Wo ich schwach geworden bin. Und das gerne.

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Überall liegt Neubeginn in der Luft: die Werbebroschüren preisen Fitnessgeräte an, mindestens ein Mensch aus dem Bekanntenkreis will seine Ernährung umstellen oder fastet bereits, der Winterschlussverkauf lässt die Produkte flüstern: „Nimm mich! Letzte Gelegenheit!“

Ich bin schon schwach geworden. Und zwar liebend gerne. Bei mir ist ein Sitzkissen und ein Sitzball beim Einkauf in den Wagen geplumpst. Die sind heute ins Büro eingezogen. Für beweglichere Reiterhüften und gegen Rücken- und Nackenstarre. Ich hab‘ in diesem neuen Jahr schon drei Mal Yoga gemacht und weiß: wenn ich das häufig genug und langfristig genug mache, wird mein Reiten besser. Ich werde geschmeidiger, ausbalancierter und bin dann weniger schief. Habe ich nämlich mal für zwei, drei Jahre perfekt in den Alltag integriert. Irgendwie ist es mir entschwunden.

Nein, nicht irgendwie. Weil ich dachte: „Kannst ja nicht noch mehr Freizeit-Zeit in den Alltag packen.“ Jeder Reiter weiß, wieviel Zeit so ein Pferd pro Woche braucht. Und wenn dann noch so Kleinigkeiten wie Beruf und Kind dazukommen wird’s knapp. Gern auch so viel geliebtes Tagwerk, dass es auch schon mal für die Nächte reicht. Ich kürze eh schon an Zeit mit Freunden (!!! ….was man nie darf und was ganz schlecht ist, aber dennoch…!!!) und auch am Mann (!!!. ..oh weia, mindestens genauso schlimm, siehe oben….!!!!). Kurzum: ich neige dazu, ein unsoziales Wesen zu werden, wenn ich nicht aufpasse.

First day in the office after a long break! In the mail: postcards by the artists Maria Mähler & Renate Blank. Makes mondays acceptable #equestrians #equine #equestrian

Das hier hat mir nach dem Urlaub übrigens den ersten Tag im Büro stark versüßt: Postkarten der Künsterinnen Maria Mähler und Renate Blank. So schön!

Dann noch Yoga für 1,2 Stunden? Nee. Dachte ich und jetzt ist die Quittung da, der Sitz wird immer schlechter und ich immer unsportlicher. Also: wird geändert. Mein Plan für 2016.

Einen Check-Up für das Pferdetraining habe ich für die pferdiathek soeben aufgeschrieben. Denn wer sich Lernfortschritt und gute Kondition wünscht, hat genau zwei Möglichkeiten:

A) Er kann das nach Bauchgefühl angehen. Oder B) er kann das geplant angehen. Der Vorteil von Planung: man kann Fortschritte besser nachvollziehen und bemerkt Veränderungen deutlicher. Lasst uns doch mal genau hinschauen, wie es bei Euch so aussieht.

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Vom Sylvestershooting – Fees skeptischer Blick auf die Nerd-Brille für Pferde. Foto: Klara Freitag

Check 1: Langfristig – was tut das Pferd eigentlich?

In meinem Sattelschrank hängt ein Kalender, in dem penibel notiert ist, was das Pferd wann getan hat (und wen wundert’s, dass für das Pferd und seine Bewegung Buch geführt wird, und der eigene Sport Jahre vergessen wird? Hmmm?). Viele Reiter bewegen Ihr Pferd nach Bauchgefühl und können bestenfalls sagen, wie lange sie meist reiten und wie oft pro Woche. Wer für Abwechslung, Konditionsaufbau und Lernfortschritt sorgen will, kann auch geplanter vorgehen. Testfrage: Wann habt Ihr das letzte Mal Euer Pferd über Cavalettis gearbeitet? Vor ein paar Tagen? Oder waren es doch zwei Wochen? Hängt einen Kalender im Sattelschrank auf. Tragt einfach dort jeden Tag ein, was ihr mit Eurem Pferd gemacht habt. Damit es nicht lästig wird, Kürzel verwenden (Minutenangaben, Smileys oder Plus-/Minuszeichen für die Zufriedenheit). So kann man mit einem Blick erkennen, was das Pferd pro Woche und Monat getan hat. Man sieht Phasen besser und was genau gut funktioniert. Ich habe so einen Planer seit Jahren im Schrank hängen (und dachte, ich mache daraus mal Tabellen, um Monats- und Jahrestrends zu machen. Daher sind die Jahre 2012, 2013 und 2014 säuberlich abgeheftet und warten auf Taten!). Vor allem finde ich das ganz wichtig, wenn sich mehr als eine Person ums Pferd kümmert. Bei meiner Fee ist es Dana, die sie zwei Mal pro Woche reitet, und Lotta, die in Ferienzeiten oder mal so zwischendurch dazukommt. Wir sind also immer zu zweit oder zu dritt. Mir ist es total wichtig, auf einen Blick zu sehen, was mein Pferd getan hat. Gute Kalenderblatt-Vorlagen zum Ausdrucken findet ihr in DIESER Pinterest-Sammlung.

Check 2: Kurzfristig – die richtige Dosis

Für diejenigen Reiter, die im täglichen Training gern zu viel machen und so in Gefahr laufen, ihr Pferd zu frustrieren, hat Andreas Mamerow einen Rat. Andreas Mamerow ist Mentaltrainer und Westerntrainer, er war zum Beispiel Teamchef der deutschen Mannschaft bei den Weltreiterspielen in Aachen.

„Mach Dir für jeden Trainingstag einen Plan, was Du mit Deinem Pferd machen willst und halte dich daran. Die Trainingsphase, exklusive Aufwärm- und Abwärmphase, darf nicht länger als 20 Minuten dauern. Für den Fall, dass das Trainingsziel für diesen Tag nicht funktioniert, halte einen Plan B bereit.“

Der Gedanke an Plan B ist superwichtig – denn sonst führen Trainingsziele schnell in die Frustration.

Gönne Dir beim Putzen oder Schrittreiten ein Gedankenloch. Dann sollen bitteschön alle Gedanken an Pflichten und Aspekte des Alltags verschwinden. Die dürfen gerne später, nach der Reitstunde, wieder kommen. Mach Dir Gedanken was Ihr heute tun könnt und wie Du runterstufst, falls Deine Idee heute nicht umzusetzen ist.

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Ohne Steigbügel – wann zuletzt gemacht, mhhh? Foto: Thomas Rubel

Wenn Du beginnst: Konzentriere Dich aufs Pferd, wie fühlt es sich an? Beginne es zu lösen und schau, was möglich ist. Was geht heute? Was bietet Dein Pferd an?

Das hier haben wir übrigens schon im Sack. Ist ja auch mal schön ;o).


Viel Spaß beim Ausprobieren!

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