Die schönsten Nikolaus-Socken

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a life with horses & schöne Dinge für das Fest

Noch zwei Mal schlafen, dann ist der 6. Dezember da, Nikolaus. Und hehe, diesmal habe ich mir selbst auch etwas für den Stiefel, oder besser: für in die Stiefel gekauft. Denn an diesen Socken konnte ich einfach nicht vorbeigehen.

Bei uns hat nämlich momentan jeder daheim seinen Adventskalender, das Kind, der Hund (vom Kind gemacht), der Mann, nur ich noch nicht, weil die Post so langsam ist, dass mein Adventskalender da feststeckt. Den bekomme ich von einer völlig fremden Frau, die im Internet jemanden suchte, der Lust hat, sich gegenseitig einen Adventskalender für Reiter zu schenken.

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Meine weise Dame Fee und ich.                                               Alle Fotos: Thomas Rubel.

Es gab nur eine handvoll Regeln: Wert 30-40 Euro, Inhalt für Pferd oder Hund, dazu Größenangaben (ich hab mir etwas für einen Labrador namens Emma und einen  Schecken, der western geritten wird, namens Apollo ausgedacht). Na und dieses grandiose Ding von Reiterin für Reiterin irrt jetzt seit Tagen in Deutschland herum. Liebe Postboten, macht mal hinne, ich bin so gespannt! Morgendliches Freuen also nur für die anderen, das kann nicht so bleiben.

TR3_1520Deshalb nehme ich das jetzt für Nikolaus selbst in die Hand. Joules-Socken, die schönsten, gibt’s für mich. Einen Massage-Striegel mit Magnetkugeln drin hatte ich in meinem Anfall von >hübsche-Kleinigkeiten-kaufen-für-sich-selbst< ebenfalls im Einkaufskorb, aber der ist in den Kalender für meine Internetbekannte gewandert (ich glaube, der Striegel ist auch in der Nummer 6 versteckt). Irres Ding, werde ich noch mal selbst ausprobieren, HIER könnt ihr es sehen. Meine Kleine bekommt die Kinderversion der Socken (na, da freuen sich Kinder doch drüber, über SOCKEN, oder?).

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Ich finde diese alten Reitmotive darauf so hübsch. Allerdings sollte man sie eher selten in Reitstiefeln tragen  – irre haltbar sind sie nämlich nicht, ein paar Fäden sind nach ein paar Mal Tragen schon aufgeribbelt. Aber hey, warum Reitsocken in Reitstiefeln tragen? Da sieht man sie ja eh nicht. Ästhetik gewinnt.

Einen der schönsten Kalender 2016 (HIER) habe ich eben für eine Freundin bestellt, mit Bildern von Islandpferden darauf, die aussehen, als ob man mal eben mit einem Fernrohr auf die Insel guckt (auch eher unpraktisch das Ding, weil wer braucht schon ein Kalendarium mit 2x2cm Platz zum Notieren darauf? Die Bilder sind aber einfach die allerschönsten, deshalb: Ästhetik gewinnt).

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Ansonsten bekommt jeder Reiter unter meinen Freunden, der gern liest, in diesem Jahr dieses Buch hier von mir: „Das Pferd in positiver Spannung“ von Stefan Stammer. Ganz frisch erschienen, und warum das so toll ist, habe ich im pferdiathek-Magazin aufgeschrieben, HIER. Selbst muss ich mir auch noch unbedingt ein Neues kaufen – denn meines ist schon weitergegeben, weil ich es eben so gut finde! Die Socken namens Felicity sind von joules und kosten 12,95 Euro. Dies hier ist kein gesponserter Beitrag  – aber trotzdem Werbung, bei dieser unglaublichen Lobpreisung, ne. Zu bestellen sind sie zum Beispiel HIER. 

Vom Burn out zur Motivation: Mescalino & Saskia Gunzer

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Ganz eifrig ist er heute: Mescalino, der mal völlig sauer war. Foto: Inge Vogel, www.pferdiathek.de

 

a life with horses & Saskia Gunzer

„Moment, ich habe gerade die Pferde rausgebracht, bin gleich im Auto“, sagt Saskia Gunzer zu mir, und der Novemberwind lässt das Telefon rauschen. Ich warte kurz und denke an meinen Besuch bei ihr. Zwei Jahre ist es her, dass ich die Langzügel-Expertin daheim besuchte, weil ich von der Geschichte ihres Ponyhengstes gehört hatte. Ein saures Sportpony, das sie überzeugen konnte, dem Menschen wieder zu vertrauen.

Saskia sitzt irgendwann im Auto, und wir reden lange über ihren letzten Kurs in Moskau und darüber, wie Pferde zuhören – oder auch nicht. Sie spricht sehr schnell, mit norddeutschem Ton und die Macher-Energie schwappt nur so durchs Telefon. Nachzulesen ist das HIER im pferdiathek-Magazin (das genauso viel Spaß wie a life with horses macht und den Schwerpunkt auf Fachwissen setzt –  im Blog erzähle ich ja eher ein bisschen über das, was hinter den Kulissen noch so passiert und wie ich selbst die Dinge so sehe). Dann gibt sie mir noch einen Tipp für die Winterarbeit, den ich für die Januar-Ausgabe der Reiter Revue aufgeschrieben habe.

Damals, bei meinem Besuch bei ihr, schaute ich ihr bei der Arbeit mit Vollblutaraber Dimitri und ihrem Reitponyhengst Mescalino zu. Sie ist exzellent in dieser Arbeit, so akkurat, und so sehr auf das motivierte Arbeiten zudem bedacht. Ich gucke Ihr noch lieber zu als den ganz großen Namen in dieser Disziplin in Deutschland. Und das alles kann sie, als so-gut-wie-Autodidaktin. Wahnsinn.

Und das hier ist die Geschichte von ihrem Wallach, wie ich sie nach meinem Besuch aufgeschrieben habe: 

Er habe einen Charakter wie ein Mantafahrer mit Fuchsschwanz, sagt Saskia Gunzer, lacht und schaut den Prachtkerl stolz an. Als sie ihren Ponyhengst bekam, war er bissig und unter dem Reiter völlig sauer. Über eine Verwandlung.

Der erste Teil seines Lebens: Die Box ist klein, die Fenster sind verkleidet. Es soll kein Licht hineinkommen, das Mücken anzieht. Ein Hengst steht darin, Ekzemer. Geht die Box auf, kommt ein Pferd mit angelegten Ohren auf einen zu. Wer nicht aufpasst, hat blaue Flecken am Arm. Das Tier beißt. Ist der Hengst einmal in die Halle buxiert, geht er kaum vorwärts. Man sieht an vielen kahlen Stellen im Fell, wo und wie die Sporen eingesetzt werden.

Der zweite Teil seines Lebens: Eine Reithalle nördlich von Hamburg. Draußen fließt der Regen in Strömen, ein grauer Tag, ein Tag zum Mürrisch sein. Doch in der Reithalle sieht man ein fröhliches Paar: ein brauner Hengst, absolut im Lack stehend, und seine Besitzerin, schlank, flink ist sie, und sie sagt gern „tüchtig!“ zu ihm, wenn sie ihn lobt. Steht sie dabei neben ihm, dann spitzt der Hengst die Ohren und hält den Kopf schief. Als ob er frage: „und, wo bleibt mein Leckerli?“ In nur einer Arbeitseinheit legen die beiden einen Querschnitt davon hin, was Pferdeausbildung heißen kann: Der Hengst piaffiert an der Hand. Er trabt und traversiert am Langen Zügel. Sie reitet ihn. Zum Schluss nimmt die schlanke Frau mit dem grauen Haar Sattel und Trense ab. Der Hengst legt sich auf ein Zeichen hin. Wenn sie ihn wieder laufen lässt und mit der Gerte neben sich weist, kommt er angelaufen.

Dieser braune Hengst ist Mescalino, ein gekörter Reitponyhengst. Der erste Teil ist ein Ausschnitt aus seinem Leben als Turnierpony, so wie Saskia Gunzer, seine jetzige Besitzerin, sich an ihn erinnert. Damals kannte sie ihn, weil sie als Trainerin in den Stall kam, in dem auch Mescalino stand. Als die damalige Besitzerin umzog, bat man sie, sich um den Hengst zu kümmern. Drei Jahre lang arbeitete Saskia Gunzer mit Mescalino und formte ihn zu dem Pferd, das er heute ist. Mittlerweile gehört er ihr.

„Ich kann nicht dem Pferd Schuld gebe, für nichts! Wir wollen etwas von denen und nicht die von uns.“

Die Ausgangslage für Saskia Gunzer war, dass sie einen Reitponyhengst hatte, der sich aggressiv im Umgang verhielt und unterm Sattel keinen Schritt tun wollte. Zudem hatte er einen Zungenfehler, streckte die Zunge übers Gebiss und ließ sie raushängen. Sie änderte als erstes die Haltungsbedingungen. Denn: „Meine Pflicht ist den Rahmen so gut wie möglich zu gestalten. Haltung, Futter und Ausgleich zur Arbeit müssen gut sein, nur dann kann ich etwas von ihm verlangen!“, erzählt sie. Denn ihre Grundhaltung sei: „Ich kann nicht dem Pferd Schuld gebe, für nichts! Wir wollen etwas von denen und nicht die von uns.“

Der Hengst bekam eine helle Box, Weidegang und das Ekzem wurde erfolgreich behandelt. Die ersten Arbeitsschritte mit Mescalino waren absolute Basisarbeit. Mescalino lernte, sich an den Ohren anfassen zu lassen und sich ein Halfter anzuziehen zu lassen. „Meine Haltung war stets: Du kannst Zucken, aber ich bleibe bei meinem Thema, ich habe den längeren Atem.“ Sie strafte ihn nie, ignorierte aber seine Spielchen. „Wenn man im Kopf hat: ‚ich habe unendlich Zeit, von mir aus bis heute Abend’, dann verhalten sich die Pferde ganz anders, dann geht es insgesamt zügiger. Sie spüren diese Haltung.“

Sie setzte sich ihre Ziele mit diesem Pferd ganz klein. Saskia Gunzer ist als Langzügel-Expertin in Deutschland bekannt und arbeitet seit vielen Jahren als Ausbilderin. Also holte sie den Hengst auch vom Boden aus ab, machte viel Arbeit an der Hand, Arbeit am Langzügel und ging ins Gelände. „Eigentlich ist Mescalino ein ganz braver, introvertierter Typ“, sagt sie. Das hübsche Reitpony ist ein recht typischer Fall: Er ist talentiert, seine Karriere begann vielversprechend. Als junges Pony lief auf dem Bundeschampionat, später dann auf FEI-Prüfungen. Dieses schicke Pony zählte also zu dem erlesenen Kreis von Deutschlands besten Sportponys.

 „Es wird generell zu wenig gelobt!“

Wieso lief das später schief? Die Ausbilderin findet, dass es oft falsche Einschätzungen des Reiters sind, die zu solch frustrierten Pferden führen: „Viele Pferde verstehen einfach nicht, aber interpretiert wird das oft als: „Der will nicht!“ Deshalb werden dann heftigere Mittel eingesetzt, Gerte, Sporen, andere Gebisse: Die Zurechtweisungen bringen dem Pferd, das sowieso schon nicht versteht, nur noch Schmerz.“ Und sie schlussfolgert: „Solche Pferde müssen einen Weg finden geistig zuzumachen, um den Schmerz zu ertragen. Zudem haben sie ja keinerlei Erfolgserlebnisse!“ So ähnlich war das wahrscheinlich auch bei Mescalino: „Er hat sich in seiner früheren Reitkarriere eben stark gemacht durch das Entziehen: Als er den Kopf hochschmiss, wurden eben Schlaufzügel eingesetzt. Daraufhin zog er die Bremse und ging gar nicht mehr vorwärts.“ Wichtig ist Saskia Gunzer, andere Reiter nicht zu verteufeln: „Meist ist das Hilflosigkeit, die wissen nicht mehr weiter.“

Beispiel Galopp-Pirouette

Ein Beispiel für eine typische Stress-Lektion, sei die Galopp-Pirouette. Stress-Lektion deshalb, weil das Pferd oft nicht versteht, worum es geht und es total demotiviert wird. „Viele Trainer führen die Galopp-Pirouette ein, indem sie die Pferde ewig galoppieren lassen. Traversartig wird die Volte verkleinert und wenn das Pferd fast schon nicht mehr kann, dann soll er sich auch noch auf dem Teller drehen. Klappt mal ein Sprung, dann heißt es nicht ‚fein, genug!’. Nein, dann muss es noch mehr sein. Und kommt es dann zu Ausfallschritten, dann wird dem Pferd unterstellt: ‚Der ist faul!’ Das wird dann noch mal und noch mal geübt!“ erzählt Saskia Gunzer, und man merkt ihre Leidenschaft bei diesem Thema. Es würde generell zu wenig gelobt und vor allem nicht der richtige Moment abgepasst, wann es genug ist. „Beim Loben wird doch maximal einmal die Hand einmal auf den Hals geklopft!“ sagt sie und lässt ihre flache Hand auf den Tisch klatschen. „Ist doch klar, dass da die Motivation verloren geht!“

Sie selbst erarbeitet die Lektion aus der Schrittpirouette heraus. Kann das Pferd sowohl die Schrittpirouette als auch das Angaloppieren aus dem Stand, dann kombiniert sie beide Lektionen und lässt das Pferd in der Schrittpirouette angaloppieren: „So kommt kein Stress auf! Und ich lobe sehr viel – wenn es minimal in die richtige Richtung geht, dann fange ich an zu loben. Als Ausbilder darf ich mich nicht ereifern, Wut darf nie eine Rolle spielen!“

„Viele Pferde verstehen einfach nicht, aber interpretiert wird das als: „Der will nicht!“

Den Zungenfehler behob sie mit viel Geduld: Sie touchierte sanft aber lästig die Zunge, wenn der Hengst sie heraushängen ließ und sagte dazu „Zunge rein!“. Als der Hengst auf die Idee kam, die Zunge einzuziehen, hörte das Touchieren augenblicklich auf. Der Zungenfehler hatte sich aus seinem Vorleben manifestiert. Auch wenn jetzt nicht mehr zu viel Druck auf das Maul einwirkte, ließ Mescalino immer wieder die Zunge aus dem Maul hängen. Diese Korrektur funktionierte, und irgendwann musste sie nur noch „Zunge rein!“ sagen, und er nahm sie wieder ins Maul zurück. Mittlerweile ist der Zungenfehler gar nicht mehr zu sehen.

Mescalinos absoluter Vertrauensbeweis - daran war vor Jahren nicht zu denken. Foto: Inge Vogel, www.pferdia.tv

Mescalinos absoluter Vertrauensbeweis – daran war vor Jahren nicht zu denken. Foto: Inge Vogel, www.pferdia.tv

Saskia Gunzer tritt zum Beispiel auf der Equitana oder der Hanse Pferd als Langzügel-Expertin auf. Ihr Vollblüter Dimitri ist bekannt für seine hervorragende Ausbildung am Langen Zügel, er springt beispielsweise Einerwechsel am Langen Zügel. Doch erst, als Saskia Gunzer den Hengst für sich „als Projekt ansah“, und nicht mehr im Hinterkopf hatte, dass Mescalino mal in der Öffentlichkeit gezeigt werden sollte, machte der Reitponyhengst einen weiteren Riesenschritt in der Ausbildung nach vorn.

„Mescalino hat ungefähr vor einem Jahr angefangen, die treibenden Hilfen anzunehmen, den Gertenimpuls im Vorwärts einzusetzen.“ Natürlich funktioniert ihre Arbeit nicht nur durch Lob, sondern sie setzt dem Hengst auch klare Grenzen: „Ignoriert er meine minimale Beinhilfe, dann gibt’s eine klare Ansage, wie ein Gewitter mit dem Bein!“ Bei diesem Pferd nutzt sie aber nie den Sporen – damit hat Mescalino so schlechte Erfahrungen gemacht, das würde sein Vertrauen zunichte machen. Vertrauen, kleine Schritte in der Ausbildung und punktgenaue Konsequenz, das sei der Schlüssel zu diesem Pferd gewesen.

„Auch wenn er richtig mitmacht, ich nutze das nie aus!“ erzählt Saskia Gunzer. Insgesamt habe es drei Jahre gedauert, bis sie zum Reiten gekommen sei und es beim Draufsitzen nicht nur ums Thema „Vorwärts!“ ging. „Na klar würde ich mir wünschen, auch im Sattel mal eine Seite im Schulterherein komplett runterschnurren zu können. Aber ich darf den Bogen nicht überspannen, keine Ausbildungsschritte überspringen – das ginge nach hinten los.“

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Erstmals erschien dieser Text im Jahr 2013 als Teil meiner Titelgeschichte zur Motivation des Pferdes in . „Der Pferdemarkt“. Markus (der damals den Pferdemarkt geleitet hat): Danke, dass Du das Vertrauen hattest, mich stets einfach  machen zu lassen und so viele tolle Pferdemenschen besuchen zu können. Dieses Titelthema zur Motivation, woraus dieser Text stammt, war ein absoluter Höhepunkt, ich werde demnächst noch weitere Texte daraus posten. Saskia: Bin froh, Dich, Deine Pferde und Deine Arbeit kennen zu dürfen! Inge: Danke für die schönen Bilder!

Last minute Adventskalender

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Der Adventskalender ist gefüllt mit 24 Zitaten großer Pferdemenschen. © a life with horses

 

a life with horses – equestrian style

Jeannette, warum ist das bei Dir immer so spontan? fragte mich letztens eine Stallkollegin, als ich mit ihr mal eben schnell Fotos aussuchen wollte. Egal, ob man spontan gut oder schlecht findet: Ich kann nicht anders. Ich bin so. Meine besten Ideen sind fast immer last minute. Und ich glaube, da draußen gibt es noch ein paar Leute, die genau so ticken.

Deshalb kommt hier der ultimative last-minute-Adventskalender für Reiter, denn in jeder Kugel befindet sich ein Spruch eines Reitmeisters und ein paar Pferdeleckeri. Alle Zitate der Reitmeister (von Nuno Oliveira über Ingrid Klimke bis Buck Brannaman) habe ich Euch unten aufgeschrieben, es sind zum Beispiel solche:

Pferde lügen nie und haben auch niemals ein materielles Denken. Sie leben in der Gegenwart, haben aus der Vergangenheit gelernt und interessieren sich nie für die Zukunft.

– Jean-Claude Dysli-

Außen schillert es, innen befinden sich Zitate großer Pferdemenschen und ein paar Pferdeleckerlis.

Außen schillert es, innen befinden sich Zitate großer Pferdemenschen und ein paar Pferdeleckerlis.

Das Wesen des Pferdes wollen wir erfassen, seine Persönlichkeit achten und bei der Ausbildung nicht unterdrücken, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

– Ingrid Klimke –

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Feel how little it can take for the horse to move. Do less than you would ever imagine what it would take.

– Buck Brannaman –

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Was hängt sie da an unserer Weide bloß auf? Alle Fotos: © a life with horses

Also: Der ist  (versprochen!) fix gemacht. Samstag oder Montag alle Sachen dafür besorgen, Montagabend eine Bastelstunde einlegen, fertig ist er zum 1. Dezember!

Das braucht Ihr:

  • 24 Kunststoffkugeln zum Aufklappen aus dem Deko-Laden oder per Schnellversand HIER zum Beispiel bestellen (ich habe welche mit 6 und 7 cm Durchmesser genommen und eine große 8-cm-Kugel für den 24.)
  • Tonpapier oder Bastelpappe (beidseitig gefärbt, bei mir Flieder & Silber)
  • Transparentes Papier, dickste Version
  • Deko-Schnur (0,4 mm, alternativ Nylonschnur oder Angelfaden)
  • Zahlen 1-24 (Nummern zum Aufkleben, aus dem Schreibwarengeschäft / Bastelladen oder  auf dem Blog www.wlkmndys.com gibt es HIER schöne als kostenlosen Download.
  • Filzplatte (bei mir lila)
  • Weidenkranz (meiner ist von xenos)
  • kleine Pappschachtel für den 24.12. plus Füllung dafür (z.B. von xenos oder aus dem Bastelladen)
  • Schleifenband mit 4 cm Breite
  • eine Tüte Leckerli (ich habe runde Apple Crunchies von Effol genommen, weil dann die Form schöner zu den Kugeln passt)
  • eine Nadel (oder eine Heißklebepistole)

 

So geht’s:

Ihr schneidet das Ton-, Bastel- und das transparente Papier in 2cm breite Streifen. Auf jeden Streifen kommt ein Reitmeister-Zitat (alle Zitate habe ich ganz unten aufgeschrieben!). Einrollen, mit zwei Leckerli in eine Kugel geben.

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Dann noch die Nummern auf Filzpatte kleben, ausschneiden und als Anhänger an die jeweilige Kugel befestigen (schöne Version: mit einer Nadel zwei Löcher oben und unten in den Filzanhänger stechen, Schnur da durchziehen. Schnelle Version, nicht so hübsch: mit der Heißklebepistole ankleben).

Alle fertig? Dann aufhängen, gut sieht ein Weidenkranz aus  (dafür braucht ihr das Schleifenband), es sieht aber auch toll an der Gardinenstange vor großen Fenstern aus. Man kann auch seinem Kind den Hula-Hoop-Reifen klauen, und die Kugeln daran befestigen, Lichterkette drum, auch hübsch.

 

Die 24. Kugel ist größer und hat ein kleines Paket versteckt.

Die 24. Kugel ist größer und hat ein kleines Paket versteckt.

Ihr könnt hier in diesem letzten Bild gut den Unterschied sehen bei den Filzanhängern: klebt man die Schnur mit der Heißklebepistole an, sieht das nicht so schön aus. Besser:  Einfach die Schnur durch zwei Löcher ziehen, die man vorher mit einer Nadel gebohrt hat (Scrollt mal hoch zum 2. Bild von oben, da sieht man die Version mit Schnur & Nadel an den Anhängern links im Bild gut). Das dauert aber länger!

24  Zitate von großartigen Pferdemenschen:

  1. Vorwärts ist die Losung in der Reitkunst, wie im ganzen Weltall. Es müssen daher dem Reiter mehr Mittel zum Vorwärtstreiben, als zum Verhalten zu Gebote stehen. – Gustav Steinbrecht –
  2. Wer wirklich ein Meister der Reitkunst werden will, muss deshalb neben vielen anderen guten Gaben auch vor allem so veranlagt sein, dass ihm schon die Bekämpfung von Schwierigkeiten an sich Vergnügen macht und seine Stimmung dadurch nicht nur nicht getrübt, sondern sogar gehoben wird. – Gustav Steinbrecht –
  3. But what if I fall? Oh but my Darling, what if you fly! – Erin Hanson –
  4. Ein Pferd ohne Reiter bleibt ein Pferd. Ein Reiter ohne Pferd ist nur noch ein Mensch. – Horst Stern –
  5. Es gibt immer nur eine Priorität. Sonst ist es keine! – Richard Hinrichs –
  6. Reiten ist ganz leicht: Du braucht fast nichts zu machen. Reiten ist aber auch sehr schwer: Du darfst auch fast nichts machen! – Marie Symbill –
  7. Ein Pferd auszubilden bedeutet nicht nur, dass man es zum Gehorsam erzieht, wie viele es meinen. Genauso wichtig ist es, dass das Pferd mit Freude macht, was man von ihm verlangt. – Nuno Oliveira –
  8. Aus Angst vorm nächsten Fehler sitzt man nur noch steifer.
  9. Dominanz ist dummes Zeug. Man muss das Vertrauen der Pferde gewinnen und mit ihnen reden. – George Theodorescu –
  10. First a relaxed mind, than a relaxed horse. – Nuno Oliveira –
  11. Meine Pferde sind meine Freunde, nicht meine Sklaven. – Rainer Klimke –
  12. Ein Pferd galoppiert mit seiner Lunge, hält durch mit seinem Herz, gewinnt mit seinem Charakter. – Federico Tesio –
  13. Pferde sollten so geritten werden, wie ein Surfer eine Welle reitet. Der Surfer zwingt die Welle nicht, er will sie nicht verändern. Er lernt einfach, wie er sie reiten kann. – Caroline Resnick –
  14. Reiter sind meist so sehr damit beschäftigt, den Pferden zu zeigen, was sie von ihnen wollen, dass sie nicht darauf achten, was die Pferde ihnen mitteilen möchten. – Michael Geitner –
  15. Nuno Oliveira: (Ich) fordere ich die Reiter (…) auf, wenn sie nach einer Arbeitseinheit absitzen, ihr Pferd anzuschauen, in sich zu gehen und ihr Gewissen mit der Frage zu prüfen, ob sie sich wohlverhalten haben gegenüber diesem außergewöhnlichen Lebewesen, diesem bewundernswerten Compagnon – dem Pferd. – Nuno Oliveira –
  16. Wenig fordern, oft wiederholen, viel loben. – Francois Baucher –
  17. Beim Reiten gibt es keine Tricks. Nur Technik und viel Gefühl. – Nuno Oliveira –
  18. Schulterherein ist das Aspirin der Reiterei: es heilt alles. – Nuno Oliveira –
  19. Harmonie und Erfolg erreicht man durch stetiges Weiterlernen und Offenheit gegenüber verschiedenen Ausbildungsmethoden. – Saskia Gunzer –
  20. Die Anmut eines jungen Pferdes gleicht dem Duft einer Blume. Einmal verflogen, kehrt er nie mehr wieder. – Pluvinel –
  21. Der Reiter muss Butter im Handschuh, Feuer im Stiefel, eine Waage im Sitz und ein Metronom im Kopf haben. – Philippe Karl –
  22. Pferde lügen nie und haben auch niemals ein materielles Denken. Sie leben in der Gegenwart, haben aus der Vergangenheit gelernt und interessieren sich nie für die Zukunft. – Jean-Claude Dysli –
  23. Feel how little it can take for he horse to move. Do less than you would ever imagine what it would take. – Buck Brannaman –
  24. Das Wesen des Pferdes wollen wir erfassen, seine Persönlichkeit achten und bei der Ausbildung nicht unterdrücken, dann sind wir auf dem richtigen Weg. – Ingrid Klimke –

Macht es jemand nach? Oder in abgewandelter Form? Schreibt mir das gern, ich bin sooo gespannt, wie Ihr den Kalender findet! Am besten per facebook-Kommentar oder instagramme-kommentar, oder ganz privat per Mail, das geht auch!

Den richtigen Reitlehrer finden

Alizée Froment coacht Sara Oliveira. Foto: a life with horses

Die Beine gehören zu Sara Oliveiras Pferd, gecoacht wird sie von Alizée Froment.© a life with horses

 

Seien wir mal ehrlich – es gibt inzwischen eine Vielzahl guter Trainer. Die für die verschiedensten Methoden und Wege stehen. Ganz anders, als noch vor Jahren, wo es einzelne bekannte Heroen gab, unbekannte aber sehr gute Dorflehrmeister und eine breite Basis, die ziemlich grausig vor sich her wurschtelte. Geblieben ist: die Engstirnigkeit. Hat sich jemand für seinen Weg des Reitstils und Trainers entschieden, wird oft alles rechts oder links davon als falsch angesehen. Dabei würde „anders“ statt „falsch“ sehr oft auch reichen. Ein bisschen weniger Schwarz-Weiß-Denken wäre so erfrischend. Ein paar Ideen dazu.

Welcher darf es denn sein?

Derjenige Trainer, der für mich in dem Moment richtig ist, muss es nicht für die Freundin sein.  Wir sind alle auf einer anderen Sprosse der Leiter, mit einem anderen Blickwinkel. Genau dasselbe gilt zeitversetzt auch für einen selbst: Wer mich heute inspiriert, der hätte vor Jahren noch auf Granit gebissen oder mir einfach nichts gegeben. Wer das im Hinterkopf behält, der beobachtet in Zukunft mehr und urteilt weniger, selbst wenn ihn etwas weniger anspricht. Wer in diesem Sinne offen bleibt, dem steht viel Wissen bereit.

David de Wispelaere und Sophie

David de Wispelaere und Sophie                                                                               © Thomas Rubel

 

Zwischen Show und Realität

Filter von außen helfen wenig, haargenau einzuordnen, welcher Trainer gut ist und wer nicht. Es sind alles eher Hinweise: all die Fotos, Filme, Artikel, die wir über Trainer lesen. Ideen und Anreize, sich selbst auf den Weg zu machen. Sich fortzubilden. Letztlich hilft nur das hinschauen, ob das Bild nach außen mit der Realität übereinstimmt. Kann derjenige Trainer, der sich klug vermarktet, tolle Bilder zeigt und mit Worten stets die Feinheit sucht, seinen eigenen Anspruch in der Realität halten? Tatsächlich ist das nicht immer so. Wie es wirklich ist, sieht man nur, wenn man Mühen auf sich nimmt. Hinfährt, beobachtet, und das mehrfach. Auch noch und gerade besonders im Zeitalter des Internets.

Bitte nachfragen!

Fairness dem Trainer gegenüber gehört absolut dazu. Ein vernachlässigtes Warnsignal: Wenn Du ständig innerlich diskutierst, warum Dein Trainer was wie gern hätte. Also:

Weshalb sagt er das, das ist doch völlig unschlüssig?“

„Wieso reagiert er in dieser Situation so?“

 Viele Menschen diskutieren so lange mit sich selbst, dass sie schon geistig ausgestiegen sind, wenn sie endlich nachfragen. Dann ist’s meist zu spät. Also: Erklärungen einfordern, nachfragen. Rechtzeitig! Dein Reitlehrer kann Dir nicht in den Kopf schauen. Ansprechen steht vor dem Abwenden.

Ich unterrichte ein kleines bisschen nebenbei im Basisbereich. Dabei finde ich es absolut FURCHTBAR, wenn ich das Gefühl habe: der Reitschüler ist unzufrieden. Wenn möglich, spreche ich die Situation an. Wenn ich den Eindruck habe, dass dies im Moment nicht möglich ist, biete ich an, später ein Feedback zu geben. Das war zum Beispiel erst letztens so: Eine meiner liebsten Schülerinnen schien kreuzunglücklich, aber auch angesäuert und ich merkte, dass es ihr auch zu viel wäre, jetzt gerade in der Situation darüber zu sprechen. Ich bat sie nach der Stunde, mir später ein Feedback zu geben, was denn eigentlich los gewesen sei, weil ich ja durchaus gemerkt habe, dass sie nicht zufrieden war. Glücklicherweise nahm sie diesen Vorschlag an und schrieb mir ein paar Tage später eine Mail. Ihre Unzufriedenheit hatte mit dem Tag an sich (Stress im Job, gehetzt zum Unterricht) zu tun, aber auch damit, dass sie die Stunde zu pedantisch fand. Das war für mich eine unheimlich wichtige Rückmeldung. Diese Schülerin lernt momentan die diagonale Hilfengebung, und das klappt eigentlich prima, und deshalb war ich wohl zu eifrig, mit ihr genau daran weiter zu feilen. Sie selbst wünscht sich mehr Entspannung und Körperwahrnehmungs-Übungen. Das ist ein Ansatz, mit dem wir den Unterricht ursprünglich begonnen haben. Weil sie eben so tolle Fortschritte gemacht hat, ist mir dieser Fokus aus dem Blickfeld gerutscht, und ich habe mich immer mehr um technische Details gekümmert. Was wäre wohl passiert, wenn wir keinen Weg gefunden hätten, uns darüber auszutauschen? Ich hätte im Nebel herumgestochert, weil ich wirklich nicht wusste, was denn nun los war. Und sie hätte sich unverstanden gefühlt. Es hätte uns beiden den Spaß verdorben. Also: ein Hoch auf die Kommunikation!

Feedback - so wichtig! Foto: Thomas Rubel

Feedback – so wichtig! Fee, David und ich.                                                                      © Thomas Rubel

 

Von echten Perlen

Das hundertprozentige Gesamtpaket gibt es soooo selten. Eindeutiges Zeichen: Das Herz hüpft und Fremdpferde wie eigene Pferde sehen absolut zufrieden aus. Wer so eine Perle als Lehrer hat, bei der alles stimmt:

Glückwunsch! Pflegen!

In diesem Jahr hatte ich das Glück, von einigen dieser Perlen zu lernen. Danke vor allem an Sara, Alizée, Ian und David!

Humanship statt Horsemanship - das ist der Ansatz von Ian Benson

Humanship statt Horsemanship – das ist der Ansatz von Ian Benson       © a life with horses

Die Britta und ich

Dr. Britta Schöffmann Foto: Inge Vogel, pferdia t

Dr. Britta Schöffmann, Ausbilderin und Fachbuch-Autorin.         Foto: Inge Vogel, pferdia tv

 

a life with horses & Britta Schöffmann

Gerade habe ich ein Interview mit Dr. Britta Schöffmann für die pferdiathek geführt. Britta und ich kennen uns schon ziemlich lange, und wie das so kam, das erfahrt ihr gleich. Das Interview möchte ich Euch im speziellen ans Herz legen, weil ich ihre Einstellungen, was rassenübergreifenden Unterricht betrifft und Pflichtgefühl gegenüber ihren eigenen Pferden, vorbildlich finde (sie verbindet Ehrgeiz und Familiensinn und deshalb bleiben ihre Pferde bis ins Rentneralter). Ihr könnt es HIER lesen.

Britta ist eine der bekanntesten Fachbuch-Autorinnen in der Reitszene. Zugleich bildet sie Reiter und Pferde aus und ist selbst bis Grand Prix erfolgreich geritten.

Als ich sie kennenlernte, war ich Studentin und machte in meinen Semesterferien erst ein Praktikum bei der Süddeutschen Zeitung in München und direkt im Anschluss bei der Reiter Revue international. Sie war damals stellvertretende Chefin bei der Reiter Revue, und ich hatte einen Hang zu seltsamer Kleidung (Sari-Röcke in der Redaktion – hust. Weil es mir damals so unglaublich wichtig war, auf gar keinen Fall spießig auszusehen. Danke heute noch dafür, dass alle Kollegen damals wirklich nur auf die Leistung geschaut haben…öhm.)

Meine ersten Erinnerungen an sie und diese Zeit sind:

  • ein Hochhaus in Düsseldorf, Aufzugfahren in den 11. Stock (da war damals die Redaktion der Reiter Revue, bevor sie auf einen Bauernhof zog, dann nach Rheinland-Pfalz und danach noch nach Münster, wo sie heute noch sind)

 

  • Britta (damals noch Frau Dr. Schöffmann für mich), kommt bei mir im Praktikanten-Büro vorbei. Huch. Denn: Ich lümmele da am Schreibtisch mit zwei hochgezogenen Knien im Stuhl und denk nur: „Oh weia, super Eindruck Jeannette“. Ihr Kommentar: „Hach, so wie Sie sitze ich auch immer!“

 

  • denn Psst, diesen Insider darf ich verraten: Britta sitzt damals wie heute gern beim Arbeiten im  Schneidersitz und mit nackten Füßen (!!) auf ihrem Bürostuhl. Wenn ich heute auf ihrem facebook-Profil etwas über ihren Kreativsessel lese, hab ich gleich das Bild vor Augen: Britta, wie sie da rumlümmelt. Macht sie nämlich wirklich!

 

  • ein Reiter-Revue-Cover, auf dem Britta Schöffmann als Braut im Kleid mit bauschigem Rock von ihrem Mann getragen wird (das hing im Flur der Redaktion und war wohl ein Geschenk der Kollegen zur Hochzeit – das Heft ist, nehme ich an, so nie im Handel gewesen)

 

  • einer meiner ersten Aufträge für die Reiter Revue war: Eine Liste von Ausbildern abtelefonieren, und fragen, wie die ihre Pferde longieren. Mit Hilfszügel, ohne, bei welchen Gelegenheiten, wann macht es Sinn. Ich gab das Ding ab (und war damals natürlich aufgeregt, wenn man so als Redaktionspraktikantin etwas abgab). Ihr trockener Kommentar dazu: „Na da kann ich ja was mit anfangen, danke!“ Das war ein Lob. Und der Start in meinen neuen Semesterferienjob, die ich von da an immer schreibend in der Redaktion verbrachte.

 

Heute sehen wir uns auf Turnieren oder Veranstaltungen wie der Equitana, klicken „gefällt mir“ für unsere jeweiligen Haustiere und machen gern mal beruflich die ein oder andere Sache zusammen. Ein absolutes Highlight in diesem Jahr war ein seitenfüllender Text in der Welt am Sonntag, der vor den Europameisterschaften 2015 dort erschien. Ich habe ihn geschrieben, Britta Schöffmann war eine der zitierten Experten, gemeinsam mit Ausbilder Jan Nivelle. Wenn man diesen Text nach all den Verwicklungen der EM noch mal liest, bin ich echt ein klein wenig stolz. Da hatten wir den absolut richtigen Riecher und Fokus.