Meine Jungpferde – diesmal in altersgemischt!

Ganz rechts die Erzieherin, daneben eine zweijährige Springstute, die anderen sind Jährlingsstuten.

 

Über die ideale Jungpferdeaufzucht, ein Forschungsprojekt zum Thema und den Traum vom eigenen Fohlen.  Nebenbei die großartige Erkenntnis, dass es extrem unvernünftig ist, seine Träume nicht ernst zu nehmen.

 

Ich schreibe hier auf dem Blog häufig darüber, dass ich es wichtig finde, sich Pferdeträume zu erfüllen. Dass es etwas bringt, an sich zu arbeiten und immer wieder neuen Mut zu fassen. Weiter zu machen, reiterlich und groß zu träumen, statt Umstände zu bedauern und sich leid zu tun. Denn das führt nur zum auf der Stelle treten und zur Unzufriedenheit. Braucht keiner.

 

Besuch auf der Jungpferdeweide! Stephie schaffte es, dass auch die scheuesten unserer Jungpferde kuschelten.

 

Ein Traum von mir, den ich unbedingt wahrmachen möchte in meinem Leben, ist es, regelmäßig im kleinen Rahmen zu züchten. So, dass ich die jungen Pferde aufziehen kann und selbst anreite und irgendwann in Ruhe die richtigen Menschen dafür finde. Also: Wirtschaftlich völlig unrentabel und sehr romantisch.

 

Die beste Haltung für Reitpferde und Zuchtpferde

 

Da selbst meine Verrücktheiten ihre Grenzen haben, dachte ich: Erst mal brauchst Du Platz, bevor Du den Pferdebestand aufstockst. Kann ja nicht alle einstallen, auch wenn der Hof, auf dem Chamonix steht, wunderwunderschön ist und ich mir keine bessere Haltung für Reitpferde vorstellen könnte, als diese mit Paddocktrail plus Reithalle.

 

So kam es, dass ich einige Hektar Land pachtete. Es war eine Gelegenheit, quasi neben unserem Wohnhaus. Nun hatte ich Land, aber noch keine Zuchtpferde. Denn auch wenn ich Chamonix schon nach diesen Kriterien ausgesucht hatte (sehr guter Stutenstamm, Staatsprämienstuten in Folge, Vollbruder Elitehengst, dazu hat sie einen sehr guten Charakter und sie kann sich bewegen) soll dieses Pony erst mal länger ordentlich geritten werden. Ich bin selbst so glücklich mit Ailena (die mir nicht gehört), da kommt mir gerade gar nicht in den Sinn, noch eine Warmblutstute zu kaufen. Dann hätte ich ja gar keine Zeit mehr für Ailena, wäre ja total blöd!

 

T-Pfosten sind sehr empfehlenswert

Also was tun? Der Traum ist noch nicht reif, aber ein Stück davon schon da. So kam es dazu, dass ich Jungpferde von Freunden aufnahm. Nebenbei entdeckte ich so meine allerbeste Alltagsentspannung. Das war schon beim Zäune bauen so, wie ich Euch hier aufgeschrieben habe und das damals Zäune bauen statt Yoga nannte (und ich finde die T-Pfosten immer noch super, kann ich nur empfehlen!).

Sind sie nicht schön? Die Gruppe aus 2018. Foto: alifewithhorses

 

Aufzuchtparadies Les Dannes

Selbstverständlich habe ich überlegt, wie Jungpferde am allerbesten aufwachsen sollten. Das absolute Ideal: leicht hügeliges Land, Baumbewuchs, Wasserquellen, Grassorten, die für Pferde geeignet sind, altersgemischte Herde. Sehr nah am Ideal ist die Jungpferdeaufzucht in Frankreich namens Les Dannes.

 

Pferdejugend in der Herde

Es gibt dort natürliche Wasserquellen, eine schier unendlich wirkende Weite, altersgemischte Aufzucht und für Beine und Lungen der Pferde ist es einfach hervorragend, so lange Strecken und so unterschiedliches Terrain zur Verfügung zu haben.

Übrigens gibt es ein Crowdfunding für eine wissenschaftliche Studie zur Aufzucht dort aktuell, es nennt sich: „Pferdejugend in der Herde“. Initiiert hat dieses Projekt der Verein zur Förderung der Forschung im Pferdesport e.V..

Ich kenne Menschen, die ihren Absetzer 1000 Kilometer weit fahren, um ihn genau dorthin zu bringen. Und die begeistert sind, wenn sie ihn nach drei Jahren da wieder einsammeln. Oder andere, die bis an die Küste tuckern, um ihre jungen Pferde ins Marschland zu stellen. Das ist alles gut – keine Frage.

 

Wie sollten Jungpferde aufwachsen?

Nur hätte ich meine gern näher, und ich glaube, das trifft auf so einige Leute zu. Besonders auf solche, die nicht 20 Jungpferde haben, sondern eher ein, zwei drei Stück. Genau das war meine Idee. Eine Jungpferdeweide, die täglich kontrolliert wird und wo die Pferde nicht total unangefasst stehen.

 

Seit vergangenem Jahr stehen nun Pferde von Freunden auf meinen Weiden, erst waren es nur gleichaltrige, in diesem Jahr sind sie gemischtaltrig. Was ich persönlich idealer finde. Die erwachsene Ponystute tut ihren Job, sie weist freche Jährlinge in ihre Grenzen. Die jungen Stuten sind miteinander total süß, kraulen sich viel, grasen Kopf an Kopf, sind fast nur im Viererpack zu finden. Die ältere Zweijährige passt sich an, ist oft beste Freundin der älteren Stute und zieht auch schon mal mit den Jährlingen mit.

 

Vorteile einer altersgemischten Aufzucht

Es ist herrlich, sie zu beobachten. Vor allem diese Neugier, die jungen Pferden anhaftet ist so besonders: „Hallo, wer bist Du?“ scheinen sie zu sagen und gucken alles ganz genau an, was man so auf der Weide tut: Wasser einlaufen lassen oder Badewanne säubern – total spannend! Wenn ich den Zaun repariere, habe ich direkt mehrere Pferdenasen als Zuschauer. Wenn ich großen Ampfer aussteche, dieses unsägliche Zeug, dann kommen sie bei einigen Pflanzen mit, bis sie gecheckt haben, die schnauft da herum und zieht nicht leckere Blätter aus. Wenn ich den Zaun abgehe, womöglich noch mit Hund an der Leine, dann zieht der Kindergarten hinter mir her. Es hat etwas total beruhigendes, bei ihnen zu sein, weil ihre Welt so unstressig und gelassen und spielerisch ist.

 

Der schönste Nebeneffekt: Es entspannt

Gestern Abend, als ich meinen letzten Kontrollgang machte, flog wenige Meter vor mir ein Graureiher auf. Momentan übe ich mit den Jährlingen, dass sie die Hufe geben, meint: kurz hochhalten, heftig kraulen dabei, loben, absetzen, bevor sie zappeln. Wenn ich von der Weide zurückkomme, sind meine Fingerkuppen braun vor Dreck, mein T-Shirt ist oft von Pferdenasen verschmiert, ich habe Grassamen in den Socken und ich bin glücklich. Entspannter, als das jeder Film schaffen könnte und von der echten Welt entrückt.

 

Egal, wie lange mein Traum von den eigenen Fohlen noch dauert: Schon dieses Stückchen vom Traum ist toll! All die Arbeit, die es macht, ist gut für mich Schreibtischtäter. Es ist super, etwas mit den Händen zu machen und ich liebe es, spätabends da herumzulaufen und mir meine Auszeit zu nehmen.

 

Was mein Projekt für Dich bedeuten kann

Was ich Euch damit sagen will: Egal, was euer Traum ist und in welche Richtung sich das Ergebnis dann später entwickelt – meistens ist schon das toll, was man auf so einem Weg erlebt. Probiert es aus!

 

 

 

 

5 Kommentare

  1. Mein Kommentar: Ich kann Dich voll und ganz verstehen. Dasselbe Feeling kommt bei mir auf, wenn ich auf unsere 3-Hektar wucherwilde Koppel mitten im Wald ziehe, um die Zäune zu pflegen. Evtl. bin ich anfangs sogar noch etwas maulig,denn- ach, immer diese vieleviele Arbeit rund um die Pferde…–aber das dauert nur wenige Minuten. Dann nimmt mich die Koppelwelt gefangen. Es ist still, da sind nur die Naturgeräusche. Es gibt WETTER, irgendeins, und welches es auch ist, es ist in Ordnung.( Natürlich bin ich für die jeweilige Wetterlage gerüstet, das heißt in den meisten Fällen, dass ich einen doofen Hut aufhebe.Hüte sind für Draussen-Leute erfunden worden, merke ich dann. )
    Und nach der Koppelzeit? Bin ich dreckig, nass oder verschwitzt.Und fühle ich mich wichtiger als vorher. Ein gutes Gefühl…

  2. Schön, dass sie dieses Jahr altersgemischt sind! Finde ich persönlich auch besser. Mein Pony ist sogar quasi im Familienverbund (Papa, Halbbruder, Halbneffe, ein nicht verwandtes Jungpferd und später noch sein Sohn) aufgewachsen und ich finde das merkt man schon, da er ein sehr soziales Pferd ist und Eingliederungen ziemlich problemlos verlaufen.

  3. Auch ich kann das nachvollziehen, wenn ich auch von der anderen Seite auf die Geschichte gucke. Und zwar als Absetzerbesitzer, dessen Jungspund in einer solch traumhaften Umgebung groß geworden ist. Mein Züchter legt viel Wert darauf, dass die Fohlen so natürlich und artgerecht wie möglich groß werden (trotzdem wird morgens und abends mindestens nach ihnen geschaut) und hat diese traumhaft schönen Wiesen am Waldrand. Zur anderen Seite liegen die Wiesen am Feld.

    Auch ich bin oft nach Feierabend und am Wochenende zur Wiese gefahren, habe mich irgendwo ins Gras gesetzt und die Meute beobachtet. Es dauerte nie lang, bis ich eine weiche kleine Nase im Gesicht hatte. Dann musste geschmust werden und es wurde nach einem Lecker gefragt. Bis dann wieder einer von den Kumpels zum Spielen aufforderte. Viele viele Stunden habe ich so auf der Wiese verbracht, oder auch mit einem Buch.

    Das war rückblickend die beste Zeit der ganzen fast 9 Jahre, die der Hasenzahn und ich zusammen sind und ich würde es jedesmal wieder so machen.

  4. @draguera: das klingt auch gut! Ich glaube aber schon, dass es auch aus nicht altersgemischten Gruppen sozialisierte Pferde hervorgehen. Ist eben alles immer eine Annäherung ans Ideal mit so vielen Faktoren, die stimmen müssen!