Wie mir ein westfälischer Bauer eine reiterliche Sternstunde bescherte

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Fee ist bei mir, seit sie drei Jahre alt ist. Wie alt sie heute ist, und was das bedeutet, habe ich HIER aufgeschrieben. Foto: Klara Freitag

 

Pferde motivieren

 

Eine Sternstunde mit meiner Fee, die ich immer im Gedächtnis behalten werde, passierte, als ich Studentin war. Ich fuhr damals immer morgens mit dem Rad zum Stall, noch vor den Seminaren und Vorlesungen. Es war dunkel und wurde erst hell, als wir kurz vor 8 Uhr morgens in die Halle kamen. Ich stand bei einem westfälischen Bauern, der irgendwie Gefallen an uns beiden gefunden hatte, und uns morgens als erste am Tag unterrichtete.

 

Außengalopp & Tempiunterschiede

Dieser Bauer hat mir gezeigt, wie man einem jungen Pferd den Außengalopp beibringt, wie man Tempiunterschiede reitet, wie ein Pferd im Galopp nur per Schenkelhilfe zurückkommt.

 

Wir zwei heute. Die Zeit, in denen wir am meisten miteinander lernten, waren meine Studentenjahre. Foto: Gudrun Petersen

Wir zwei heute. Die Zeit, in denen wir am meisten miteinander lernten, waren meine Studentenjahre. Foto: Gudrun Petersen

 

Als Studentin finanzierte ich mir Pony und Pferd zu großen Teilen selbst – das bedeutete, neben der Uni viel zu arbeiten. Reitstunden waren Luxus für mich. Gleichzeitig brauchte ich unbedingt welche. Mein Pferd war jung und mir in allem überlegen.

 

Alte Schule

Sein Unterricht war jedes Mal verdammt anstrengend, eben alte Schule. Danach raste ich mit dem Fahrrad nach Hause, duschte und biss fast zitternd vor Anstrengung und Hunger in der Uni in mein erstes Brötchen des Tages. (Und ich weiss noch, dass ein Freund immer verwundert war, wie man bloß so viel Hunger morgens um 11 haben konnte! Sein morgendliches Programm sah wohl ein bisschen anders aus.)

 

In einer dieser Reitstunden passierte etwas, das ich nie vergessen werde. Wir begannen und nach ein paar Minuten, während ich ganz simpel nur durch die ganze Bahn wechselte, sagte er: „Aufhören. So gut war die noch nie. Sofort aufhören.“  Ich war total verwundert. Nix mit Schweiß und Tränen und so heute?

 

 

Sie merkte es sich genau

Fee war ebenso erstaunt, als wir danach noch eine Runde um das Wäldchen, das am Hof lag, ritten. Es war ein Herbstmorgen, daran erinnere ich mich noch genau, weil ich mit Decke da draußen herumritt.

 

Als ich das nächste Mal im Sattel saß, strengte sich meine Stute wahnsinnig an, es war sofort zu spüren.

 

Dieses einfach aufhören, wenn etwas absolut richtig war, ist das Superlob, was ich heute immer noch verwende. Bei einem Korrekturpony etwa, das keinen Schritt mehr machen wollte, so sauer war es. Als dieser seinen ersten Galopp geschenkt hat, habe ich danach sofort aufgehört, habe Sattel und Zaum abgenommen, kraulte ihn und erntete wieder dieses völlig überraschte Pferdegesicht und das wahnsinnige Anstrengen an den Tagen danach.

 

Die Pferde beginnen nach diesen Momenten zu suchen. Es ist perfekt.

 

8 Kommentare

  1. Ich bin so froh meine Reitlehrerin bringt mir auch genau das bei perfekt

  2. Susann, ja, gute Reitlehrer sind nicht einfach zu finden und wenn man jemanden hat, dann: Pflegen!!!

  3. Wir hatten einen Reitlehrer, der stellte sich vors Pferd und sagte laut ‚was denkt der jetzt?‘ Gemeint war das Pferd. Und dann sprach er, auf unnachahmlich witzige Art und Weise, die Gedanken des Pferdes aus, die es seiner Meinung nach hatte. Seitdem seh ich öfter Sprechblasen über Tieren schweben und ich versuche, die Gedanken auf seine Weise zu lesen. Sowas bleibt im Gedächtnis.

  4. Liebe Birgit, das habe ich noch nie gehört, eine sehr witzige wie einfühlsame Art, Reiten pro Pferd zu vermitteln! Viele Grüße von Jeannette

  5. Mein Trainer hat auch schon ein paar Jahre (so mindestens 50 😉 Pferdeerfahrung und wir haben es genauso gelernt. Ich steige sogar sofort ab, sattel ab und dann gibt es oft ein Sandbad. Manchmal dauert eine Reit“stunde“ dann auch nur mal 15 Minuten. 🙂

  6. Hi Saskia, freue mich darüber! Es ist schön zu hören, dass dies in einigen Köpfen verankert ist und auch in der Lehre weiter gegeben wird! Viel zu oft wird das „knowing when to stop“, wie Anke Benson so passend auf der facebookseite zu dem Beitrag auf Englisch zusammenfasste, vergessen. Viele liebe Grüße von Jeannette

  7. Genauso lernen mein junger Schwarzwälder und ich es grade, auch wenn wir oft seltsame Blicke von anderen Pferdemenschen ernten. Unsere Trainerin lehrt uns das wir Zeit brauchen. Ich hatte noch nie so viele „Aha“ Momente im Reitunterricht wie mit ihr.

  8. Nadja, wie schön! Schwarzwälder sind außerdem wirklich imposante, schöne Pferde. Viel Spaß Euch beiden, oder besser: Dreien! Jeannette