schneller gegangen, aber ich war auch mal Luschi zwischendurch! Aber Muskulatur braucht auch Zeit zum Wachsen. Ständig zu trainieren macht es auch nicht schneller.

>> 30 Minuten Arbeitsphase reichen!

Stimmt, das funktioniert nämlich nicht, jeden Tag gleich viel zu tun. Du brauchst Leistungsspitzen und Regenerationsphasen. Aber was genau machst Du in einer Einheit? Wie lang ist eine Einheit bei Dir?
Im ersten Monat habe ich ihn 20,30 Minuten longiert alle zwei, drei Tage. Das natürlich in allen Gangarten. Das habe ich gesteigert innerhalb einer Einheit, nicht von der zeitlichen Länge her, sondern von der Intensität. Anfangs habe ich ihn nur vorwärtsabwärts geritten, dann aufgenommen. Wenn ich dabei gemerkt habe, der kann das noch nicht halten, dann habe ich ihn nach ein,zwei Minuten wieder rausgelassen. Gelände haben wir leider nicht so gutes hier. Anfangs habe ich auch den Aquatrainer eingesetzt. Aber das war ganz am Anfang, ich glaube nicht, dass das so viel ausgemacht hat. Ich denke, es ist der Mix aus allem: Training, an der Longe Stangenarbeit, Reiten, Fütterung. Über Stangen an der Longe zu treten hasst er allerdings, er ist so ein Glotz-Pferd und schnorchelt bei jeder Stange. Mitte April habe ich angefangen ihn zu reiten. Die letzten beiden Monate hat er den Schritt gemacht, dass ich ihn mehr packen kann. Seitdem reite ich mehr Tempo-Unterschiede. Momentan reite ich so 30-35 Minuten und davon 20 ein bisschen mehr.

>> Schulterherein, Übergänge, Außengalopp

Was sind für Dich versammelnde Übungen auf Eurem Niveau?
Volten, damit ich ihn überhaupt aufs Hinterbein bekomme. Außengalopp habe ich recht früh reingenommen, da er sich da setzen muss. Wir sind jetzt noch nicht bei Galopppirouetten oder so. Schritt-Galopp-Übergänge haben wir auch gemacht, Schulterherein haben wir jetzt seit zwei, drei Wochen im Galopp angefangen und zuvor schon etwas im Trab. Galopp-Traversale haben wir einfach mal ausprobiert, weil ich mal in Richtung Dressurreiter M reiten will. Meine Trainierin hat gesagt: Dann gucken wir mal, wie er das macht. Ted kann das alles, aber nur wenn er gut drauf ist. Wenn er nicht gut drauf ist, geht er nichtmal ins Viereck.

Warum standen Ted und Alani eigentlich?
Ted hatte eine Arschloch-Phase und Alani hatte sich verletzt.

Und, hat das auf die Weide stellen bei Ted etwas gebracht?
Bis jetzt schon. Der ist halt speziell.

Nutzt Du Horsemanship um Eure Bindung zu stärken, oder steht das auf der To-Do-Liste?
(Juliane lacht und sagt:) Das steht auf der To-Do-Liste! Ich bräuchte jemanden, der mir was zeigt. Bisher kenne ich nur eine Dominanzübung, laufen und den Pferden sagen, sie haben stehen zubleiben. Dafür bräuchte ich jemanden, der mir Basics zeigt. Ich bin nicht abgeneigt, aber wenn man so gar nichts kann, finde ich das schwierig!

Ich kenne da einige – im November fahre ich zum Beispiel extra nach Norddeutschland um mir die Trainerin Sarah Brummer anzusehen, von ihr kenne ich bisher nur Videos, die aber sehr fein aussehen. Ich will wissen, ob sie tatsächlich so gut arbeitet. Andere gute Adressen sind zum Beispiel: Lisa Röckener, Dina Hodde, Saskia Gunzer ist auch bei Euch in der Ecke und kann sowas auch (auch wenn sie als Schwerpunkt Arbeit an der Hand und am Langzügel macht) und natürlich solche Altmeister wie Peter KreinbergIan Benson, Alfonso Aguilar.

Mit wem trainierst Du denn dressurmäßig?
Da haben wir jetzt mal was Neues ausprobiert. Claudia Schröder gibt mir Freitags Unterricht. Ich bin viel bei Annika Martens geritten, wir müssen immer fahren, weil an unserem Hof kein Trainer arbeitet.

Wie sieht es denn mit dem Training bei Euch beiden gemeinsam aus, mit Deiner Mutter und Dir? Klappt das, sich von unten gegenseitig was zu sagen?
Puh! So cavaletti- und stangenmäßig sag‘ ich ihr schon mal was. Meine Mutter sagt mir schon mal dressurmäßig etwas. Wir wissen beide, wann wir nichts mehr sagen sollten!

>> Welches Futter ist gesponsert?

Was fütterst Du für den Muskelaufbau?
Ich füttere Myoplast von Equitop. Für Alani, der braucht muskelmäßig immer etwas in der Saison. Mit Ted habe ich im Mai angefangen, nachdem er nicht mehr so mager war. Dann kann er das erst verwerten, wenn da noch gar nichts drauf ist, macht das keinen Sinn.

Hier kam noch die Frage einer Leserin, ob Du nur gesponsorte Produkte verfütterst?
Bei uns im Stall wird ganz normal Hafer gefüttert. Ich habe dieses Jahr einen Futtertest mit Josera gemaht, aber die fand ich schon zuvor gut. Das war ein Test über sechs, sieben Monate von März bis September. Jetzt haben wir wieder auf Hafer umgestellt, das ist für mich und meinen Stallbesitzer kompliziert mit eigenem Futter. Es war einfach spannend zu sehen, was sich verändert in so einer Zeit. Ich kann nicht sagen es war total gut oder total shlecht, die Pferde haben sich über die Saison selbst auch sehr verändert. Das Myoplast kaufe ich ganz normal.

Nach wie vielen Dosen Myoplast merkst Du einen Effekt?
Bei Teddy merkt man es nach einer Dose. Man sagt von Myoplast , dass die Pferde bisschen geschmeidiger sind, wenn die das bekommen. Bei Teddy merkte ich das nach einer Dose, bei Alani dauerte es länger, bei dem dauert immer alles länger.

Vielen Dank für das interessante Interview!

Es war auch sehr lustig – wie lustig es war, müsstet Ihr Euch dann im Video ansehen, das kommt schriftlich kaum rüber! Es ist heute, am 29.10.2018, noch auf Instagram sichtbar, bevor es sich automatisch löscht. Kommenden Sonntag gibt es ein neues Live-Video auf meinem Kanal alifewithhorses_de auf Instagram! Das Schöne ist auch: Ihr könnt da selbst Fragen reinwerfen, weil es ja live ist. Also ein sehr schönes Format, um sich online zu unterhalten.

P.S.: Zuletzt haben wir uns noch kurz über Pulsuhren und Training mit der Pulsuhr unterhalten. Das ist definitiv einen extra-Blogpost wert, und daher werdet Ihr demnächst etwas darüber erfahren!

 

 

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