Glühwürmchen in der Luft, es riecht nach frischem Regen und nach Linden, ich laufe durch Pfützen nach Hause und hatte gerade die besten 40 Minuten im Sattel seit Jahren. „Reins long and praise!“, dieser Lehrspruch passte heute so, und genauso habe ich es gemacht. Es war jedoch nicht mehr nur ein guter Lehrspruch, sondern ich fühlte es von oben bis unten, es wollte raus aus meinem Bauch voll Glück und hätte es am liebsten in die Welt hineingerufen. Als ich später im Halbdunkeln nach Hause unterwegs bin, ist das ganze Endorphin noch da. Viele ungute Nachrichten in letzter Zeit von Menschen gehört. Nichts, was mich persönlich betrifft, aber dennoch traurig. Doch an diesem Abend ist die Welt perfekt.
Einer der besten Momente war das. Er erinnerte mich an etwas, das Alizée Froment ziemlich am Ende ihres Lehrfilms sagt. Nämlich:
„Vergiss niemals, wie glücklich es macht, mit Pferden zu leben, auch nicht, wenn Du im Turniersport erfolgreich sein möchtest, oder wenn Du Shows reitest oder andere Ziele hast. Liebe Dein Pferd für seine ganz eigene Persönlichkeit – und nicht dafür, was Dir gibt. Dann ist Dein Gefühl ein völlig anderes.
Du fühlst Dich aus tiefem Herzen frei. Und zwar nicht, weil Du kein Zaumzeug am Pferd hast und dennoch alle Lektionen reiten kannst. Sondern, weil Du Dich eins fühlst mit Deinem Pferd. Dieses Gefühl kann Dir keine Goldmedaille der Welt geben.“
Meine Medaillen sind natürlich andere: Es ist der nächste Kurs, der nächste Unterricht, mein Planer am Sattelschrank, in dem ich nachschaue: wie viel hat das Pferd getan, war die Mischung gut? Das sind meine Ziele, mein Hinsehnen nach einem neuen Level von Reitsport.
Wenn ich jedoch diese Worte von Alizée Froment ernst nehme, dann trete ich geistig drei Schritte von all meinen persönlichen Zielen zurück. Nehm’ den selbstproduzierten Druck heraus. Ohne an Engagement zu verlieren. Aber seh einfach nur das Pferd und freu mich an ihm, wie es ist. In aller Unperfektheit und Einzigartigkeit.
Und wenn mir genau das gelingt, dann gibt es diese Geschenke wie den Tag, wo ich durch die Pfützen stiefelte, obendrauf. Muss man nix für tun. Nur machen, leben, dasein.