Alle Fotos: Klara Freitag
Über die Show Pferd & Sinfonie, über das Hengstbuch, an dem ich mitgeschrieben habe und über die unglaublich süßen Laufenten, die bei der Show mitmachten.
Hallo, bin wieder unter den Lebenden!
Es tut mir leid, Ihr habt ewig auf mich warten müssen. Hatte einfach zu viel auf dem Zettel: Neben dem ganz normalen Wahnsinn (pferdiathek-Magazin und Aufträge für andere Magazine wie Feine Hilfen, Reiter Revue, Equitrends- beim letzteren ist mir aufgefallen, dass ich zu so 2/3 die gesamte aktuelle Ausgabe getextet habe, krass!) kam noch das Hengstbuch dazu. Das ist ein Klassiker, der alle zwei Jahre neu aufgelegt wird. „Ausgewählte Hengste Deutschlands“ heißt er. Der größte Teil ist ein Lexika aktueller Hengste, muss man sich so ähnlich vorstellen wie ein Quartett-Spiel – Kördaten, Leistungsdaten, Zuchtleistung wie erbrachte Staatsprämienstuten oder gekörte Söhne. Dazu eine Abstammungstafel und ein Text über jeden Kandidaten. Außerdem gibt’s einen redaktionellen Teil, in dem ich diesmal über Donnerhall, die genialen Ausbilder Rehbein und den Grönwohldhof, wo diese Persönlichkeiten zuhause waren, geschrieben habe. Das ging natürlich nur, weil ich mit etlichen Zeitzeugen gesprochen habe.
Der Gelegenheitszüchter und sein Weltstar
Grandiose Fotos, zum Teil in Schwarz-Weiß, von Jacques Toffi konnten wir dazu im Buch abdrucken. Ist richtig schön geworden, finde ich. Dann habe ich noch über Dimaggio geschrieben, einen Hengst, den ich sehr mag und der von seiner Relevanz her durchaus die Berechtigung hat, portraitiert zu werden. Witziges Detail: Er wurde von einem Reiter, der alle Jubeljahre mal ein Warmblutfohlen hat, gezüchtet. Ein Volltreffer, denn Dimaggio war schon vor seiner Wertschätzung als Zuchthengst Weltmeister der Jungen Dressurpferde. Heute hat sich sein Züchter auf Mini-Shettys spezialisiert und züchtet die ebenso sehr erfolgreich. Dimaggio ist inzwischen verstorben, aber er ist immer noch ganz aktuell in den Abstimmungen zu finden (zuletzt gewann ein Sohn in Hagen das Qualifikationsturnier zum Louisdor-Preis, noch vor Ingrid Klimke und Geraldine). Das Buch gibt’s in 2-3 Wochen zu kaufen.
Laufenten-Fan ab heute!
Auf jeden Fall war das eine krasse Zeit, diese zwei, drei Monate ohne ein arbeitsfreies Wochenende. Jetzt ist das Buch in Druck, und ich habe endlich wieder viel Zeit im Stall verbringen können und war gestern mal aus: auf dem CHIO Aachen, um mir Pferd und Sinfonie anzusehen. Das ist eine Pferdeshow, die von einem Liveorchester begleitet wird. Spannend, denn: Die haben da oft ein Händchen für gute Showacts, die noch nicht überall zu sehen waren. Das kann ich diesmal leider nur von einer Nummer behaupten, die zuckersüß, humorvoll und überraschend auf einmal war: Eine Gruppe von Laufenten wurde von Bordercollies übers Viereck geleitet, sie bildeten Formationen und spazierten über kleine Brücken.
Zwei Reiterinnen leiteten die Hunde an, mit so einer Enten-Pfeife, die seltsame Quietschgeräusche macht. Einen Pausenclown hatten sie auch dabei, einen Retriever, der sich gemütlich in einen Sessel drückte und sich Kissen herbeiholte, während seinen Border-Kollegen der Eifer nur so aus den Augen stach. Woher das Wörtchen „wieselflink“ kommt, war mir schlagartig bewusst, als ich die Hunde da sah, dicht an den Sand gedrückt, der Oberkörper erscheint daher ganz länglich, und sich schlängelnd nach vorn bewegend. Die sehen eben aus wie ein Wiesel, wenn sie arbeiten.
Kerstin Brein: Eine meiner liebsten Freiheits-Dressuren
Eine andere Nummer fand ich auch toll, die habe ich aber schon ein paar Mal gesehen: Kerstin Brein und ihre Welshponies. Sie zeigt eine Freiheitsdressur mit diesen Ponies, die ausschauen, als wären Schleich-Tiere lebendig geworden: einfach zum Niederknien. Mit Kerstin haben wir noch ein Video-Interview aufgenommen, das zeige ich Euch demnächst auf Facebook (Denn: Ich hab‘ ja jetzt wieder mehr Zeit, juchu!).
Bisschen abgespeckt war die Besetzung ansonsten, aber vergangenes Jahr hatten sie auch so richtig zugelangt, mit Alizée Froment, Ingrid Klimke, der schwedischen Sulky-Quadrille und Asagao xx mit seiner Superman- Springnummer war das schon richtig fett (HIER habe ich damals darüber geschrieben).
Schenkelgänger oder LDR-Quadrille?
Viele Iberer waren zu sehen, viele Kutschen, und man konnte gut lernen, wie ein astreiner Schenkelgänger aussieht: Die zwei Tennessee Walking Horses tun dem klassisch geprägten Auge echt weh. Wir haben schon gemunkelt, ob man die vielleicht eingeladen hat, damit sich bloß die Woche über niemand über das Partnerland Niederlande aufregt? Ich hatte ja schon auf eine LDR-Quadrille gehofft, aber die gab’s nicht (Ironiemodus aus).
Stattdessen stellte Isabell Werth Sorento vor, der ziemlich was zu gucken hatte im Viereck – Hilfe, eine Tribüne! Hilfe, Wechsel soll ich springen! Gute Übung für ihn, so ein Flutlichtabend, wahrscheinlich. Sehr süß, wie Isabell Werths kleiner Sohn ihr zuwinkte von der Tribüne, er hat wirklich mitgefiebert.
Als wir dann auf dem Heimweg waren, Klara und ich, sagte Klara: „Ich bin ja nicht so der absolute Turnierfan, aber die Atmosphäre hier, die ist so schön, ich bin so gern hier!“ Und das stimmt. Auch, dass dieser Abend von Pferd & Sinfonie immer so richtig in die Nacht hineinreicht, bis 23 Uhr fast, ist toll.
Zum Schluss hatten die Reiter Fackeln in der Hand (zu Fuß, bei der Ehrenrunde am Ende), und man sieht zuvor über die Tribüne hinweg, wie die Sonne untergeht. Genial finde ich jedes Mal die Glaswand auf der Pressetribüne – Du siehst geradeaus das Programm, und wenn Du links durch die Scheibe guckst, siehst Du den Abreiteplatz.
Und wenn da etwas besonders spannend ist, flitzt Du einfach schnell runter. So wie wir das diesmal gemacht haben, als wir Kerstin Brein mit ihren Ponys entdeckten.
Freut Euch auf das Video morgen, sie hat tolle Trainingstipps gegeben und man spürt sehr gut die Einstellung dieser Pferdefrau!
Hallo Jeannette,
wieder mal toll geschrieben.
Ich finde allerdings die Voltigierer mit ihrer Fussball/Kutschen-Kür waren auch klasse und toll anzusehen. Und die Kutschenquadrille fand ich doch auch erwähnenswert.
Sorento war heute schon gelassener, lediglich der Applaus während seines Rittes brachte ihn etwas aus dem Konzept.
Die Tennesses fand ich auch echt überflüssig, vor allem wenn man mal so die gängigen Trainingsmethoden im Hinterkopf hat.
Alles in allem war es ein mittelmäßiger Abend, mit einigen schönen aber auch einigen nicht so grandiosen bis langweiligen Schaubildern. Wollen wir mal hoffen, dass es nächstes Jahr wieder durchweg klasse wird.
Lieben Gruß Birgit
P.S. Die Laufentennummer war vor ein paar Jahren schon mal dabei, nur ganz ganz leicht abgewandelt. Nicht desto trotz finde ich die Arbeit von Fr Krüger super!
Danke, liebe Jeannette, für diesen schönen Bericht.
Laufenten muss man lieben. Wir hatten zehn Jahre lang eine Gruppe in wechselnder Grösse davon im Garten. Eigentlich waren sie zur Nacktschneckenreduzierung angeschafft worden– wir haben ein feuchtes Waldgründstück, und ich konnte schliesslich nicht mal mehr ein Babybad im Erdgeschoss einlassen, ohne dass sie durchs Fenster geschleimt kamen- aber dann verliebten wir uns in ihre eigenartige anmutige Schönheit, die beim Blick hinter der immer gutgelaunten Truppe her einfach fröhlich stimmt. Für Reiter interressant ist die feine Art, in der Laufenten sich treiben lassen, geringste Verlagerungen des Körpers, des Blickes etc. reichen, um Richtung und Tempo und den Grad der Aufgeregtheit zu bestimmen, das ist wie bei gutem Longieren. Deshalb wundert mich die Nummer, die du geschildert hast, auch so gar nicht!
Ach wie witzig, Laufenten-Führen ist wie gutes Longieren, das ist ja ein Statement, Heinke! Klingt super interessant. Birgit, ich freue mich jedes Jahr auf die Volti-Nummer. Diesmal war sie nicht so ganz meine. Kann aber auch daran liegen, dass ich die Andreas Bourani-Interpetation uff, sagen wir mal, anstrengend fand, gesangstechnisch. Toll zu sehen war auf jeden Fall, wie vorbildlich das Longierpferd auf dem Abreiteplatz vorbereitet wurde.
Jeannette, mit der Bewertung der gesangstechnichen Interpretation von Andreas Bouranis Hit bin ich völlig Deiner Meinung… aber ich fand es gab so viel zu sehen in der Nr dass ich mich hauptsächlich darauf konzentriert habe.
Es freut mich zu hören, dass die Vorbereitung so vorbildlich war, als „einfacher“ Zuschauer konzentriert man sich ja doch auf das was IM Stadion passiert.