Ich war entzückt. Wirklich begeistert und das passiert nicht so leicht. Glaubt ihr nicht? Ich schreibe hier gerne über positive Dinge, ja. Das hat jedoch eher was mit Fokus zu tun, als damit, dass ich generell überschwänglich wäre oder im Schokoladenkuchen leben würde!
Galopp-Pirouette auf Halsring
Begeistert hat mich Alizée Froments Auftritt vergangenes Wochenende bei der Show Pferd & Sinfonie des CHIO Aachen. Ich kenne sie ja schon etwas länger, habe sie schon häufig gesehen, dennoch habe ich auch dieses Mal gedacht: Hammer. Was sie da gemacht hat, war noch mal eine Stufe mehr. Was genau mich an ihrem Auftritt begeistert hat, habe ich euch bei wehorse aufgeschrieben. Und wenn Ihr hier drauf klickt, seht ihr eine ihrer famosen Galopp-Pirouetten aus der Show.
Interviewt habe ich sie ein paar Stunden vor dem Auftritt, auch das könnt ihr dort lesen. Oder es als Film bei Instagram nachsehen (unter den Highlights im Profil bei mir und wehorse jeweils). Sehr süßes Nebenschauspiel dabei: Ihre Tochter Louise, auf Alizées Arm mit dabei. Sie ist ein paar Monate alt und borgte sich für unser Interview meinen Presseausweis. Den untersuchte sie mit ihren Händchen die ganze Zeit über und brabbelte zufrieden vor sich hin.
Wie werde ich ein guter Reiter?
Ein Kernaspekt des Interviews: Alizée erzählte, dass an sich selbst arbeiten ein zentraler Baustein sei, um sich zu verbessern. Jeden Tag, jeden Morgen mit der Intention zu beginnen, sich zu verbessern. Sie selbst ist durch eine harte Schule gegangen. Ich kann mich an Kursabende erinnern, bei denen mir Alizée nach zehn Unterrichtsstunden am Stück erzählte (und in jeder davon war sie voller Aufmerksamkeit für den Schüler), wie sie früher als Bereiterin bis in die Nacht geschuftet hatte, wie sie auf der Suche nach guten Lehrmeistern weite Strecken, bis nach Spanien und bis nach Saumur, auf sich genommen hat. Mal ganz zu schweigen davon, dass sie als kleines Mädchen bei den Ponyspielen schon ordentliche Galoppwechsel reiten sollte – ihre Mutter Carol war streng! Ursprünglich kommt Alizée Froment aus der Turnierszene, nach ihrer eigenen Karriere dort hat sie die Ponynationalreiter Frankreichs lange Zeit gecoacht.
In den Kursen, die ich bisher von ihr gesehen habe, spielt der Wechsel aus sehr vielen Übergängen zwischen den Gangarten und vor allem auch innerhalb einer Gangart eine große Rolle. Außerdem ist ein ganz bestimmter Ablauf von Volten, Schulterherein und Schenkelweichen prägnant. Man kann in jedem Kurs von ihr und in jeder Unterrichtseinheit sehen, wie viel mehr die Pferde sich danach durch den Körper bewegen. Sie verbessern ihre Balance und die Qualität ihrer Gangarten deutlich.
Die Balance verbessern
Das finde ich beeindruckend und es fasziniert mich immer wieder. Sara Oliveira, ihre Freundin und selbst die Enkelin des von vielen so verehrten Nuno Oliveira, erzählte mir ebenfalls, dass gerade dieser gymnastische Teil von Alizée Froment ihr selbst reiterlich geholfen habe und er auch ihren Unterricht sehr bereichere.
Das Rezept: Gymnastik für das Pferd
Das Rezept für gutes Reiten ist so schlicht wie schwierig. Es ist ein guter gymnastischer Ablauf und das Ziel, das Pferd wirklich am Sitz zu haben. Unabhängig vom Zügel zu werden, es vorwiegend mit Gewichtshilfen leiten zu können. Für die sinnvolle Gymnastizierung ist hier ist ein Übungsablauf, den Alizée Froment gern ihre Schüler reiten lässt:
- Schritt, ganze Bahn
- An der langen Seite eine 10-Meter-Volte
- daraus Schulterherein im Schritt
- danach an der kurzen Seite auf die Mittellinie abwenden
- im Schenkelweichen zum Hufschlag reiten
Diese Übungsabfolge unterstützt, dass das Pferd vom inneren Schenkel an die äußeren Hilfen herantritt. Korrekt ausgeführt kann der Reiter dabei ein gutes Gefühl dafür entwickeln, wie das Pferd regelrecht in der äußeren Hand ankommt und die innere Hand ganz leicht werden kann.
Schenkelweichen und Tempi-Unterschiede
Im Training mit ihren eigenen Pferden habe ich viele Varianten davon gesehen: Schenkelweichen auf der Diagonalen, oder Schenkelweichen nach einer Volte, oder Schenkelweichen an der langen Seite, dritter Hufschlag, unterbrochen von Schulterherein und Traversalen. Viereck verkleinern und Vergrößern, Schulterherein unterbrochen von Volten. Immer viele Varianten, immer die Kombination von Seitengängen, seitwärts treten lassen (korrekt formuliert, denn Schenkelweichen ist kein Seitengang) und vielen gebogenen Linien sowie Tempi-Unterschieden.
Wer heute oder morgen etwas davon in sein Training einbaut: Erzählt es mal! Ich würde mich darüber freuen.
Hallo Jeannette, ich finde es besser einen Artikel zu schreiben, dann wiederholt man sich nicht und erklärt wo der Rest steht . Lässt sich auch einfacher und flüssiger lesen. Ich bin immer begeistert wie du aus Worten eine tolle Geschichte und Doku machst.
Hallo Anja, danke für Deinen Kommentar! Das Ding ist: damit man die beiden Artikel auch ohne einander versteht, muss ich ein paar Dinge in beiden jeweils erkären. Aber vielleicht geht das noch etwas spartanischer, so dass sich nur so wenig wie möglich doppelt? Ich denk‘ noch mal darüber nach! Jeannette