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Sogar im Aldi kannst Du mittlerweile Fair-Trade-Kaffee und Biomilch kaufen. Ethisch einzukaufen ist massentauglich geworden. Wenigstens zwischendurch mal. Nur im Reitsport hinkt alles hinterher.
Sondermüll auf der Weide
Wir knallen uns Sondermüll auf die Weide (Kunstrasen, in der Anschaffung eine echt billige Sache, um gegen Matschpaddocks vorzugehen). Wir sprühen Insektizide aufs Pferdefell (habe ich hier beschrieben). Wir kaufen Mode aus China, deren Herkunft dort nicht klar ist (nicht alles aus China ist unter schlechten Bedingungen hergestellt) und sobald ein spezieller Name darauf steht, empfinden wir es sogar als schmückend, erhebend, was Besonderes. Das ist doch Quatsch!
Nachhaltigkeit im Reitsport
Doch es gibt einen kleinen Hauch Gegenwind. Ich freue mich ja sehr, dass endlich das Thema Nachhaltigkeit von Reitsportfirmen aufgegriffen wird. 2016 bewarben sich für diese Kategorie des Spoga Awards nur drei Firmen, jetzt war die Auswahl viel größer. Das ist ein Preis, der auf einer Trend-Messe für den Reitsport, der Spoga eben, vergeben wird.
Reithosen und Sättel die fair produziert werden
Als Verkaufsargument herausgestellt wird Nachhaltigkeit immer noch zaghaft. Eigentlich echt seltsam, dass dieser Vorteil einiger Produkte nicht viel stärker beworben wird. Ein paar Höhepunkte:
- Kudamono (die ich ja sehr mag, wisst ihr ja) führt demnächst Westen aus PET-Material, also aus recycelten Kunststoffflaschen. Ihre Jeans werden in Europa hergestellt (und da gelten eben andere Regeln für die Arbeiter, als in Fernost).
- Horseware hat ebenso Westen aus diesem Recylingmaterial, zudem unterstützt die Firma in Kambodscha Hilfsprojekte großen Stil (ich habe für equitrends darüber geschrieben).
- Stübben fertigt auf Wunsch ihren Sattel Virginia True Nature mit einer Gerbung aus Olivenbaumblättern an, was sehr umweltverträglich ist.
- Stierna verwendet Bambus-Materialien für ihre Anziehsachen.
- Procavallo, ein Onlineshop, nimmt nur Produkte auf, bei denen die Herkunft unbedenklich ist. Sie haben zum Beispiel Titan-Gebisse aus Deutschland, die nach Wunsch hergestellt werden. Oder Schabracken, ebenso in Deutschland gefertigt (mit dem süchtig machenden Online-Schabrackendesigner selbst auswählbar, wie die hinterher ausschauen). Ich habe seit einem Jahr solch eine, und sie ist wirklich hervorragend – trocknet super schnell und liegt auch ohne Strupfen unter dem Sattel ohne zu verrutschen. Habe allerdings auch den „anatomischen Schnitt“ gewählt, vielleicht liegt es daran.
Qualitativ kommt da in meinem Besitz nur eine uralte Stübben-Schabracke dran. Hübsche andere habe ich auch – aber die sind nach einer Saison im Gurtbereich verschlissen und mit Pilling verschönert. Und ich nehme das in Kauf – wie so viele von uns. Wenn die Schabracke hübsch genug aussieht.
Cool ist das nicht. Leider sind diese Firmen die ich oben nenne und ihr Engagement für die meisten Leute Neuigkeiten. Wäre schön, wenn es anders wäre! Fragt mal in einem lokalen Reitsportladen nach Fair-Trade oder nachhaltigen Produkten – da gibt es kaum etwas.
Regenkleidung, Dich wirklich trocken hält
Stierna ist übrigens auch ein echter Tipp. Die Schweden haben ihr ganzes Konzept darauf ausgerichtet, dem Wetter zu trotzen – 10.000 mmWassersäule ihrer Klamotten ist mal eine Ansage, fast überall findet man nur 3000er mm. Seit ich im August in ein Gewitter mit Starkregen mit den Pferden gekommen bin, achte ich darauf. Das war die Hölle und nicht vorherzusehen (steh mal mit acht Kindern und Pferden in einem Gewitter. Oben gelber Himmel, Blitzen, Donnern, Hagelkörner unter den Füßen, langsam suppt das Wasser von allen Seiten auf Deine Haut. Not amused.). Es wurden alle klatschnass trotz guter Reitkleidung. Seitdem achte ich auf die Wassersäulen-Bezeichnung. Wir waren so nass, dass auch die Telefone in den Taschen eingeweicht wurden. Folge: Drei Handys waren tot, eins ist tot geblieben. Ganz schön scheiße, wenn Du mit einer Reitgruppe im Unwetter stehst, Hilfe holen möchtest und nur noch ein Telefon der Gruppe funktioniert.
Wassersäule 10.000 mm
Stierna hat einen super schönen Regenmantel im Programm, mit eben einer 10.000er Wassersäule. Man kann ihn über den Sattel und den Pferdepo hinter sich legen, so aufklappen, und erst dann sieht man seitlich reflektierende Streifen. Unter die Kapuze passt ein Helm. Ich hatte ihn an und war vor allem überrascht, wie leicht er ist. Der hat Lieblingsteil-Potenzial.
Das Beispiel Weltreiterspiele, Kingsland & Herr Helgstrand
Nun ja, auf jeden Fall habe ich mich echt gefreut, dass Kingsland nun auch eine Nachhaltigkeits-Linie herausgebracht hat. Die wurde auf der Spoga ebenso lobend herausgestellt. Ein Blick auf die Homepage jedoch und ich freute mich kein Stück mehr. Da stand unter News, ganz stolz, dass man bei Helgstrand Dressage zu Gast war, um die Klamotten zu shooten. Das ist alles andere als #betterhorsesport dort – vielfach bewiesen. Mehrfach veröffentlichte epona tv Bilder von Helgstrand, die deutlich in den Bereich tierschutzwidriges Abreiten fielen. Er wurde vom dänischen Verband auch verwarnt.
Das Geld von Helgstrand nehmen sie alle gern
Für sein Geschäft macht das rein gar nichts aus: Als Geschäftspartner ist er gern gesehen, weil Helgstrand eben viel Geld hat und viel Geld in den Pferdesport investiert. Mit alle meine ich: Der Mann pumpt Geld in diverse Richtungen im Pferdebereich. Er ersteigert Auktionspferde, sicherlich wird man auch nach den Körungen jetzt im Herbst wieder davon hören, welche Summen er dort gelassen hat. Jetzt bei den Weltreiterspielen ist es übrigens wieder genauso. Helgstrand Dressage macht das Portemonnaie auf und ist Hauptsponsor der Dressur dort. Auf der Tryon-Homepage steht sein Name jetzt überall: „Purchase Tickets for Helgstrand Dressage“ ist nicht etwa Werbung für Helgstrand selbst. Nein, es geht um die Tickets der Weltreiterspiele. Die FEI ist dankbar und wird sowas von offensichtlich unterwandert, dass es schon jenseits von peinlich ist. Wer jetzt noch nach #betterhorsesport schreit – ist naiv. So wie ich.
Egal ob Hengstsamen kaufen oder den Pulli – Du entscheidest, wer Dein Geld bekommt.
Die kleine Macht: Bewusst kaufen. Gilt übrigens für Hengstsamen (wem gebe ich mein Geld? Herrn Helgstrand und seinen Helfern hier in Deutschland?) genauso wie für Klamotten. Für mich ist das ein No-Go. Werde ich nicht unterstützen.
Bewusstsein dafür, wen man durch sein Einkaufsverhalten stärkt, ist noch echt schwach ausgeprägt im Reitsport. Warum eigentlich? Es ist so sehr Thema auf allen möglichen Ebenen, Nachhaltigkeit, Fair Trade, ein müllfreieres Leben zu führen, Minimalismus ist en vogue.
Wir kaufen uns Bambus-Becher für den Kaffee, greifen im Supermarkt ins Bio-Regal – doch beim Shopping fürs Pferd setzt der Verstand aus.
Meine These: Wir machen uns eh schon so einen Kopf um unsere Pferde, dass dieser Bereich einfach nur dem Gefallen, was Schönes finden, der Leichtigkeit ohne Sorgen und Hintergedanken gewidmet ist. So, wie man im Supermarkt dann eben doch fett in Plastik eingepacktes Obst kauft, weil es eben gerade da liegt und man keinen Bock hat, noch woanders hinzu gehen und außerdem müde ist, jede Entscheidung vom Gewissen prüfen zu lassen.
Weil wir faul sein wollen. Manchmal zumindest.
Verstehe ich. Mach ich ja selbst oft genug. Wenn man aber weiß, wo man etwas schönes und gut hergestelltes findet, dann ist es auf allen Ebenen rund. Wenn man das nicht zum Dogma macht, sondern eben die Augen offen hält und neues gut gemachtes entdeckt, dann ist es auch wirklich gar nicht mehr schwer.
Haltung zeigen als Reitsport-Firma
Einen Netzfund zum Thema ethisches Kaufen habe ich noch – nämlich wie die Modefirma Armed Angels mit einem rassistischen Brief an sie umgeht (hier). Großartig!
Haltung zeigen bedeutet,
dem eigenen Unternehmen ein Gesicht zu geben.
Genau das machen sie und erzeugen so gleichzeitig richtig traffic auf ihrem facebook-Account. Haltung zeigen würde so manchen Unternehmen im Reitsport auch echt gut stehen. Außerdem ist es ist eine Nische, in der noch ziemlich viel Platz ist.
Weiterlesen auf wehorse
Welche Trends ich auf der Spoga gefunden habe, das habe ich Euch hier bei wehorse aufgeschrieben. Es geht um Jacken mit dem schönsten Schnitt, Sport-Reitsachen, Halfter, Hufschuhe und ein Wunder-Putzmittel für Sättel, das ich schon ein Jahr lang getestet habe und das wirklich etwas kann .
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