Kleinigkeiten erinnern

Nimm ein Stück Papier. Schreibe die Zahlen 1- 10 in senkrechter Linie darauf. Schreibe hinter jeden Punkt, was Dich in letzter Zeit erfreut hat an Deinem Pferd und in Deinem Reiterleben. Bitte unbescheiden! Das ist eine Freu-Liste, keine Kleinlaut-Liste!

Da rauscht das Glück von einem zum anderen und aus dem Foto heraus! Das schönste Foto des Shootings vom Reitkurs - Philippa mit ihren Isländern Dryri und Blakkur. Foto: Thomas Rubel

Da rauscht das Glück von einem zum anderen und aus dem Foto heraus! Das schönste Bild des Shootings vom Reitkurs – Philippa mit ihren Isländern Dyri und Blakkur. Foto: Thomas Rubel

 

Unbedeutend wirkende Dinge dürfen da genauso drauf stehen wie mächtige Fortschritte.

Du kommst erst mal nur auf zwei, drei Punkte?

Macht nichts. Du steckst den Zettel ein, nimmst ihn mit beim Auto fahren, beim Geschenke besorgen, verfrachtest ihn von einer in die nächste Hose, legst ihn auf Deinen Nachttisch und klemmst ihn unter die Schreibtischlampe.

Makes me happy – Blumenschmuck am Namensschild.

 

Vielleicht wird der Zettel gar nicht ausreichen. Vielleicht musst Du ihn erweitern. Wenn er vollgeschrieben ist, dann steck ihn in eines Deiner Lieblingsbücher oder ins Auto-Handschuhfach oder wo auch immer für Dich ein Ort ist, der sicher ist und selten Fremdbesuch hat, und den Du über kurz oder lang aber wieder inspizieren wirst.

Wetten, Du freust Dich nach ein paar Monaten, Dir diese Liste noch mal durchzulesen?

P.S.: Das hier ist meine.

  1. Joggen gehen mit Pferd. Lange nicht mehr gemacht. Lust drauf.
  2. Die Bussard-Sichtungen beim Ausritt.
  3. Die Momente, in denen ich merke, dass die da unter mir mitdenkt und unbedingt mitarbeiten will und schon vorwegnehmen will und ganz begierig darauf ist, die richtigen Dinge zu tun.
  4. Zu sehen, wie schön sie schwingt, an der Longe, unterm Sattel, einfach jedes Mal!
  5. Dass sie so klug ist. Dass ich sie ohne Halfter rauslassen kann, sie am Tor wartet und wenn das aufgeht, sie den langen Weg zum Eimer geht und ich abkürze und die Treppen nehme.
  6. Fell riechen.
  7. Die ersten fliegenden Galoppwechsel auf gerader Linie (ist schon was her).
  8. Das In-Erinnerungen-schwelgen an mein vergangenes Herzenspferdchen.
  9. Wie schön meine Reitkinder inzwischen im leichten Sitz reiten. Wie sie dabei in die Luft boxen, Äpfel pflücken. Diesen ganzen Quatsch machen, der so viel bringt und so viel Spaß macht. Ich selbst freue mich dabei, als sei ich wieder zehn Jahre alt und säße freihändig auf einem Pony.
  10. Meine perfekte Kardätsche. Jedes Mal, wenn ich sie in der Hand habe freu ich mich über sie.

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PS die Zweite: Dieser Text erscheint auch im pferdiathek-Magazin. 

PS die Dritte: Seit dem Wochenende gibts eine Instagram-Seite zum Blog!

Reitkurs mit David de Wispelaere

David de Wispelaere, Kurspferd Sophie, ich und Philippa. Foto: Thomas Rubel

 

Die eigenen Partys sind die kurzweiligsten.

Ein Rausch, ein Lächeln, einmal ringsum schauen und Hallo sagen. Und zack, schon vorbei.

Mit eigenen Reitkursen ist es genauso.

Weiß ich seit dem vergangenen Wochenende.

Gemeinsam mit Philippa (die so was schon oft gemacht hat), habe ich zum ersten Mal einen Kurs selbst geschmissen. Anlage gepachtet, Plakate aufgehängt, hunderte Mails geschrieben, Stübchen geputzt, Boxen geschmückt. Als wir das gemeinsame Projekt starteten, da wollten wir alles so machen, wie wir uns das immer als Kursteilnehmer woanders ersehnt hatten. Wir hatten viele Wünsche, der erste war: David de Wispelaere noch mal nach hier zu holen. Er lebte bis vor einem Jahr hier um die Ecke, nun ist er wieder in die USA gegangen, in seine alte Heimat. Außer David standen auf unserer Liste:

  • Der perfekte Hallenboden.
  • Paddocks für die Kurspferde.
  • Blumen überall.
  • Torte.
  • Mit Profi-Fotograf.

    Schild_nah Kopie

    Eines der Boxenschilder für die Kurspferde.

Zuschauer Kopie

Emma, der Hund, und ein paar der anderen Zuschauer.

 

Anlage Kopie

Die Reithalle von den Wiesen aus gesehen.

 

Haben wir alles hinbekommen. Außerdem hatten wir unglaubliches Glück mit den Menschen, die zu uns gekommen sind, das passte nämlich, und mit dem Wetter. Schönster Sonnenschein am ersten Novembertag.

Wer ist David de Wispelaere?

Dass es für den ersten Kurs David sein sollte, das liegt daran, dass Philippa und ich ihn hier in der Region vermissen. Ich mag an ihm seine unaufgeregte Art, sein genaues Auge, und dass er alle Reiter mental so herunterholt. Er hat noch bei Reiner Klimke und Gabriela Grillo (die als junge Frau mit Klimke und Boldt im Team Olympisches Gold holte) gelernt. Der Amerikaner mit flämischem Nachnamen vertritt eine im besten Sinne klassisch-konservative Reitweise und hat sich hierzulande mit seinen Büchern einen Namen gemacht. David betont unentwegt das faire Reiten UND bildet auch tatsächlich so aus. Zudem ist er jemand, der sich  traut, von eigenen Fehlern zu sprechen. In einem seiner Bücher beschreibt er,  wie er in jungen Jahren sein Dressurpferd falsch gemanagt hat und das bitter bereute. Das ist groß. Andere kehren so etwas unter den Teppich. Er spricht es aus und zeigt gleichzeitig: so nie wieder.

David de Wispelaer im Unterricht bei uns.

David de Wispelaere im Unterricht bei uns.

Seine Philosophie kommt leise daher, und nur wer sich darauf einlässt, kann entdecken, was da hintersteckt. Er möchte, dass der Reiter dem Pferd alles fein bereitet, abwartend und einladend ist, damit Pferd sich von seiner besten Seite zeigen kann (und diesen Moment muss der Reiter dann auch registrieren und reagieren!). Es geht viel ums Nachfühlen, ums Bemerken und weich Reagieren,  seine Lehrmethode ist eher schwer in Fakten zu vermitteln. Er ist fantastisch gut darin, auf den Punkt das Thema eines Reiter-Pferdpaares zu sehen und darin, ein Gefühl zu vermitteln. Vor alledem steht unumstößlich, die faire Einstellung zum Pferd hin einzufordern. Meint zum Beispiel: Null Toleranz für zu starke Handeinwirkung.

Eigenhändig gepflückt: unser Blumenschmuck.

Eigenhändig gepflückt: unser Blumenschmuck.

David ist jemand, der die schönen Seiten des Lebens schätzt, bestens gepflegte Sättel, edle Schuhe, adrettes Äußeres. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Er ist nämlich verdammt uneitel im Unterricht, und schenkt der Ponyreiterin genauso viel Beachtung wie der S-Dressurreiterin. Bei uns kam eine ganz gemischte Gruppe zusammen, nämlich:

Rachel mit dem schönsten Pferd des Kurses, Sophie.

Claudia mit dem gewitztesten Pony des Wochenendes, Iggy.

Sabine mit der überaus lernbegierigen Lotta.

Saskia mit I can fly, der sich so in meine Fee verliebte, dass er sie nicht mehr verlassen wollte.

Kim mit Nalin, deren Geist zwischen Diva und Puschelpony pendelt.

Philippa mit dem imposanten roten Dyri und Blakkur, der so viel zu bieten hat, das aber nur an die Menschen verrät, die sich trauen, genauer hinzusehen.

Philippa_happy

Na, da ist aber jemand glücklich über sein Pferd! Philippa mit Dyri.

 

Und natürlich ich mit meiner Fee, sowieso der klügsten, besten Stute überhaupt.

Ein paar special guests bei den Zuschauern hatten wir auch noch: Alicia aus Kanada, die ein Reitlabel in den Niederlanden gegründet hat, und die vom Global Dressage Forum aus zu uns kam. Sie hat auf ihrem Blog auch über den Kurs bei uns geschrieben, siehe hier. Davids Schülerin Angelika kam auch als Zuschauerin, und berichtet auf ihrem Blog  besonders über zwei der Reiter-Pferd-Paare von unserem Kurs. Hier geht es zu ihr.  Reitsportfotograf Thomas Rubel hat professionelle Fotos von den Reitern gemacht, weil wir finden, dass doch jeder eigentlich zu wenige schöne Fotos von sich und Pferd hat.

meine_Fee

Meine weise Dame (die immer weißer wird!). Danke an Thomas Rubel für dieses Bild.

 

Bei jedem Kursreiter ging es in der ersten Einheit eigentlich nur darum, selbst ins Spüren zu kommen und nicht ins wilde Agieren (Zuschauer! Trainer! Was bieten!) zu verfallen. Bei mir selbst war es ein holpriger Einstieg: Bis zuletzt habe ich gebangt, ob das wirklich eine gute Idee ist, jetzt schon einen Kurs mitzureiten.

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Nachbesprechung: David, Fee und ich.                                                     Foto: Thomas Rubel

 

Meine Fee hatte ein halbes Jahr komplett Pause, ich habe sie dann gewichtsfrei wieder antrainiert und so ungefähr zehn Mal draufgesessen vor dem Reitkurs. Urghhs! Ging aber. Wir haben viel im Schritt gearbeitet, ein bisschen locker im Trab und Galopp geschaut was möglich ist, und ich konnte noch mal zurück an die Basics: korrekte Biegung, einladende Zügelführung, Sitz korrigiert. Ich fühl‘ mich eingerostet. Pferd hingegen hat außer der Kondition und den dazugehörigen Muskeln wenig vergessen. Ein Teil der Liste der Dinge, die ich so tun sollte:

Bitte nacheinander: 10-Meter-Volte, 8-Meter-Volte, Zirkel****tatsächlich korrekte Biegung und Stellung**** ganze Bahn, auf der rechten Hand etwas traversartig, auf der linken Hand nicht ganz so viel Stellung****Anhalten, Moment, die Anlehnung geht verloren, Schenkel, Ja, sie soll den Schenkel auch beim Halt als nicht vorwärtstreibend begreifen***biete mit Deiner äußeren Hand den Kontakt an, sie soll zum schwebenden Kontakt finden (das meinte, meine Hand soll konstant, ruhig und einladend sein, so dass sie schön herantreten kann)****deutlicher um den inneren Schenkel biegen **** nicht so viel agieren mit dem Schenkel, mehr aus dem Sitz heraus arbeiten****Nach der Volte Schenkelweichen zur Bande hin****im Anschluss wieder eine Volte****

Ja, und außerdem immer schön tief Atmen und locker in Nacken und Schultern bleiben! Liest sich doch recht lang, diese Liste, fühlte sich auch so an. Bei mir geht dann schnell so eine fiese Gedankenspirale los: „Mist, der Weg ist doch so weit!“ Ich ärgere mich, dass es noch nicht so klappt wie ich das will und dann denke ich : „Nee, nicht ärgern, weil Ärgern ist eine Emotion die mir hier echt gar nicht hilft, weiß ich doch!“ Und dann, genau in so einem Moment, sagt David so etwas wie zum Beispiel beim Galoppieren „und jetzt genießen!“, und schwupps muss ich grinsen. Genau richtig platziert.

Grinsen statt ärgern und akzeptieren, auf welcher Stufe man da gerade steht. Ist doch egal, Hauptsache lernen und fair sein und weitermachen. Das Grinsen hilft dabei, in einer guten Stimmung zu bleiben, damit das Reiten und Lernen leicht von der Hand geht, und damit die Stimmung zum Pferd hin und positiv bleibt.

Morgenlicht

Der Morgen auf dem Zirbelhof – so unglaublich schön.

 

Mein Schreibblock und mein Laptop, die ansonsten auf Kursen ständig auf meinem Schoß liegen und mit denen ich zu jedem Reiter Notizen mache, habe ich diesmal im Auto gelassen. Denn zwischen selbst Reiten und Sachen wie: „Ist die Suppe warm?“, „Oh, da ist ein Schanier kaputt gegangen, was machen wir da?“, „Kann ich meine Uhrzeit mit jemandem tauschen?“, „Gibt’s irgendwo noch Milch für den Kaffee?“, „Der Akku ist leer“, „Komisch, da sind jetzt doch Pferde auf dem Paddock“ war ich einfach sehr zufrieden, mal kurz in der Sonne zu sitzen, mit Blick in die Reithalle, und hinter mir den Bachlauf plätschern zu hören. Im Idealfall noch mit einem (noch warmen) Kaffee in der Hand. Und Torte im Mund (die war zu schnell weg, die konnte ich nicht mehr fotografieren).

Loved it.

Das machen wir nochmal. Ganz bald.

Die Kurspferde chillen auf den Paddocks in der Pause.

Die Kurspferde chillen auf den Paddocks in der Pause.

Über Lichtblicke

Foto: Tom Wanderer

Licht und Pferd, gefunden in den Dolomiten. Foto: Tom Wanderer


Weißt Du, was im Winterhalbjahr ungemein hilft, um motiviert zu bleiben? Für sich selbst Höhepunkte einplanen.  Ein Ziel, einen Lichtblick im Alltag, ein Event der gut tut. Da ist Vorfreude inklusive. Nachklang ebenso.

Was das genau sein könnte? Für Dich? Natürlich etwas, das gerade Du mit Pferd besonders gern machst. Mit oder ohne Anspruch, ganz wie es sich für Dich am besten anfühlt.

Einzige Regel: Es muss etwas sein, das nicht zwischen Termine und Pflichten gequetscht wird, sondern für das wirklich Zeit eingeplant wird. Es geht ja um das Zelebrieren! Um den Genuss!

Meine zwei erprobten Rezepte, um bei Motivation zu bleiben, sind diese hier:

Zeremonie Nummer Eins: Training de Luxe

Ein Mal im Monat zu einem wirklich hochkarätigen Trainer aufbrechen. Hochkarätig muss nicht zwangsläufig teuer meinen, sondern soll eher heißen: da stehst Du von der Philosophie her absolut hinter. Und ja, es kann sein, dass um dieses Gefühl zu bekommen, richtig Aufwand damit verbunden ist. Aufwand kann heißen: Die Person ist zum Beispiel eine Stallkollegin, die reiterlich weiter ist, jedoch selten Zeit hat. Dass sie mal mitschaut, das ist nicht selbstverständlich,  und deshalb ist so ein Termin etwas Besonderes. Aufwand kann auch heißen: Es ist dreimal so teuer, wie die Trainer ringsum. Muss aber nicht. Oder Aufwand meint, die Trainerin, die man vom Kurs her kennt, die jedoch zwei Stunden Fahrt entfernt wohnt, tatsächlich mit Pferd zu besuchen.

Wenn dieses Gefühl da ist: Das ist genau das, was ich lernen will, und das ist genau die Person, von der ich lernen will – dann tut das sehr gut und wirkt nach!

Bei mir ist der Trainer räumlich gesehen ganz nah, aber ich muss mir einen halben Tag frei nehmen, damit Pferd und ich zum Unterricht fahren können – er hat nur vormittags Zeit. Und das mache ich dann auch. Pferd verladen, hinfahren, reiten. Wenn ich zurück bin, schreibe ich mir daheim auf, was in der Stunde wichtig war. Nicht weil ich penibel bin, sondern weil es mir so viel, viel mehr gibt. Details würde ich sonst nicht so gut behalten. Die nächsten Wochen übe ich dann, bis es wieder los geht (nicht verbissen, aber schon so, dass ich die Schwerpunkte im Hinterkopf habe). Schöner Nebeneffekt: Durch die Aufzeichnungen bekommt man langfristig einen Überblick, womit man sich so beschäftigt hat, und nimmt viel deutlicher wahr, wie es voran geht.

Zeremonie Nummer Zwei: Sonntags von 11 bis 16 Uhr

Plan ab und zu mal scheinbar endlos viel Zeit beim Pferd ein.

Um dann ganz in Ruhe alles zu machen, was so ansteht und wozu Du Lust hast. Reserviere Dir dafür einen Premium-Zeitblock im Terminkalender. Sonntags von 11 bis 16 Uhr, wie wäre das?

Fünf Stunden am Stück, am Wochenende!

Eine Menge Zeit, nicht wahr?

Unverschämt viel Zeit! Geklaute Zeit!

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Foto: a life with horses

Vor allem für die, deren Kalender eh proppenvoll ist, bewirkt so ein riesiger, nicht durch getakteter Zeitblock Wunder. Machen, was das Herz begehrt: den gemütlichen Ausritt nachholen, Kaffee trinken, ein Schwätzchen halten, den Schrank auf Links krempeln, grasen lassen am Strick oder einfach nur beim Pferd sitzen und zuschauen. Das hallt nach – bei der Alltagslaune, im Zwischenmenschlichen und vor allem zwischen Pferd und Mensch.

Unser Bonbon: Der eigene Reitkurs!

Die Kombi aus beiden Zeremonien starten wir an diesem Wochenende: Philippa und ich haben David de Wispelaere zu einem Kurs eingeladen. Erstes Mal für mich, selbst Organisator zu sein. Und wir haben uns gedacht: wir möchten mal alles so haben, wie wir uns das als Reiter immer wünschten. Es gibt den perfekten Reithallenboden, Blumen überall, Paddocks zum Rausstellen der Kurspferde, eine Torte (ähh, die Zutaten sind noch in meiner Küche…), einen Pferdefotografen, der Bilder von den Reitern macht, ja und natürlich David, den wir echt vermisst haben hier (er ist wieder in die USA gegangen nach vielen Jahren in Aachen).

Vorfreude!

Nun bist Du dran. Was könnte Dir gefallen?

 

Was die Dunkelheit bereit hält

Nacht

Letzter Reiter im Stall? Hier.

Lieber bei Dunkelheit noch mal los, als mit schlechtem Gewissen auf dem Sofa zu sitzen? Hier.

Ich liebe es, spätabends reiten zu gehen. Wenn alles ruhig ist. Das hat einen besonderen Zauber. Es ist einfacher, sich einzulassen, ganz beim Pferd zu sein, wenn der Tag und seine Geräusche schon vergangen sind.

Die Katze schleicht vorbei.

Alles still.

Nur Pferd und ich.

Nacht macht das All-Eins so leicht.

Wenn ich von so einem Abendritt nach Hause komme, bin ich ein bisschen glückstrunken. Meistens geht Frau Pferd besser als tagsüber (ich drehe bei Dunkelheit nur in der Halle oder auf dem Platz meine Runden, raus ins Gelände traue ich mich nicht, auch wenn es Menschen gibt, die Mondscheinritte toll finden). Wahrscheinlich sind diese Stunden so gut, weil ich konzentrierter, gelöster und weniger ehrgeizig bin? Mag sein.

Wenn ich an diese Stunden mit Pferd in der Dunkelheit denke, schießt mir immer der Song „Nightswimming“ von REM in den Kopf. Kennt ihr den noch? Er trifft die Stimmung soooo genau!

Probiert’s mal aus. Des Nachts. Oder eben ganz früh. Wenn niemand da ist, außer Euch.

Kopf & Zahl: Alizée Froment

Alizée Froment, Französin mit Mission.

Alizée Froment, Französin mit Mission. Foto: A life with horses

 

Sie startet international auf Grand-Prix-Dressurlevel und verblüfft zudem in Shows damit, dass sie ihr Turnierpferd nur auf Halsring reitet. Im Winter 2014/2015 habe ich Alizée das erste Mal auf einem Dressurkurs unterrichten sehen, und es hat mich so gepackt, dass ich seitdem so ungefähr 4000 Kilometer in diesem Jahr herunter gespult habe, um zu diversen Kursen zu fahren. Zusätzlich bin ich mit dem pferdia-tv-Filmteam zu ihr nach Südfrankreich gereist, aus diesem Dreh entsteht ein Lehrfilm. Darüber demnächst mehr, hier erst mal die harten Fakten!

1

Ihr bekanntestes Youtube-Video „Grand Prix dressage Movements with a simple cord“ zeigt Alizée und ihr Pferd Mistral bei ihrem ersten Versuch nur mit Halsring, das war 2014. „Man kann das auch im Video nach der ersten Pirouette sehen: ich grinse, weil ich nicht wusste, ob das schon klappt.“

2

Hengste sind ihre Hauptakteure: Lusitano Mistral und sein Sohn Sultan.

4

Jahre lang ritt sie international auf Grand-Prix-Level, „und dann habe ich überlegt, was ich denn noch zusätzlich machen könnte.“ Ohne Gebiss, ohne Sattel – das hatte sie alles schon probiert. Also: Weg noch mit dem Kopfstück.

5

Bei den Europameisterschaften 2013 in Arezzo führte Alizée Froment das französische Ponyteam zu dessen bisher besten Leistung: sie wurden Fünfte. „Meine Ponyreiter sind wunderbar, ein echtes Team, sie freuen sich über ihre Ritte und fiebern für den anderen mit.“

6

Monate reiste sie als Kind mit ihrer Mutter durch Indien und ebenso sechs Monate verbrachte sie auf den Virgin Islands.

18

Jahre alt war sie, als sie vom Springen zur Dressur umsattelte.

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Stunden pro Woche ist sie in allen möglichen Ländern unterwegs, um zu unterrichten: Moskau, Lausanne, Malmö, Chicago zum Beispiel.

2012

stellte sie Di Magic auf den Weltmeisterschaften der jungen Pferde in Verden vor, gewann die zweite Quali. Di Magic wurde insgesamt Fünfter.

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Mit Mistral in Verden bei der Privathengstschau.                               Fotos: Marianne Schwöbel

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Die Rubrik „Kopf & Zahl“ schreibe ich seit 2012 für die Reiter Revue international. An dieser Stelle hier plaudere ich ein bisschen mehr aus – denn so schön ein kurzes Interview sich liest, es gibt noch sooo viele schöne Sachen drumherum zu erzählen!