Ein paar Gedanken über diesen merkwürdigen Sommer.
Ich bin am Samstag im strömenden Regen ausgeritten. Durch Pfützen. Durch Matsch. Unter nassen Buchenblättern hindurch, die wie von Wasser lackiert glänzten und so noch grüner als sonst aussahen. Der Wald war leer, zu hören nur das Knistern unserer Regenklamotten, die Hufe der Pferde und viele Vogelstimmen. Das Pferd prustete vor Vergnügen. Ich schwitzte – immerhin trug ich fünf Schichten Bekleidung. T-Shirt, Pulli, Fleeceweste, Windjacke, Regenmantel.
Wohlgemerkt: Ende Juni.
Aber hey, dieser Juni ist ja äußerst vielseitig: Zwei Tage zuvor hatten wir 33 Grad, ich hab das Pferd gekühlt, mir die schönsten Schuhe (und die geeignetsten für so etwas) mit dem Wasserschlauch ruiniert und mir einen kleinen Sonnenbrand geholt.
So bist Du, Du Sommer 2016.
Du unverschämtes Ding.
Jemand notierte letztens: Das schönste am Regen ist nach dem Regen. Stimmt. Es riecht fantastisch. Die Welt ist reingewaschen. Das Pferd staubt auch kein Stück mehr, so oft hat das Wetter seinen Pelz gespült. Ich habe mir in den letzten Tagen gefühlt hundertfach die Hosen nass gemacht, weil ich im kniehohen Gras zu Fee gelaufen bin. Auf dem Nachhauseweg komme ich an ihrer Weide vorbei, und oft halte ich an, um nochmal kurz Hallo zu sagen.
Es ist wurscht, dass es nass ist. Es sumpft zwar unter den Schuhen, die Gräsersamen kann ich hinterher aus den Ballerinas herauskippen und zwischen meinen Zehen heraussuchen, aber es riecht toll, dieses nach-dem-Regen-Wetter. Ebenso wunderbar: abends noch mal mit nackten Füßen durch den klatschnassen Rasen hinterm Haus zu laufen.
Irgendwie finde ich ihn trotz allem nicht deprimierend, diesen Regen. Immerhin erlaubt mir dieses Wetter, abwechselnd meine beiden Lieblings-Fußbekleidungen zu tragen: Ballerinas und Gummistiefel.
Ich habe eigentlich keinen Schuhtick. Ausgenommen sind da allerdings: knallrote Ballerinas (weil man sich so langweilig anziehen kann, wie der Schrank und mein Blick am frühen Morgen es so hergibt, und diese Schuhe alles herausreißen) und besondere Gummistiefel. Meine liebsten hatten Schottische Terrier drauf gedruckt, die aktuellen sind mit klassischen Reitmotiven verziert. Beide aus UK, die sind stiefeltechnisch einfach am besten (ja warum wohl?). Auf meiner Wunschliste stehen schon immer welche mit der britischen Flagge drauf. Aber irgendwie gefällt mir blau mit Sternchen gerade viel besser. Still shocked.
Das Einzige, was mir an dem Regen so wirklich Sorgen macht, ist die Sache mit dem Heu.
Wo bist Du, Heuwetter?
Kannst Du Dich aus solchen seltsamen Bundesländern wie Brandenburg und Baden-Württemberg mal hier in den Westen herüberschwingen? Was soll das Pferd essen im Winter, wenn das hier so weitergeht? Mal abgesehen davon, dass es keine vier Tage am Stück mal sonnig genug war, ist der Boden im Moment viel zu nass, um mit dem Trecker eine Weide zu befahren. So langsam sind die Gräser so lang, dass man bangen muss, dass sie umkippen. Für wie viel wird ein ordentlicher Rundballen im Winter gehandelt, wenn das so weitergeht? Hundert Tacken?
Nicht gut. Ich warte auf Nachricht von Dir. Meld‘ Dich mal, Heuwetter.
So lange ernte ich Brenesseln, um es dem Pferd an den wenigen knallheißen Tagen leichter zu machen, und finde ansonsten, dass man bei 20 Grad im Regen immer noch besser reiten kann, als bei 33 Grad in der Sonne.
Und das sag ich, als absolutes Sonnenkind. So weit hat er mich also schon, dieser echt spezielle Juni. Verrückt.