5 Dinge, die auch Fortgeschrittene beim Leichttraben häufig falsch machen

1. Nur nach oben aufstehen

Viele Reiter nehmen ihr Becken beim Leichttraben zu wenig nach vorn mit. Die Idee, nach vorn aufzustehen, soll aber nicht aus dem Kopf-Hals-Schulterbereich kommen, sondern die Schwungbasis sollte das Becken sein.

2. Zu wenig gestreckt aufstehen

Ein Test, um die eigene optimale Position zu finden: Aufstehen wie beim Leichttraben, aber am höchsten Punkt stehen bleiben. Dies für einige Tritte ausgeführt, zeigt Dir, wie weit Du aufstehen kannst!

Aus unserem Claudia-Butry-Kurs: Hier gab’s noch andere Ideen für Sitzschulung-Fortschritte! Foto: Klara Freitag

3. Zu wenig hoch oder weit aufstehen

Zu wenig oder zu weit nach oben aufzustehen sind beides Fehler, die direkte Auswirkungen auf das Pferd haben. Häufiger ist jedoch, zu wenig weit aufzustehen. Durch den Takt, den der Reiter vorgibt, kann er direkt auf die Weite der Tritte des Pferdes Einfluss nehmen. Die Idee, einen Tick länger am höchsten Punkt oben zu bleiben, hilft vielen Reitern, das Pferd dazu zu animinieren, größere Tritte zu machen und weiter zu schwingen. Dennoch sollen beide verbunden bleiben, es bringt natürlich nichts, völlig ataktisch aufzustehen.

Die Fußballen weich und leicht im Bügel lassen, auch beim Leichttraben, ist ein Sitzschulungsdetail aus der Mary-Wanless-Methode. Foto: Klara Freitag

4.Aufstehen vorwiegend aus den Steigbügeln heraus

Ein wichtiges Kriterium für ein gutes Leichttraben ist, dass die Fußballen dennoch verhältnismäßig leicht in den Steigbügeln liegen. Wer hier stark stützt, steht fester und unharmonischer auf. Besser verbunden mit dem Pferderücken bist Du, wenn Du Dir beim Leichttraben vorstellst, dass Deine Beine an den Knien enden. Das Aufstehen muss laut der Mary-Wanless-Methode vorwiegend durch das Hebeln der Oberschenkel entstehen. Wer so erstmals aufsteht, der wird nach ein paar Runden deutlich seine Muskulatur spüren – auch als geübter Reiter.

5.Zu weit hinten einsitzen

Sitzt der Reiter zu weit hinten ein, dann gibt er mit jedem Einsitzen Druck in Richtung Sattelefter ab. Dadurch wird sein Gewicht nicht mehr gleichmäßig verteilt, sondern vor allem in den hinteren Bereich der Kissenpolsterung verschoben. Das kann unangenehm für das Pferd sein und sogar zu Rückenschmerzen führen.

Leichttraben: Übung zum Testen

Eine schöne Übung, um das eigene Körpergefühl beim Leichttraben zu verbessern: Abwechseln zwischen normalem Leichttraben bei jeder Wechsel der Diagonale (1:1) und je zwei Tritte stehenbleiben, einen Tritt sitzen (2:1).  Probiert es mal aus! Vielleicht ist das Pferd zunächst verwundert, doch nach ein, zwei Runden wird es bemerken, dass Du einfach normal weiter traben möchtest, auch wenn Du da oben drauf heute etwas anders machst. Dann bleib auch einfach mal für drei, vier Tritte in der Luft am höchsten Punkt stehen. Fühl die Höhe nach und stehe nächstes Mal bewußt so weit auf, wie Du es in der Übung zuvor gespürt hast.

 

Na, wird’s warm bei den Übungen? Mein Hund hat vorgesorgt. Foto: Klara Freitag

 

Mir haben Elaine Butler, Hannah Engler (beide arbeiten nach dem Mary-Wanless-Sitzschulungssystem) und Claudia Butry (Sitzschulung nach der Bewegungslehre von Eckart Meyners) geholfen, den Sitz auch nach vielen Reitjahren noch mal zu verbessern. Elemente aus ihrem Unterricht sind in diesem Text zu finden – sie selbst können es sicherlich noch mal viel besser direkt im Unterricht erklären!

10 Kommentare

  1. Ein sehr spannendes Thema mal wieder, liebe Jeannette!! Das mit dem länger Aufstehen werde ich sofort beim nächsten Reiten ausprobieren.

    Das ist eine perfekte Ergänzung zu meinem geliebten Leichttraben- und dann wenige Tritte aussitzen- wenn sich dabei nichts am Trab des Pferdes verändert hat, schwingt man gut mit, hält sich nicht am Zügel fest und treibt gleichmäßig. (Perfekte Übung fürs Ein- und Wiedereinsteigen zur Kräftigung der Muskulatur zB nach Kindern ).
    Und eigentlich perfekt wenn man da vorher was für das bessere Leichttraben üben kann- ich bin jetzt total gespannt!!!
    Liebe Grüße, Anna

  2. Nach unserem Elaine-Kurs hab ich viel am Leichttraben gefeilt. Unglaublich, was man da nach zig Jahren noch rausholen kann. Ich muss mich allerdings nach wie vor stark darauf konzentrieren, damit die alten Bewegungsmuster sich nicht heimlich wieder einschleichen. Dass ich damit auf dem richtigen Weg bin, zeigt mir mein Pferd zum Glück deutlich. Das macht die Schinderei ein Stück leichter 🙂

  3. Hi Anna, viel Spaß beim Üben & Ausprobieren! Viele Grüße!

  4. Hi Felicitas, ja, es ist verrückt. Und es braucht immer noch ein bisschen Mut zu sagen, „ich feile am Leichttraben“. Klingt ja in den Ohren der meisten Menschen so, als ob man wirklich null von der Stelle käme. Aber: Das ist nicht so! Neue Welten! Sagen, wie Du schon geschrieben hast, vor allem auch die Pferde ganz klar. ☺️ Liebe Grüße, Jeannette

  5. Ein sehr interessanter Bericht. Ich bin früher deutlich zu hoch aufgestanden beim Leichtreiten und habe so das Pferd gespürt. Seit November habe ich eine neue Trainerin und lerne gerade neu, wie sehr man das Pferd mit dem eigenen Sitz unterstützen und formen kann – sogar beim Leichtreiten.

  6. Hallo Kim, dankeschön! War gerade auf Deinem Blog und wollte auch kommentieren, ging nur nicht wegen dieser Anmeldung bei wordpress. Mein Blog läuft auch auf wordpress, aber da muss man nix anmelden, wenn man kommentieren möchte. Naja, also dann so: Habe deinen Text sehr gern gelesen! Pferdesachen, die noch in Ordnung sind aber nicht mehr gut verkäuflich sind, nehmen viele Reitschulen sehr gern als Spende an. Gurte, Decken, sowas. Viele Grüße! Jeannette

  7. Ich hatte ebenfalls ein prägendes Lernerlebnis mit dem Leichttraben. Bei einem Theorieseminar wurde mir das Leichttraben auf eine neue Weise erklärt und hauptsächlich im Zusammenspiel mit der Rückenmuskulatur. Durch dieses Wissen veränderte ich mein Leichttraben und empfand es plötzlich wieder so, wie es sich vor meiner Reitpause angefühlt hatte, es fühlte sich wieder richtig an.

  8. Hi Kristine, das klingt interessant. Was genau war das mit der Rückenmuskulatur? Kannst Du das erklären? Viele Grüße von Jeannette

  9. Hallo,

    das längere Aufstehen habe ich nach meinem Kurs bei Elaine auch versucht beizubehalten, da es den größten merklichen Effekt auf mein Pony hatte. Die Tritte kann sie nun viel getragener machen, bzw. noch elastischer und kraftvoller den Rücken bewegen. Vorher hatte ich gelernt, nur so viel aufzusehen wie das Pferd vorgibt um die Bewegung nicht zu stören. Aber wenn ich darauf achte, mich selbst in guter Balance kurz bewusst oben zu halten, passt das Pferd sich dankbar diesem angenehmen Schwebemoment an.

    Viele Grüße
    Melanie

  10. Hi Melanie, wie schön zu hören, dass der Kurs noch so gut nachhallte! Liebe Grüße von Jeannette