Text: Jeannette Aretz
Fotos: Klara Freitag
Warum ich das Reitturnier in Aachen besonders mag, wisst Ihr, wenn Ihr diesen Text über Hans Günter Winkler und meine Familie gelesen habt. Am spannendsten sind für mich die Abreiteplätze. Ich will wissen, wie wer sich vorbereitet, oder, noch besser, eine Trainingseinheit dreht. Vielleicht habt ihr die erschreckenden Bilder aus Falsterbo, die gerade im Internet kursieren, gesehen. Ich sehe viele Leute, die darunter schreiben: genau aus dem Grund gucke ich mir keine Turniere mehr an.
Ich kann das einerseits verstehen. Andererseits erlebe ich genau bei solchen Menschen oft, dass sie sich Abreiteplätze grundsätzlich als das Horrorkabinett ausmalen, welches da in Falsterbo dokumentiert wurde. So ist es aber nicht immer, ständig, überall. Das ist einfach falsch.
Ich will das nicht klein reden: Es ist schlimm genug, dass es möglich ist, solche Bilder wie in Falsterbo zu machen. Aber der stetige Abgleich mit der Realität ist für mich ein Muss. Sonst gibt es nur eine dunstige Vorstellung von dem Turnierreiten, dem Sportreiten, der konventionellen Reitweise, die zu Behauptungen führt, die nicht richtig sind. Und dadurch berechtigte Kritik verwischen. Eben das darf nicht passieren. Ich kann nur auf Wunden zeigen und Applaus für Gutes geben, wenn ich hinsehe. Das ist mein Grund, Turnierberichterstattung interessant und nicht entbehrlich zu finden. Auf dem Abreiteplatz bin ich am liebsten zu eher unmöglichen Zeiten, nicht nur kurz vor wichtigen Prüfungen.
Abreiten vor Shows ist noch mal so eine ganz andere Kiste. Schlechtes Reiten ist hier genauso oft zu finden, wie im Turnierzirkus, ich behaupte sogar: auf einem niedrigen Level sogar noch häufiger. Es gibt aber auch große Shows (zum Beispiel diejenige, die mit A anfängt), mit denen man mich jagen kann. Ich kann keine durch gute Lichtshows perfekt inszenierte Sachen genießen, wenn ich dabei fast nur schlechtes Reiten sehe. Das war in Aachen anders. Das Turnier startete mit der Show „Pferd und Sinfonie“, dabei spielt das Orchester der Stadt Aachen live im Dressurstadion, während Schaubilder gezeigt werden. Die Pressetribüne ist so geschickt platziert, dass man nur den Kopf zur Seite bewegen muss, um abwechselnd den Abreiteplatz und das Viereck sehen zu können.
Es gab nur ein Schaubild, das mir reiterlich nicht gefiel (eine Dressurquadrille, Kandaren am Anschlag, grellig gerittene Pferde) und eins, das mir so halb gefiel (noch eine Dressurquadrille, weniger krass auf Show geritten, aber auch nicht bei allen Reitern schön anzusehen). Dazu noch eine Freiheitsdressur, vor deren Leistung ich zwar den Hut ziehe, aber die irgendwie nicht die meine ist. Ich brauche keine Hunde, die auf Pferden reiten. Aber das ist ein persönliches Ding.
Also: das ist ein fantastischer Schnitt für einen kritischen Menschen wie mich! Denn ansonsten war es ganz wunderbar! Ingrid und Michael Klimke im Pas des Deux, der Vollblüter Asagao xx in seiner tollen Springnummer, die ich immer schon mal live sehen wollte, einen Haufen superschneller Islandpferde, Alizée Froment in ihrer Paradenummer mit Mistral, dazu noch in einer anderen Nummer einige Stuntman und Adler.
Und die Trabrennpferde! Diese Quadrille kam aus Schweden, und auf dem Vorbereitungsplatz konnte man sehen, wie Traber vor dem Sulky auch vorwärts-abwärts gearbeitet werden können. Das war wirklich schön! Dazu hat Aachen noch alles gegeben, was wettertechnisch drin war: Cote d’Azur gleiche laue Luft und ein wunderschöner Abendhimmel. Klara hat fotografiert, und ich glaube, man spürt ganz gut, wie entspannt und fein die Stimmung war.
Hier sind noch einige schöne Momente für Euch:
Liebe Jeanette,
ein wunderbarer Artikel und tolle Fotos von Klara!
Genau wie du, fand ich diese Quadrillen einfach nur gruselig!!! Die armen Pferde! Das hatte nichts mit feines Reiten zu tuen und statt Partner Pferd stand bei vielen nur Kraft & Sportgerät im Vordergrund!
Alizèe& Mistral war ein Genuss für die Augen & das Herz. Gänsehaut pur!!!
Freue mich auf weitere Berichte von dir und drücke für morgen die Daumen!!!
Hallo Sandra, Du warst auch da? Ja, es gab diese zwei Nummern, die für mich ein echter Wehmutstropfen waren. Ansonsten fand ich aber alle anderen Teilnehmer vorbildlich und ich konnte auch gut auf dem Vorbereitungsplatz zuschauen. Hätte nie gedacht, dass ich eine Trabrenn-Nummer gut finden könnte! Bin auch sehr gespannt auf Dienstag… Liebe Grüße, Jeannette