Nichts war emotionaler dieser Tage, in der virtuellen Reiterwelt, als diese traurige Begebenheit. Der Brand im Stall Rothenberger führte zu einem kollektivem Entsetzen in der reiterlichen Internetwelt. Es gab so viele Beileidsbekundungen und gute Wünsche, überall in den Sozialen Medien waren diese zu lesen, egal ob auf Facebook oder auf Instagram.
Und genauso möchte ich diesen Text beginnen: Es ist eine Tragödie und ich möchte allen Betroffenen mein Mitgefühl aussprechen. Die Fakten sind nur eins – fünf gestorbene Pferde, einige verletzte Pferde, verletzte Menschen. Das andere ist der Albtraum, den die Familie jeden Tag sieht, wenn sie auf ihren versehrten Hof schaut. Und der, der sich in den Köpfen von denen abspielt, die im Feuer waren, die gerettet haben und gesehen haben, was nicht zu retten war. Das Ausmaß kann keiner, der nicht dabei war, erfassen. Nur erahnen.
Brand im Stall Rothenberger: Anteilnahme und Störenfriede
Im Internet gab es viel Anteilnahme. Zunächst. Nach ein, zwei Tagen ging es in vielen Beiträgen aber um etwas anderes: Ein kollektives Entsetzen über ein paar Menschen, die den Brand nutzten, um gegen Boxenhaltung zu stänkern. Was natürlich völlig fehlangbracht ist. Anstandslos. Es gab einige Beiträge, die sagten: „Wo bleibt Eure Kinderstube!“ Hat seine Berechtigung, das zu sagen und somit dagegen zu halten, stimmt ja auch. Doch durch die Reaktion auf diese Stänkerer verschob sich die Wahrnehmung. Es wurde das Gefühl hergestellt, dass ganz viele Leute keinen Anstand hätten, dass es ganz viele militante Tierrechtler gäbe, dass es ganz viele Leute gäbe, die Brandopfer angriffen. In absoluten Zahlen ist es kaum der Rede wert: Ich habe genau vier Personen oder facebookprofile gezählt, die gestänkert haben. Vielleicht habe ich welche übersehen, kann sein. Doch selbst, wenn es doppelt so viele sein sollten oder gar 20: Dagegen stehen tausende mitfühlende, aufrichtige Stimmen.
Vier gegen Tausende
Wie frech das ist, Menschen anzugreifen, die gerade so einen Albtraum durchleben, das führte dazu, dass viele dazu etwas sagen wollten. Doch genau dadurch wurde diesen Quertreibern ordentlich Gehör verschafft (und ich weiß, auch durch meine Worte hier ist das so. Dennoch denke ich, dass es wichtig ist, die Zahlen geradezurücken, und daher gehe ich das Risiko ein). Es ist doch so: Ein paar Idioten gibt es immer. Egal, ob es ums Internet oder das reale Leben geht. Vier Personen im Verhältnis zu mehreren Tausenden: Wenn das ein Gesellschaftsbarometer ist, dann sogar ein positives! Nur wie ist die allgemeine Wahrnehmung? Dass es ganz viele solcher Idioten gibt. Vielleicht war es falsch, den Stänkerern Aufmerksamkeit zu widmen. Mit ihnen zu diskutieren. Fair zu sein, den Dialog zu suchen. Position gegen sie zu beziehen. Denn nur dadurch ist das überhaupt ein Thema geworden. Zahlenmäßig ist der große Beifall, den die Familie erfahren hat, dem mit unfassbarem Abstand überlegen. Zum Glück!
So viel positive Energie von allen Seiten
Und das ist wichtig, dass wir das alle wahrnehmen: Es waren nur ein paar Idioten. Es macht die Tragödie nicht kleiner, die sich abgespielt hat. Aber all die Anteilnahme, all die Kommentare und guten Wünsche – es ist da ganz viel Positives unterwegs. Das sollten wir wahrnehmen, denn es stärkt alle.
Wen Cosmos Rettung nicht berührt, der hat kein Herz
Übrigens ist die Internetseite der Rothenbergers, die unter „News“ über ihre Situation nach dem Brand berichten, sehr empfehlenswert. Sie finden schonungslose und aufrichtige Worte. Sie reden über das Trauma, dass sie erlebt haben, über die Rettung ihrer Pferde. Wie zum Beispiel Cosmo Soenke in der Feuernacht vertraute, sich ohne Halfter aus dem brennenden Stall führen ließ. Wie sie die Pferde, die sie nicht mehr retten konnten, vermissen. Und wie diese jungen Menschen darüber nachdenken und sich Vorwürfe machen, dass sie nicht noch mehr Pferde retten konnten. Wer da nicht berührt ist, der hat kein Herz.
Wie immer ein wunderbarer, ausgleichender Artikel von dir. Was dein Schreiben betrifft, brauchst du sowieso schon mal kein „Mecker-Fasten“!!!!
vielen lieben Dank Heinke!
Deine Story-Umfrage wie viele über Mundpropaganda von den pietätslosen Kommentaren gehört hatten, war erschreckend! Da stimme ich dir zu, dass es besser gewesen wäre, es gleich zu löschen, zum Schutz der Betroffenen.
Hallo Kristine, ja, es waren etwas mehr als 70 Prozent, die davon gehört hatten, ohne selbst einen Trollkommentar gesehen zu haben. Unter denjenigen, die Trollkommentare gesehen hatten, hatten 10 oder 15 Prozent gezielt danach gesucht. Ein typisches Beispiel wie durch ach so demokratischen, fairen Austausch eine falsche Wirklichkeit erschaffen wird. Wir müssen glaube ich alle lernen, mit sowas umzugehen bzw. anders umzugehen. LG Jeannette
Wahre Worte. Ich selbst habe einen Kommentar auf Instagram gesehen und fand es schade dass darauf reagiert wurde. Das bringt diesen wenigen zu viel Aufmerksamkeit. Von der falschen Spendenaktion habe ich von jemandem gehört. Das war ja wohl hoffentlich schnell vorbei. Und mir standen teilweise die Tränen in den Augen bei den unfassbar berührenden Worten von den rothenbergers auf ihrer Seite.