Wie man sich sein Reiterglück selbst macht // Oder: Das neue Pony zieht ein!

Das war zu der Zeit, als ich wieder anfing, mich richtig zu freuen. Das Foto ist skurril, aber ich mag es genau deshalb. Auch wenn Chamonix hier aussieht wie ein Fohlen. Foto: Klara Freitag

Weshalb man auch das Reiterglück im Leben selbst in die Hand nehmen muss: Über meine neue Ponystute, gute Stallgemeinschaften und warum es kein Zufall ist, wenn sich gleich tickende Reiter treffen.

 

Vor ungefähr zwei Jahren postete ich das Cover eines Buches namens: „1 Schloß, 7 Kinder und 150 Ponys“, damals noch auf meiner privaten Facebookseite. Ich schrieb dazu, es war der erste Januar:

 

 

Ich meinte und meine das so.

 

Natürlich nicht wirklich 7 Kinder, und erst recht nicht 150 Ponys. Und ich finde das Haus, in dem ich wohne, sehr schön, das ist für mich schon erfüllt, das Ding mit dem Schloß. Aber dieses Lebensgefühl, das in diesem Buch, was so ein Dick&Dalli-Verschnitt ist mit vielen plüschigen Shetlandponys mit Kindern drauf, das finde ich wunderbar.

Züchten!
Mein ganz konkreter kleiner Traum ist der, meiner Züchterseele ein bisschen mehr Raum geben zu können. Und daher hätte ich gern eine Warmblutstute und eine Reitponystute. Richtig, richtig gute, so dass man das, was man da züchtet, nicht nur irgendwie verkauft, sondern sich die Menschen dazu aussuchen kann (gute Haltung, gute Ausbildung, richtige Einstellung – ihr wisst schon!). Alle paar Jahre ein Fohlen ziehen und zwischendurch sind die beiden eben Familienreitpferde. Also eierlegende Wollmilchsäue in der Pferdewelt.

 

Rheinisches Tafelsilber
Ich habe mit dem Pony angefangen. Suchprofil: So brav im Kopf, dass es wirklich als Kinderpony gilt und so gut von der Qualität her, dass es ziemlich weit oben mitmischen kann. Schon im Sommer kreuzte so etwas meinen Weg, und da wusste ich: „Jetzt musst Du ja sagen, genau jetzt!“ Es hat dann doch noch etwas gedauert, ich habe lange nichts gesagt, doch jetzt, vor vier Wochen, ist sie tatsächlich bei mir eingezogen: Chamonix, Vollschwester zum Hengst Can Dance, HIER nachzulesen, bestes rheinisches Dressurponyblut und dabei vom Gemüt her ein Sonnenscheinchen sondergleichen! (Ich habe noch keine Fotos, die ihre Genialität zeigen, bisher nur dieses da oben, das ich aber wichtig finde, denn das war so in der ersten Zeit, in der ich wieder fröhlich statt traurig durch die Welt lief).

 

Darf man weitermachen, wenn das Pferd gestorben ist?
Dass sie jetzt so flott nach Fee da ist, ist einfach Zufall. Als ich das von Fee schrieb, dass sie tot ist (HIER zu lesen), da erreichten mich sehr, sehr viele Nachrichten. Tröstende, mitfühlende, viele Menschen, denen ähnliches passiert ist, die auch ein Pferd von Kindheit bis ins Erwachsenenleben hatten. Es gab auch Mails von Leserinnen, die gerade erst ihr Pferd verloren hatten. Die sich fragten, ob sie wieder ein neues Pferd wollen, ob sie überhaupt reiten wollen, ob es jemals wieder so wird, wie es war.

 

Ich kann darauf nur für mich eine Antwort geben, aber die ist sowas von klar: Natürlich! Ein Leben ohne Pferde möchte ich nicht! Immer wieder entscheide ich mich neu fürs Pferd! Das hat auch was mit sich bewusst ins Leben stürzen zu tun: Egal, wie sehr ich um Ponys, Fohlen, Pferde, Hunde, Menschen trauern musste – es lohnt sich immer wieder, sich zu öffnen, und verletztlich zu sein. Wenn es später schmerzt, zeigt das ja nur, dass man zuvor im Stande war zu leben, sich darauf einzulassen. Ja, sogar: zu lieben.

 

Aber: Das musst Du selbst angehen.

Dieses Glück backt einem niemand anders.

 

Ich habe mir ganz egoistisch, weil es gut für mein Leben ist, dieses Pony zugelegt. Und das war erst Schritt Eins – schließlich steht auf dem Buchcover ja nicht „1 Pony.“

 

Es ist so kitschig, so Klischee, aber es ist auch so verdammt wahr: Mach’ Dir Dein Glück selbst. Lebe das, was Dir wichtig ist, es kommt keine gute Fee und macht das für Dich.

Chamonix in ihrer neuen Herde. Dieser Auslauf ist Teil eines Paddocktrails.

 

Wenn du weisst, wohin es gehen soll, öffnen sich Türen
Was aber schon passiert, ist so ne kleine Kiste Magie, die einem hilft, wenn man glasklar ist, was man denn gern hätte. Ich hätte dieses Pony nie gefunden und nie bekommen, wenn ich nicht meine Nase danach gerichtet hätte, was mich wahnsinnig fasziniert und da immer weiter hätte lernen wollen. Und das hat was mit diesem Blog und mit unseren Kursen zu tun. Der Blog ist für mich die Möglichkeit, das was ich an meinem Leben mit Pferden so mag, eine Bühne zu geben. Immer wieder über Menschen zu erzählen, deren Zusammensein mit Pferden mich fasziniert. Über Motivation, über Pferde und Menschen, die in die gleiche Richtung schauen und gehen.

 

Das hier, das ist meine innere Pferdewelt in Buchstaben und Fotos.

 

Das Pendant dazu in echt und zum Anfassen sind die Kurse. Und hätten wir nicht den Kurs mit Alizée Froment (HIER habe ich darüber geschrieben) im letzten März gemacht, dann wäre Christina, (HIER mehr über sie) nicht mit ihrem Ponyhengst mitgeritten und dann hätte ich nicht sie und ihre Zucht kennengelernt. Und dann stünde hier jetzt kein Pony, auf jeden Fall nicht dieses.

 

Das ist nur ein Beispiel von vielen. Es treffen sich einfach Menschen auf den Kursen, die auf der Suche sind nach guter Arbeit mit den Pferden und die nicht verfrüht urteilen wollen. Die Rassen, Ausbildungsständen, Vorerfahrungen einfach auch mal stehenlassen können, und sich einfach über gutes Arbeiten mit Pferden austauschen wollen. Finde ich schon besonders.

 

Das ist kein Schwafel meinerseits. Das ist so. Es ist einfach das Ergebnis davon, wenn man schnurstraks darauf zugeht, nach was man sich sehnt.

 

Meckern in Ställen – ist aussortiert
Wie selten das ist, wurde mir erst letztens wieder klar, als jemand, den ich beruflich sehr schätze (gleiches Metier, fast der gleiche Beruf), mir erzählte, wie furchtbar das doch in der Reiterwelt sei, dass man ja privat schon keinen Bock mehr habe, wenn man in die Halle käme und Person X sich wieder über Person Y aufrege und Person Z garantiert auch noch etwas am eigenen Reiten zu meckern hätte. Das kenne ich privat nicht mehr. Das gibt es in meinem echten Leben Tag für Tag nicht, und das seit Jahren nicht mehr. Und das gibt’s auch nicht bei unseren Kursen.

 

Dass wir die Kursatmosphäre (HIER nachzusehen), und die Art meiner Blogleser, von denen nämlich viele genau so ticken, nicht mit Zauberstäben herbeigehext haben, ist wohl klar. Wir, Philippa und ich, schleppen Stühle für die Zuschauer, wir füllen nachts Listen aus und zerbrechen uns den Kopf darüber, wie alles am besten fluppt. Ich tippe diesen Text irgendwann in der Nacht, wie viele der Blogtexte. Es ist anstrengend.

 

Greif nach dem Zuckerguss (und leg‘ die Hände nicht in den Schoß)

Die Zuckerstückchen fallen nicht vom Himmel – aber das ist kein Grund, sie nicht haben zu wollen, und erst recht kein Grund, sie nicht zu bekommen.

Während der Eingewöhnung in die Herde ging es nachts noch in die Box. Damit sie ohne Sozialstress fressen und ruhen konnte.

 

So wie mein Wunschpony. Sie bringt mich jeden Tag dazu, zu grinsen und mich an ihr zu freuen. Weil sie so ein freundliches Pferd ist, weil sie so unglaublich brav ist, weil ich mich jedes Mal, wenn ich sie an der Longe habe, nicht daran satt sehen kann, wie sie sich bewegt.

 

Was mich wirklich interessieren würde: Was macht Ihr für Euch selbst wahr? Mit den Pferden, in Eurem Leben?

 

P.S.: Wer mitgezählt hat, dem fällt auf, dass es vom Post über das Buchcover bis jetzt ganz schön lange gedauert hat. Ist nicht überraschend, oder? Es dauert fast immer länger, als man gerne hätte, aber dann, dann zieht es an und schwupps, passiert ganz viel auf einmal. Kennt Ihr das?

 

 

Drei Tipps von der Instagram-Göttin der Reiterstiles (das bin nicht ich)

Die Insta-Göttin bin natürlich nicht ich, sondern Rachel Reunis, die ihr auf Instagram unter ‚The stylish equestrian‘ findet. Foto: Klara Freitag

 

Mode für Reiter ist ihr Ding: Rachel Reunis kombiniert die schönsten Reiteroutfits. Sie hat mir drei Regeln verraten, wie das auch Dir oder mir gelingt.

Vor ein paar Tagen hatte ich die Frau am Telefon, die es einfach völlig drauf hat, die schönsten Reiter-Outfits zu kombinieren. Unter dem Namen „The stylish equestrian“ zeigt Rachel Reunis auf Instagram (HIER), wie sie Klamotten miteinander kombiniert. Fast 30.000 Menschen gucken ihr dabei täglich zu. Zurecht: Es sieht einfach immer aus, als ob es von vorneherein genau so gedacht gewesen war.

 

Aus dem Ei gepellt contra Heuhalm-Sammler
Ich interviewte sie für ein Magazin, es ging dabei darum, wie man den britischen Country-Look modern und als Reiter interpretiert (das steht demnächst dann in der equitrends). Doch so nebenbei musste ich einfach noch mehr wissen. Zum Beispiel, wie man denn darauf kommt, Mode für Reiter zusammenzustellen, und was sie denn vorher gemacht hat. Und wie man das zur Hölle macht, aus dem Ei gepellt am Stall aussehen. Ich hatte ja hier schon mal davon erzählt, dass ich das selten hinbekomme, sondern lieber jeden Heuhalm und jede Dreckspfütze magisch anziehe.

 

Ein Outfit von Rachel Reunis – mit viel Lila und dicken fetten Boots. Günstige Horze-Reithose mit Stella-McCartney-Tasche und Ariat-Stiefel – warum nicht!

Hier mag ich besonders die Jacke, die Stiefel und die Tasche in der ungewöhnlichen Form. Überhaupt auf die Idee zu kommen, eine passende Handtasche auszusuchen! Die Tasche ist von Linda Farrow, die Jacke von Sorel Fotwear, die Reithose von Eurostar und der Pulli ist von Burberry. Mehr findet Ihr auf www.thestylishequestrian.com

 

First office, then barn

Dabei herausgekommen sind drei Regeln zum guten Reiter-Styling. Also:

 

  1. Schabracke und passende Reithose kann jeder! Das ist ein No-Go weil total unkreativ. Lieber schauen, was in einer Farbfamilie liegt, aber eben ein wenig unterschiedlich ist. („Do not buy sets, try to buy from different brands.“)
  2. Reitsachen und Nicht-Reitsachen kombinieren. Genauso, wie sehr teure Stücke mit sehr günstigen zusammen tragen („The best outfits come out of these!“).
  3. Es ist total legitim, Reitsachen im Büro zu tragen, natürlich mit anderen Schuhen und durchdachtem Oberteil. Das war übrigens Rachels Motivation, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen. Sie wollte Zeit sparen und schon im Büro Reitsachen tragen, die aber nicht nach Stallmädchen aussahen. Leuchtet ein. Aber was tut sie gegen den Geruch? Hah!, sagte mir Rachel Reunis dazu, es gäbe eine goldene Regel: Immer erst ins Büro, und dann in den Sattel! („It’s office first – then barn not the other way around!“)

 

Mein Lederjackentest
Ohne Witz: Direkt am gleichen Tag bin ich dann mal in Lederjacke ausreiten gegangen. Passte nämlich zu allen Kriterien da oben: Kam aus dem Büro, war kein Reiterutensil, passte nur halbgut zur Schabracke (das hätte Rachel bestimmt besser hinbekommen, braune Lederjacke und rote Schabracke ist eher so naja!).

Und, sind den anderen die Augen ausgefallen, weil ich plötzlich so stylisch daherkam? Ah – nö. Da alle von mir eher Pragmatismus statt Style gewöhnt sind, lag nahe, dass ich einfach zu spät zum Umziehen aus dem Büro gehechtet kam.  Ne, ihr Modebanausen. Das war Ausreiten in schick. Nächstes Mal schreib ich’s dazu, also quasi: Jetzt!

Das erste Date: Fünf Reitlehrer und der Dressurreitsimulator

Ihr könnt einen Ritt auf dem Dressurreitsimulator gewinnen

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Fünf Reitlehrer und das automatische Pferd – so sah’s aus! Wir haben uns alle gemeinsam auf den Weg gemacht, dieses Ding zu testen. Auf der vorherigen Equitana, 2015, tauchten die ersten Reitsimulatoren in Deutschland auf, und kurz darauf kaufte Anja Schade einen. Der steht nun in der Nähe von Frankfurt und man kann ihn für einen Ritt mieten. Das schwarze Pferd ist ausgestattet mit einer Menge Sensoren, die die Zügel-, Schenkel- und Gewichtshilfen des Reiters messen. Zudem ist es richtig gut ausgebildet: Black Beauty geht alle möglichen Lektionen bis hin zu den Einerwechseln. 

 

Drei Knöpfe auf der Schulter – auch damit kann die Gangart bestimmt werden. Oder über ganz normale Reiterhilfen.

 

Wir haben ihn zu fünft besucht. Das Besondere: Jeder von uns hat eine Trainer- oder Reitlehrerausbildung. Vom Trainer C über den Übungsleiter VFD und den Trainer B bis zur Pferdewirtin war an Qualifikationen alles dabei. Der schwarze Plastikhengst wurde also fachmännisch ausprobiert.

Was an Black Beauty anders ist

Der Reitsimulator steht in einem Ladengeschäft. Uns empfängt in Hessen also kein Stallgeruch, dafür aber Milchkaffee und Cappucinoduft – sehr gut! Anja Schade gehört der Simulator, und sie erzählt uns, was an ihm anders ist, als an leibhaftigen Pferden. So einige Probleme des Reiterlebens gibt es bei Black Beauty nicht:  „Ihr reitet geradegerichtet auf der Stelle!“, erzählt seine Besitzerin. Es gibt bei diesem Pferd keine natürliche Schiefe, keine Koordinations- oder Konditionsprobleme.  Sie erzählt, in welchen Fällen er besonders gut hilft. So hätte ein Kunde ein großes Erfolgserlebnis bei der Hilfe zu den Einerwechseln gehabt: Der Dressurreiter habe die Hilfen zuvor immer zu langsam, zeitverzögert, gegeben, und habe daher den Sprung hin zu den Einerwechseln mit seinem lebendigen Pferd nicht hinbekommen. Nach wenigen Übungsstunden auf Black Beauty konnte er es. Das ist ein Vorteil am Simulator: Man kann nicht nur mal eine lange Seite lang üben, sondern quasi endlos, solange der Reiter fit ist. Bis es schließlich klappt.

 

Ohne Nickbewegung, mit viel Raumgriff

Philippa testet das Pferd zuerst. Ein grüner Kreis auf dem Monitor stellt ihre Sitzfläche dar. Kleine Punkte zeigen Gewichsverlagerungen an. „Du kannst jetzt zum Beispiel sehen, was es ausmacht, wenn Du mal den rechten, mal den linken Gesäßmuskel anspannst“, erklärt Anja Schade, „Das siehst Du bei keinem Pferd!“

Anja Schade ist die Besitzerin von Black Beauty, dem Simulator aus Hessen (www.dressur-reitsimulator.de).

 

Black Beauty fühlt sich schon anders an, als ein normales Pferd. „Der Schritt wackelt ganz schön“, sagt Philippa, „das würde man von außen nicht vermuten!“ Der Simulator zeigt keine Nickbewegung. Ansonsten vermittelt er dem Reiter große Bewegungen. Der Schwarze hat zwar nur 1,58 Stockmass, erklärt seine Besitzerin Anja Schade, aber große Bewegungen wie ein 1,80er Pferd. „Das ist ungewohnt für mich“, sagt Philippa, „ich reite überwiegend Gangpferde.“

 

Jeder von uns kommt für eine Sitzanalyse aufs Pferd. Anja Schade steuert per Knopfdruck Schritt, Trab, Galopp an, damit man sich einfühlen kann. Das kann der Reiter auch selbst erzeugen, durch ganz normale Hilfengebung, aber hier soll es im ersten Schritt darum gehen, einfach zu messen, wie der Reiter beim ganz normalen Sitzen einwirkt.

Dafür ist der Monitor so eingestellt, dass der Reiter während des Reitens seine Analyse nicht sieht.  Black Beauty lässt sich gut sitzen, er hat eine richtig schöne Bergaufgaloppade (Eindrücke vom Simulator findet Ihr übrigens auch auf Anjas Seite www.dressur-reitsimulator.de.)

Danach sehe ich in Diagrammen, wie ich zum Beispiel im Sattel mein Gewicht verteilt habe. Im Galopp ist bei mir deutlich zu sehen, dass ich den hinteren Sattelteil mehr belaste als es gut wäre. Um festzustellen, warum das so ist, schaltet Anja Schade die Kameraansicht auf dem Monitor ein. Denn rings um Pferd und Reiter sind Kameras installiert, so dass man sich selbst von allen Seiten betrachten kann. Das ist sehr aufschlussreich – denn es macht schon einen Unterschied, ob man nur in Reithallenspiegel blicken kann, oder sich tatsächlich auch mal selbst von hinten beim Reiten sieht.  Der Monitor kann alle vier Kameraansichten nebeneinander anzeigen, – von vorn, hinten und beiden Seiten . So kann der Reiter sich selbst sehen, analysieren und vor allem sein Reitgefühl mit dem Bild in der Realität überein bringen.

Die Punkte im weißen Kreis zeigen die Spitzen der Gewichtshilfe. Die weiteren Diagramme zeigen, wie viel Zügelkontakt und Schenkelhilfe gegeben wurden.

 

Zweite Etappe: Unterricht auf dem elektrischen Pferd

Nachmittags kommt eine externe Ausbilderin noch dazu: Ljudmila Schmid unterrichtet Centered Riding, wendet die Alexandertechnik an und ist auch Dressurausbilderin. Denn nachdem wir unsere Baustellen selbst sehen konnten, will sie uns jetzt helfen, diese zu verändern. Wir starten aber nicht auf dem Pferd, sondern mit Alexandertechnik-Übungen im Stehen und auf Stühlen.

Auf dem Pferd übt sie mit mir, den Oberkörper besser zu stabilisieren, zum Beispiel soll ich den Bauchnabel in Richtung der Wirbelsäule ziehen und den Brustkorb anheben, „wie beim Luftholen!“ Ich werde stabiler, und kann auch im Galopp besser darauf achten, die Sitzbeinhöcker lotrecht zu halten.

Black Beauty trägt einen Dressursattel – und glänzt Tag für Tag.

 

Fazit der Reitlehrer

In unserer Gruppe hätten zwei Reitlehrer als Note ein Sehr Gut verteilt, zwei ein Gut und eine ein Befriedigend. Die sehr guten Noten gab es zum Beispiel für eine Einheit, in der es um die Galopparbeit ging, und einer, bei der es ums Aussitzen ging. Besonders positiv fiel auf, dass man auf einem unechten Pferd eben ewig weiterüben kann: Es wird nicht müde oder verlangt nach Abwechslung. Die guten Noten gab es für die tolle Überprüfung des eigenen Sitzes durch die Videokameras, kombiniert mit der Kraftmessung durch den Simulator: Es ist eine super schöne Möglichkeit, sich selbst zu korrigieren und den Ist-Zustand festzustellen. Viele waren sich einig, dass die zusätzliche Trainingseinheit mit der Centred-Riding-Trainerin noch mal einen guten Impuls hinzugefügt hat. Doch da es auch ein bisschen Glückssache ist, ob die Chemie zwischen einem fremden Reitlehrer und dem neuen Schüler passt, sind hier die Beurteilungen unterschiedlich, und es gab auch eine nicht so ganz zufriedene Schülerin. Alle fanden es bereichernd, den Sitz mit dieser Analyse zu überprüfen und einen Ausflugs-Tag mit diesem Thema miteinander zu verbringen.

Man muss ein bisschen üben, bis man weiß, wo man genau treiben muss, um die Messflächen des Simulators mit dem Schenkel zu treffen.

 

Meinerseits kann ich sagen: das war eine gute Erfahrung. Gerne hätte ich noch etwas drangehangen – denn tatsächlich verpufft so eine einzelne Einheit ganz schön schnell. Damit sich langfristig etwas ändert, braucht es mehr Wiederholung. Gut funktioniert es bestimmt, mehrere Einheiten an aufeinanderfolgenden Tagen zu machen oder sogar den eigenen Trainer mitzunehmen, der den Reiter eben auch auf dem echten Pferd daheim kennt. Allerdings muss der sich mit diesen speziellen Simulatoren auskennen, damit so eine Kooperation funktioniert.

 

 

Gewinnspiel

 

Ihr könnt einen Ritt auf dem Dressurreitsimulator für Euch und eine Freundin oder einen Freund gewinnen.

Das umfasst ungefähr 90 Minuten Training mit Anja Schade. Es ist der Teil, der Euren Sitz analysiert und auswertet, in ihrem Angebot, das ihr HIER einsehen könnt,  nennt sich diese 90-Minuten-Einheit „Einführung“. Der Gewinn hat einen Wert von 2 x 119 Euro. Alle Bedingungen zum Gewinnspiel findet Ihr HIER, es startet am 12.03.2017 um 14.30 und endet am 14.03.2017 um 24 Uhr.

 

So nehmt ihr teil: Schreibt mir in den Kommentar, welcher Reitlehrer-Kommentar oder welches sprachliche Bild im Reitunterricht Euch in der letzten Zeit besonders geholfen hat!

Was man von alten Männern lernen kann

Mit Kurd Albrecht von Ziegner beim Dreh für pferdia tv. Foto: Inge Vogel

 

Kurd Albrecht von Ziegner war bis zuletzt auf einer Mission. Von der hat er mir wenige Wochen vor seinem Tod erzählt. Mit dem Wunsch, dass die Reiterwelt von seinem Herzensthema erfährt. Daraus kann man eine Menge lernen – und zwar nicht nur fachlich.

 

Eine superschöne Sache an meinem Beruf ist diese: Die Post kommt und bringt Bücher und DVDs. Zum Rezensieren. Ich lese, gucke, mache mir ein Bild davon und schreibe dann darüber.

 

Die Urschrift der Reiterei

Finde ich super. Diese Woche habe ich eine Rezension aber ganz besonders gern geschrieben. Das letzte Werk von Kurd Albrecht von Ziegner kam an, HIER, die kommentierte H.Dv. 12. Das ist ein Standardwerk, die Urschrift der Richtlinien für Reiten und Fahren, das ich schon lange mal in angenehm lesbarer Schrift daheim haben wollte.

 

Doch auch dieser Mensch hat mich sehr fasziniert. Wir haben ihn im vergangenen Jahr noch besucht, Inge und Tom Vogel von pferdia tv und ich. Wir haben ihn lange interviewt, wir haben seine Stute angesehen, seinen Unterricht verfolgt. Wir haben zwei seiner Schriften HIER, im pferdiathek Magazin (in dem ihr mich ja ebenso jede Woche mehrmals lesen könnt) exklusiv veröffentlicht. Vor fast genau einem Jahr nun verfasste er diese Schriften.  Mit mehr als neunzig Jahren war er hellwach.

 

Seine Mission

Ganz besonders imponiert hat mir seine Mission. Ja, er war auf einer Mission unterwegs, und die hieß: Noch etwas gerade rücken. Er hat damals die Skala der Ausbildung mit abgesegnet, so wie sie nun seit Jahrzehnten in den Richtlinien steht. Er war einer der Menschen, die die erste Version der Richtlinien gelesen haben, und dazu etwas sagen sollten. Damals war er absolut damit einverstanden. Später dann nicht mehr – weshalb, das ist HIER im pferdiathek-Magazin nachzulesen. Die zweite exklusiv im Magazin zu lesende Originalschrift von ihm ist diese HIER über die Hangbahn.

 

Im Herbst 2016, wenige Wochen vor seinem Tod, rief er mich an. Er sagte, das ginge ihm alles zu langsam, er hätte ja die FN schon lange angeschrieben, mit ihnen geredet, dass man da nachbessern müsse, dass die Reihenfolge der Skala der Ausbildung so nicht korrekt sei, wie sie da stünde. Was er denn tun könne, damit die Reiterwelt davon erfahre.

 

Einer seiner letzten Wünsche

Ein über 90-jähriger, der auf Änderung drängt, der Leute animieren will, sich mehr zu engagieren. Für ein Thema brennen: Ja, das kann man neben allen pferdefreundlichen Methoden und bedachten Ausbildungswegen von diesem Mann lernen.

 

Damals versprach ich ihm, bei der FN noch mal nachzuhören. Das habe ich auch gemacht, und meine Ansprechperson dort erzählte, dass sie schon reagiert habe, dass Herr von Ziegner eine Antwort bekommen hätte.

 

Nur war ihm das zu wenig.

 

Er hätte sich einen Donnerhall gewünscht, nicht einen Nebensatz, der erklärt, dass die Skala der Ausbildung nicht statisch zu verstehen ist. Gesunder Menschenverstand in der Ausbildung, Akribie und für seine Sache brennen:

 

Das ist es, was er zuletzt noch vermittelt hat.
Und was jeder Reiter sich von ihm abgucken kann.

 

Er wird sehr glücklich darüber sein, dass es diese kommentierte H.Dv. 12, die auch seine Ideen zur Ausbildung wie die Hangbahn, den Ausbildungsbaum und eben die Skala der Ausbildung enthält, nun von jedem interessiertem Reiter zu lesen ist.

Schlittenfahren mit den Ponys

Startklar! Alle Fotos: Klara Freitag

 

Das Beste am Winter: Schlittenfahren mit den Ponies. Fast ist die kalte Jahreszeit vorbei, also wird’s Zeit, mal von ihren guten Seiten zu erzählen.

Denn erstens macht nichts mehr Spaß, als auf einem Schlitten zu sitzen, der von Ponies gezogen wird (wobei das für manche hier auch bedeutet: nur nebenherlaufen… öhm!)

Und zweitens wird es Zeit, noch mal auf die schönen Seiten des Lebens zu gucken. So. Beschließe ich jetzt einfach.

Also: Ein Sonntag vor einiger Zeit. Der kleine Onkel stampft durch den dicken Schnee auf unserem Reitplatz. Schlittenfahren, endlich! Ich renne nebenher, und die Kinder juchtzen und feuern uns an. Ein paar Galoppsprünge macht Onkel, schöne runde, aber dann zieht er doch den Trab vor.

 

„Stop!“ höre ich auf einmal und drehe den Kopf nach hinten. Huch, wir haben ein Kind verloren. Das liegt lachend im Schnee. Wir warten, die wertvolle Fracht steigt wieder auf und weiter geht’s.

Nach fünf, sechs Runden hat einer nicht mehr viel Puste: Ich. Im Schneeanzug durch Schnee rennen ist besser als jede Joggingrunde und jeder Stepper, glaube ich.

Also machen die Kinder alleine weiter, auf dem so zuverlässigen Bjarki geht das ganz wunderbar. Das Shetty Onkel verschnauft derweil ein bisschen mit mir.

Bjarki ist so ein unglaublich liebes und vielseitiges Therapiepferd – von Schlittenfahren über jegliche Therapieeinheiten bis Trainerschein-Prüfungen – er macht einfach alles.

 

Dieser Sonntag im Schnee war einer der besten in diesem Winter.

Ich muss da gerade dran denken, denn soeben merkt man: Der Winter verzieht sich. Manchmal singen die Vögel schon so, als ob wir mitten im Frühling stecken, manchmal zieht eine Eiseskälte herauf. In Zeiten, in denen der Winter noch mal aufmuckt, wird es auch jetzt noch ganz schön ungemütlich. Ich sage nur: Reithalle, sichtbarer Atem, bei Kursen Frostgefahr für den ganzen Körper durchs Rumstehen und Gucken, die kalte Füße!

 

Mit Jahreszeiten ist es komisch: Gerade, wenn sie gehen, habe ich mich daran gewöhnt und könnte sie noch ein paar Wochen länger bei mir haben. So wie jetzt: Richtig viel Schnee fand ich supertoll. Das Schönste, was wir mit den Pferden im Schnee gemacht haben, war: Die Ponys genommen und Schlitten drangehängt.

Kann ein Pferd süßer dreinschauen? Onkel ist genauso wie Bjarki eines der Therapiepferde vom Hof Abenteuerland in Aachen (www.reiten-im-abenteuerland.de).

 

Da, wo wir wohnen, ist das nur alle paar Jahre möglich. Die beiden Ponys sind im Hauptberuf Therapiepferde, sie sind super gelassen und machen auch nach Jahren einfach mit, als ob man das gestern erst geübt hätte.

Wenn ich an Winter denke, will ich bis zum nächsten Winter nur das behalten: Die Kinder juchtzten, ich rannte durch den Schnee, und die Ponies machten begeistert mit. Hach.

Winter kann so schön sein.

 

Zur Ausrüstung: Wie man es richtig macht

Das, was ihr auf den Bildern als Ausrüstung sieht, ist improvisiert. Ich bin kein Fahrer, und meine Kenntnisse da sind sehr, sehr beschränkt. Ein richtiges Geschirr trägt Onkel, das ist schon mal gut. Noch besser wäre es, wenn seine Zugstränge  in einem Verbindungsstück aus Holz münden würden (wie heißt das korrekt, Ihr Fahrer da draußen?). Wir haben sie einfach mit einem Strick an den Schlitten geknotet. Immerhin: So, dass man mit einem Handgriff Schlitten und Zugstränge wieder trennen kann.

Dennoch ist das nicht ideal, kann gefährlich werden. Ich fand es dennoch zu verantworten: Die Ponys kennen das beide und sind als Therapiepferde wirklich sehr zuverlässig. Auch wenn Onkel schon mal seine eigenen Ideen hat (ja, es gibt einen Grund, warum ich bei ihm lieber mitlaufe!) Also, liebe Leute da draußen: Wenn ihr das nachmacht, dann lieber mit ganz korrekter Ausrüstung!