Zäune bauen statt Yoga – meine ultimative Wellness.

Anderes Jahr, Nachbars Zaun, auch schön! Echte Fotos von unserem Zaunbau sind  auf Instagram zu sehen, sogar mit Video, wie ich die Pfosten einhaue. Schaut mal rein, HIER. Foto: Klara Freitag

 

Während ich diesen Text tippe, stecken meine Füße in einem Eimer heißen Wasser. Ich habe einen dicken Schafswollpullover an und kann über die Laptopkante in unseren Garten und die Weiden dahinter gucken.

 

 

Das ist für mich gerade das ziemlich ultimative Glücksgefühl. (Okay, neben dem, wenn ich im Stattel sitze und auf einmal fluppt alles). Das hat Seltenheitswert, denn ich bin eigentlich der Meister des Stresses und des zu viel in einen Tag Packens und des busy, busy, busy Seins.

 

Muskeln und Schwielen – super Sache!

Hier ist mein Rezept für dieses Glück: Ich bin durch nasses Gras gestiefelt. Habe nasse, kalte Füße bekommen dabei. Ich habe Zaunpfähle in die Erde gesteckt und bin Weiden abgeschritten. Habe gezählt, wie viele Pfosten ich bestellen muss. Ich habe mir erklären lassen, wie ich genau elektrische Tore aufbaue. Habe meine Muskeln benutzt, um T-Pfosten einzurammen und habe mir Schwielen an den Händen geholt.

 

Ich habe etwas mit meinem Körper getan und dabei in die Weite geguckt.

 

Wie cool. Die beste Wellness für mich, es funktioniert für mich gerade besser als Yoga, und das will was heißen.

 

Ich arbeite vorm Rechner, und das einige, einige Stunden am Tag. Ich liebe meinen Beruf, und dennoch ist es manchmal echt lang, dieses Laptop-Starren. Ich entscheide mich täglich, ob ich es mir leisten kann, abends zu reiten, oder doch besser am Bildschirm zu sitzen. Da runterzufahren, nicht abends noch an Texte, Interviews und was noch alles zu tun ist zu denken, fällt mir oft schwer. Die Gedanken sind eben oft beim Arbeiten, auch wenn ich eigenlich gerade am Tisch sitze, Auto fahre oder das Kind von der Schule hole. Dagegen hilft jetzt dieses Wieseneinzäunen. Das erdet ungemein.

 

Projekt Jungpferde-Aufzucht

Mehr als drei Hektar zäunen wir über dieses lange Wochenende ein, das wird das Land für unsere Jungpferde-Aufzucht. Ihr erinnert Euch, das Buch, von dem ich sprach? In diesem Text HIER ? Die Idee von Schloß, Kindern Ponys?

 

Das ist auch ein Anfang davon: Platz zu schaffen fürs eigene Züchten. So schön!

 

Freud und Leid der Selbstversorger

Sicher wird es jetzt auch Warner geben: Puh, so viel Arbeit, zu romantische Vorstellung, warte mal einige Zeit ab! Naiv vielleicht sogar?  Nö. Ich kenn das Leid von Selbstversorgern, ich habe es vor vielen Jahren lange selbst gehabt, Ponies am Haus und abendliches Füttern in Gummistiefeln mit Matschpisten im Winterwetter. Wie froh war ich, als ich das alles nicht mehr mußte! Denn die Zeit, die ich sonst für Zaunbau und Nachbessereien vertat, konnte ich dann Reiten.

 

Das ist einige Jahre her. Jetzt ist wieder die Zeit dafür gekommen, selbst etwas zu tun.

 

Es gibt allerdings eine Einschränkung: Mein Pony Chamonix steht in einem traumhaften Stall, und da soll sie auch bleiben. Vollpension, Paddocktrail, Reithalle, alles da. Die Weide ist ein Extraprojekt. Bis die eigene Züchterei da ist, werde ich Jungpferde auf Weiden im Sommer haben, auf supergut durchdacht eingezäunten Weiden. Die Arbeit, die zu tun ist, die tut mir verdammt gut.

 

Grüne Smoothies sind nichts dagegen

Ich brauche gerade keine Massagen, keine grünen Smoothies, keine Meditation, keinen Urlaub woanders – ich brauche genau das. Eine Ramme, einen T-Pfosten, Handschuhe und Isolatoren, die bezwungen werden wollen, um sich endlich um den Zaun zu krallen (Der Beweis: Hier ich und ein sehr widersätzlicher Pfosten!). Dann der Blick auf die Reihe von Pfosten! Wie schön lang sie da stehen, und wir haben die alle gesetzt! Genial. Das ist Zaunbau-Wellness. Endlich mal wieder was mit den Händen tun.

 

Natürlich ist das nichts für jeden. Genau das finde ich an dem Beispiel so wichtig, und deshalb schreibe ich es auf: Jeder muss für sich rausfinden, was ihn wirklich gut tut. Das kann eben auch so was wie Zäune bauen sein, was in keinem Wellness-Ratgeber der Welt steht.

 

Was ist Deine Zaunbau-Wellness?

Würde mich wirklich interessieren: Was ist Deine ultimative Entspannungs-Technik, mal abgesehen vom Reiten? Schreibt es mir doch gern in die Kommentare. Ich bin gespannt, ob jemand auch sowas Seltsames wie Zäune bauen besonders entspannend findet!

9 Kommentare

  1. Ich biete bald meditatives Abäppeln auf 5 ha für gestresste Manager an. Da weiß man am Ende was man geschafft hat. Mußte zwar auch erst lernen es zu genießen, aber es kann wirklich entspannend sein 😀

  2. Fegen mache ich regelmäßig und vor 2-3 Wochen hab ich zum ersten Mal Holz gehackt. Da reichen auch 15min 😉

  3. Glaube ich Dir, Svenja! Ich habe mal ein Fitnessvideo gesehen, in dem gefegt wurde. Mit der richtigen Technik ist das also sogar irre gesund! :o)

  4. Tja, als alter Hase im Selbstversorgergeschäft.
    Das ganze Jahr über abäppeln, hat viel Positives: *Bewegung *frische Luft *ein wenig Kraftsport *die Weite
    Aber im Frühjahr der Hit: …wenn es auf die Weiden geht… Zäune prüfen, neue Pfähle setzen, Litzen ziehen – erfüllt alle Punkte des täglichen abäppelns + Sonne, die ersten Blüten (wir haben Obstwiesen), etwas intensiveres Krafttraining, frisches, saftiges Gras, am schönsten in den Morgenstunden, wenn der Tau noch im Gras ist… einfach herrlich… stundenlang halte ich es da aus.
    Wenn ich beim reiten ja ehr der Sonnenuntergangsmensch bin, bin ich bei der Frühjahrsweidearbeit ehr der Sonnenaufgangsmensch (geht dann aber leider nur am WE).

  5. Hi Jenny, echt, abäppeln magst Du auch nach Jahren noch? Ich kenne das nur noch aus meiner SV-Zeit, das ist sehr, sehr lange her. Ich weiss aber heute noch, wie ätzend ich es fand, wenn man im langen Gras nach Äpfeln pulen musste! Bei Dir klingt das alles super relaxed!

  6. Das ist wohl immer eine Frage der Betrachtung. Ich würde mit Sicherheit zum Thema abäppeln eine ganze Menge negatives aufzählen können, wenn ich es von dieser Seite betrachten würde.
    Tue ich aber nicht. Sonst wäre so ziemlich jeder Stalltag gelaufen, dann hätte ich nie Lust in den Stall zu fahren.
    Also immer das Positive sehen und das Negative außer Acht lassen. Schon freut man sich auf den Stall.
    Wie in deinem Post von heute auf Facebook: Manchmal ist es besser, Dingen keine Aufmerksamkeit zu schenken. In diesem Fall den negativen Punkten des abäppelns.

  7. Eines meiner Lieblingssprüche: „Ich gönn mir doch sonst auch alles“… Deswegen Zaun Meditation oder Ausmist-Meditation .. danach ein Smoothie…. und am Abend ne Massage vom Mann <3

  8. Aaha, Angelika! :o))) Das geht natürlich auch! Ich finde es nur manchmal echt schwierig, sowas wie Yoga, was ich grundsätzlich sehr bereichernd finde, noch in den Alltag noch zu packen, wenn er doch schon so voll und akut stressig ist. Da half die Holzhammer-Methode per Zäune ziehen gerade mehr! Vielleicht brauchte es für mich gerade einfach mal was anderes – was wirklich handfestes! :o)