Weshalb man auch das Reiterglück im Leben selbst in die Hand nehmen muss: Über meine neue Ponystute, gute Stallgemeinschaften und warum es kein Zufall ist, wenn sich gleich tickende Reiter treffen.
Vor ungefähr zwei Jahren postete ich das Cover eines Buches namens: „1 Schloß, 7 Kinder und 150 Ponys“, damals noch auf meiner privaten Facebookseite. Ich schrieb dazu, es war der erste Januar:
Ich meinte und meine das so.
Natürlich nicht wirklich 7 Kinder, und erst recht nicht 150 Ponys. Und ich finde das Haus, in dem ich wohne, sehr schön, das ist für mich schon erfüllt, das Ding mit dem Schloß. Aber dieses Lebensgefühl, das in diesem Buch, was so ein Dick&Dalli-Verschnitt ist mit vielen plüschigen Shetlandponys mit Kindern drauf, das finde ich wunderbar.
Züchten!
Mein ganz konkreter kleiner Traum ist der, meiner Züchterseele ein bisschen mehr Raum geben zu können. Und daher hätte ich gern eine Warmblutstute und eine Reitponystute. Richtig, richtig gute, so dass man das, was man da züchtet, nicht nur irgendwie verkauft, sondern sich die Menschen dazu aussuchen kann (gute Haltung, gute Ausbildung, richtige Einstellung – ihr wisst schon!). Alle paar Jahre ein Fohlen ziehen und zwischendurch sind die beiden eben Familienreitpferde. Also eierlegende Wollmilchsäue in der Pferdewelt.
Rheinisches Tafelsilber
Ich habe mit dem Pony angefangen. Suchprofil: So brav im Kopf, dass es wirklich als Kinderpony gilt und so gut von der Qualität her, dass es ziemlich weit oben mitmischen kann. Schon im Sommer kreuzte so etwas meinen Weg, und da wusste ich: „Jetzt musst Du ja sagen, genau jetzt!“ Es hat dann doch noch etwas gedauert, ich habe lange nichts gesagt, doch jetzt, vor vier Wochen, ist sie tatsächlich bei mir eingezogen: Chamonix, Vollschwester zum Hengst Can Dance, HIER nachzulesen, bestes rheinisches Dressurponyblut und dabei vom Gemüt her ein Sonnenscheinchen sondergleichen! (Ich habe noch keine Fotos, die ihre Genialität zeigen, bisher nur dieses da oben, das ich aber wichtig finde, denn das war so in der ersten Zeit, in der ich wieder fröhlich statt traurig durch die Welt lief).
Darf man weitermachen, wenn das Pferd gestorben ist?
Dass sie jetzt so flott nach Fee da ist, ist einfach Zufall. Als ich das von Fee schrieb, dass sie tot ist (HIER zu lesen), da erreichten mich sehr, sehr viele Nachrichten. Tröstende, mitfühlende, viele Menschen, denen ähnliches passiert ist, die auch ein Pferd von Kindheit bis ins Erwachsenenleben hatten. Es gab auch Mails von Leserinnen, die gerade erst ihr Pferd verloren hatten. Die sich fragten, ob sie wieder ein neues Pferd wollen, ob sie überhaupt reiten wollen, ob es jemals wieder so wird, wie es war.
Ich kann darauf nur für mich eine Antwort geben, aber die ist sowas von klar: Natürlich! Ein Leben ohne Pferde möchte ich nicht! Immer wieder entscheide ich mich neu fürs Pferd! Das hat auch was mit sich bewusst ins Leben stürzen zu tun: Egal, wie sehr ich um Ponys, Fohlen, Pferde, Hunde, Menschen trauern musste – es lohnt sich immer wieder, sich zu öffnen, und verletztlich zu sein. Wenn es später schmerzt, zeigt das ja nur, dass man zuvor im Stande war zu leben, sich darauf einzulassen. Ja, sogar: zu lieben.
Aber: Das musst Du selbst angehen.
Dieses Glück backt einem niemand anders.
Ich habe mir ganz egoistisch, weil es gut für mein Leben ist, dieses Pony zugelegt. Und das war erst Schritt Eins – schließlich steht auf dem Buchcover ja nicht „1 Pony.“
Es ist so kitschig, so Klischee, aber es ist auch so verdammt wahr: Mach’ Dir Dein Glück selbst. Lebe das, was Dir wichtig ist, es kommt keine gute Fee und macht das für Dich.
Wenn du weisst, wohin es gehen soll, öffnen sich Türen
Was aber schon passiert, ist so ne kleine Kiste Magie, die einem hilft, wenn man glasklar ist, was man denn gern hätte. Ich hätte dieses Pony nie gefunden und nie bekommen, wenn ich nicht meine Nase danach gerichtet hätte, was mich wahnsinnig fasziniert und da immer weiter hätte lernen wollen. Und das hat was mit diesem Blog und mit unseren Kursen zu tun. Der Blog ist für mich die Möglichkeit, das was ich an meinem Leben mit Pferden so mag, eine Bühne zu geben. Immer wieder über Menschen zu erzählen, deren Zusammensein mit Pferden mich fasziniert. Über Motivation, über Pferde und Menschen, die in die gleiche Richtung schauen und gehen.
Das hier, das ist meine innere Pferdewelt in Buchstaben und Fotos.
Das Pendant dazu in echt und zum Anfassen sind die Kurse. Und hätten wir nicht den Kurs mit Alizée Froment (HIER habe ich darüber geschrieben) im letzten März gemacht, dann wäre Christina, (HIER mehr über sie) nicht mit ihrem Ponyhengst mitgeritten und dann hätte ich nicht sie und ihre Zucht kennengelernt. Und dann stünde hier jetzt kein Pony, auf jeden Fall nicht dieses.
Das ist nur ein Beispiel von vielen. Es treffen sich einfach Menschen auf den Kursen, die auf der Suche sind nach guter Arbeit mit den Pferden und die nicht verfrüht urteilen wollen. Die Rassen, Ausbildungsständen, Vorerfahrungen einfach auch mal stehenlassen können, und sich einfach über gutes Arbeiten mit Pferden austauschen wollen. Finde ich schon besonders.
Das ist kein Schwafel meinerseits. Das ist so. Es ist einfach das Ergebnis davon, wenn man schnurstraks darauf zugeht, nach was man sich sehnt.
Meckern in Ställen – ist aussortiert
Wie selten das ist, wurde mir erst letztens wieder klar, als jemand, den ich beruflich sehr schätze (gleiches Metier, fast der gleiche Beruf), mir erzählte, wie furchtbar das doch in der Reiterwelt sei, dass man ja privat schon keinen Bock mehr habe, wenn man in die Halle käme und Person X sich wieder über Person Y aufrege und Person Z garantiert auch noch etwas am eigenen Reiten zu meckern hätte. Das kenne ich privat nicht mehr. Das gibt es in meinem echten Leben Tag für Tag nicht, und das seit Jahren nicht mehr. Und das gibt’s auch nicht bei unseren Kursen.
Dass wir die Kursatmosphäre (HIER nachzusehen), und die Art meiner Blogleser, von denen nämlich viele genau so ticken, nicht mit Zauberstäben herbeigehext haben, ist wohl klar. Wir, Philippa und ich, schleppen Stühle für die Zuschauer, wir füllen nachts Listen aus und zerbrechen uns den Kopf darüber, wie alles am besten fluppt. Ich tippe diesen Text irgendwann in der Nacht, wie viele der Blogtexte. Es ist anstrengend.
Greif nach dem Zuckerguss (und leg‘ die Hände nicht in den Schoß)
Die Zuckerstückchen fallen nicht vom Himmel – aber das ist kein Grund, sie nicht haben zu wollen, und erst recht kein Grund, sie nicht zu bekommen.
So wie mein Wunschpony. Sie bringt mich jeden Tag dazu, zu grinsen und mich an ihr zu freuen. Weil sie so ein freundliches Pferd ist, weil sie so unglaublich brav ist, weil ich mich jedes Mal, wenn ich sie an der Longe habe, nicht daran satt sehen kann, wie sie sich bewegt.
Was mich wirklich interessieren würde: Was macht Ihr für Euch selbst wahr? Mit den Pferden, in Eurem Leben?
P.S.: Wer mitgezählt hat, dem fällt auf, dass es vom Post über das Buchcover bis jetzt ganz schön lange gedauert hat. Ist nicht überraschend, oder? Es dauert fast immer länger, als man gerne hätte, aber dann, dann zieht es an und schwupps, passiert ganz viel auf einmal. Kennt Ihr das?