Fünf am Tag – Marmeladenglasmomente

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Schönste Stunde des Tages. Und: ab in’s Glas mit Dir! Foto: Klara Freitag

 

Kennt Ihr diese Idee, ein Einmachglas zu nehmen, und immer, wenn etwas Schönes im Alltag passiert, das auf einen Zettel zu schreiben und in dieses Glas zu werfen? Am Ende des Jahres leert man das Glas und freut sich daran, was alles so passiert ist.

 

Auf die Zettel kommen große und kleine Freuden. Eigentlich gedacht ist dies für das Leben an sich, für so etwas wie: Barfuss über nasse Wiesen laufen, Pistazieneis am Vormittag essen.

 

Ich finde, die Idee eignet sich auch grandios für ein rein pferdiges Glas, in das Erinnerungsschnipsel kommen von „Er ist endlich durch die Pfütze gegangen!“ bis „Reservesieger in Prüfung XY!“.  (Marmeladenglasmomente ist ein Wort für diese kleinen Freuden, ich konnte nicht herausfinden, woher das kommt. Klingt so eingedeutscht, wer es weiß: bitte schreibt es mir! )

 

Ich finde diese Idee super, denn genau diese vielen kleinen Momente sind es doch, die unsere Leidenschaft ausmachen. Ich dachte letztens darüber nach, ob ich das nicht noch Mitte des Jahres anfange. Weil man ja so schnell vergisst, also ich zumindest. „Dieser Geruch!“ denke ich oft, oder „Wie schön die da zusammen auf der Weide stehen, das vergisst Du nie!“ Ähm. Doch. Ich vergesse so etwas, und erinnere mich oft nur daran, wenn etwas Ähnliches nochmal passiert.

 

Ich ging also mit diesen Gedanken zum Pferd, und sah, wie es aus der Badewanne in seinem Paddock trank, wie die Tropfen am Maul wieder zurück aufs Wasser plumpsten, während es mich anguckte. Wie ihr Fell am Kopf an immer größeren Stellen weiß statt braun wird. Wie gern sie es mag, wenn ich am Ansatz zwischen Brust und Hals kraule ( so ziemlich die einzige Stelle, an der sie streicheln gut findet). Und dachte: Hey, schon drei Momente, schon drei Bilder. Dann lag noch die Katze so genießerisch auf der Mauer, und ich freute mich, mein Pferd schön prusten zu hören beim Reiten. Fünf Momente.

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Nebenan. Klara mag die Ochsenblätter auf der Weide, das sähe so nach Steppe aus. Ich denke nur: Ausreißen! Alles eine Frage der Perspektive. Wir einigen uns auf das schönste Licht, dass durch die Blätter huscht. Foto: Klara Freitag

 

Boah, geht ganz schön schnell am Stall, dieses Glücksmomente sammeln.

 

Auf dem Weg nach Hause entschied ich, dass ich kein Marmeladenglas will. Weil: bei mir würde das wieder so eine Aktion, die ich begeistert starte und dann beim 10. Zettel aufhöre, da etwas herein zu werfen. Dann stünde es herum und würde mich vorwurfsvoll ansehen: „Eigentlich wolltest Du doch, oder?!“

 

Gruselig.

Genauso, wie ich Anfang des Jahres erzählt habe, dass ich unbedingt mehr Sport machen möchte. Wo ich Ball und Balancekissen gekauft habe, und doch kaum was damit tue. Bei mir hilft da kein guter Vorsatz. Sondern: Verpflichtung (Kurs mit Elaine gemacht + zum Lauf im Team angemeldet)  und sich-jeden-Tag-selbst-in-den-Hintern-treten (2 Mal Joggen letzte Woche, immerhin!). Deshalb gehe ich lieber das vermeintliche Risiko ein, Sachen zu vergessen, als mir die Leichtigkeit zu nehmen, es einfach so schön zu finden, ohne hinterher etwas notieren zu müssen.

 

Aber allein dieser Gedanke an die Marmeladenglasmomente hat’s gebracht. Nämlich noch mal mit offenen Augen zum Pferd gehen und zu merken, was man da eigentlich so genießt. Auf fünf wunderbare Momente bin ich sowas von easy gekommen.

 

Und Du? Welches war Dein schönster Moment in der letzten Woche?

 

 

 

P.S.: Wenn Dein innerer Schweinehund absolut nicht davon zu überzeugen ist, sich noch in den Stall zu schwingen, dann empfehle ich dieses Rezept, um ihn mundtot zu machen. Hilft. So gut wie immer.

2 Kommentare

  1. Mein schönster Moment – bis jetzt – für heute war mein Ausritt heute morgen. Es war garnicht so früh, schon fast 11 Uhr und die Sonne war schon ganz schön warm. So sind wir d.h. ich und Tatezi über schattige, verschlungene Pfade gepirscht. Durch mein Lieblingswäldchen bergauf zu den schmalen Wegen, gesäumt mit kleinen, knorrigen Eichen und hohen Gräsern. Die Spinnengewebe, noch voll Morgentau, hingen im Gras, Eichelhäher zeterten im Baum. Durch meinen „Feenwald“ und durch einen Bach ging es weiter. Mein Pferd knuspert zwischendurch immer Eichen- und Buchenlaub und ein paar Brombeerblätter. Traumhaft. Zum Abschluss galoppieren wir über eine gemähte Wiese…war bestimmt nicht erlaubt… Glück pur.

  2. Hallo Birgit, oh, das klingt aber schön – möchte ich direkt auch hin, in Dein Lieblingswäldchen! Viele Grüße von Jeannette