Was man von alten Männern lernen kann

Mit Kurd Albrecht von Ziegner beim Dreh für pferdia tv. Foto: Inge Vogel

 

Kurd Albrecht von Ziegner war bis zuletzt auf einer Mission. Von der hat er mir wenige Wochen vor seinem Tod erzählt. Mit dem Wunsch, dass die Reiterwelt von seinem Herzensthema erfährt. Daraus kann man eine Menge lernen – und zwar nicht nur fachlich.

 

Eine superschöne Sache an meinem Beruf ist diese: Die Post kommt und bringt Bücher und DVDs. Zum Rezensieren. Ich lese, gucke, mache mir ein Bild davon und schreibe dann darüber.

 

Die Urschrift der Reiterei

Finde ich super. Diese Woche habe ich eine Rezension aber ganz besonders gern geschrieben. Das letzte Werk von Kurd Albrecht von Ziegner kam an, HIER, die kommentierte H.Dv. 12. Das ist ein Standardwerk, die Urschrift der Richtlinien für Reiten und Fahren, das ich schon lange mal in angenehm lesbarer Schrift daheim haben wollte.

 

Doch auch dieser Mensch hat mich sehr fasziniert. Wir haben ihn im vergangenen Jahr noch besucht, Inge und Tom Vogel von pferdia tv und ich. Wir haben ihn lange interviewt, wir haben seine Stute angesehen, seinen Unterricht verfolgt. Wir haben zwei seiner Schriften HIER, im pferdiathek Magazin (in dem ihr mich ja ebenso jede Woche mehrmals lesen könnt) exklusiv veröffentlicht. Vor fast genau einem Jahr nun verfasste er diese Schriften.  Mit mehr als neunzig Jahren war er hellwach.

 

Seine Mission

Ganz besonders imponiert hat mir seine Mission. Ja, er war auf einer Mission unterwegs, und die hieß: Noch etwas gerade rücken. Er hat damals die Skala der Ausbildung mit abgesegnet, so wie sie nun seit Jahrzehnten in den Richtlinien steht. Er war einer der Menschen, die die erste Version der Richtlinien gelesen haben, und dazu etwas sagen sollten. Damals war er absolut damit einverstanden. Später dann nicht mehr – weshalb, das ist HIER im pferdiathek-Magazin nachzulesen. Die zweite exklusiv im Magazin zu lesende Originalschrift von ihm ist diese HIER über die Hangbahn.

 

Im Herbst 2016, wenige Wochen vor seinem Tod, rief er mich an. Er sagte, das ginge ihm alles zu langsam, er hätte ja die FN schon lange angeschrieben, mit ihnen geredet, dass man da nachbessern müsse, dass die Reihenfolge der Skala der Ausbildung so nicht korrekt sei, wie sie da stünde. Was er denn tun könne, damit die Reiterwelt davon erfahre.

 

Einer seiner letzten Wünsche

Ein über 90-jähriger, der auf Änderung drängt, der Leute animieren will, sich mehr zu engagieren. Für ein Thema brennen: Ja, das kann man neben allen pferdefreundlichen Methoden und bedachten Ausbildungswegen von diesem Mann lernen.

 

Damals versprach ich ihm, bei der FN noch mal nachzuhören. Das habe ich auch gemacht, und meine Ansprechperson dort erzählte, dass sie schon reagiert habe, dass Herr von Ziegner eine Antwort bekommen hätte.

 

Nur war ihm das zu wenig.

 

Er hätte sich einen Donnerhall gewünscht, nicht einen Nebensatz, der erklärt, dass die Skala der Ausbildung nicht statisch zu verstehen ist. Gesunder Menschenverstand in der Ausbildung, Akribie und für seine Sache brennen:

 

Das ist es, was er zuletzt noch vermittelt hat.
Und was jeder Reiter sich von ihm abgucken kann.

 

Er wird sehr glücklich darüber sein, dass es diese kommentierte H.Dv. 12, die auch seine Ideen zur Ausbildung wie die Hangbahn, den Ausbildungsbaum und eben die Skala der Ausbildung enthält, nun von jedem interessiertem Reiter zu lesen ist.

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