Warum mein Gehirn sich verabschiedet, wenn ich reite

wiese_a_life_with_horses

Genau so sieht mein inneres Bild von meinem Leben mit Pferden aus. Nur um das zu Erreichen, ist genau das Gegenteil vom Rumliegen nötig. Foto: Klara Freitag

 

 

Warum ich im Supermarkt reiten übe und beim Reiten zu keinem Smalltalk fähig bin. Und was das mit der ultimativen Herausforderung zu tun hat.

 

Auf dem Reitplatz, ich im Sattel, Kind auf der Bank. Kind hat Langeweile, Kind schlägt vor, es könne Wörter buchstabieren üben. Gute Idee. Also

 

…. SAND!

….ähhh.… ZAUN!……äh….äh..

„Mama, schneller! Ein neues Wort!“ 

… ähhhh....GRAS!….TRENSE!…

...ähhh... SAND!

„Mama, das hatten wir schon!“

Mir fallen nur extrem wenige Wörter ein, und es dauert ewig, bis ich ein neues Wort rufen kann.

 

Ich war total überrascht, dass mein Hirn während des Reitens kaum Wörter ausspucken konnte, und wenn, dann fast nur Wörter von Dingen, die ich genau vor meiner Nase sah. Scheint also sehr beschäftigt zu sein, wenn ich im Sattel sitze.

 

Multitasking im Sattel, absolut unmöglich!
Allerdings übe ich Mutitasking beim Reiten jetzt. Völlig unfreiwillig. Ich reite im Supermarkt, hinterm Autolenkrad und beim Telefonieren. Beziehungsweise: Ich trainiere meine Reitmuskeln da. Weil: Auf dem Sitzschulungskurs mit Elaine Butler zeigte sie mir, dass ich hundertmal besser auf dem Pferd sitze, wenn ich meine Köperspannung deutlich erhöhe. Genauer: Die Bauchmuskulatur besser stabilisiere. Sie legte mir einen Neoprengurt für Rückenkranke um die Taille. Darin sind so stabilisierende Stäbchen, die eigentlich hinten um die Lende gelegt werden. Elaine nutzt die für Reiter umgekehrt, also feste Seite nach vorn an den Bauch, weichere Seite an den Rücken. Das sollte ich schön fest ziehen, fast wie ein Korsett. Dagegen dann mit der Muskulatur von unterem Bauch, oberen Bauch und Tailleg gegendrücken. Sich vorstellen, man sei ein fester Karton, zu allen Seiten ausgestopft. Das klingt komisch, aber ich habe auf Videos sofort sehen können, dass ich damit besser sitze und das Pferd besser geht. Also übe ich das jetzt auch zuhause. Habe ich Elaine sofort per Chat erzählt.

 

Jeannette: Ich hab übrigens soeben so einen Gurt bestellt und bekommen! Sieht ja auch besser auf Fotos aus, ne?! Versteckt meine kleine Wampe ;o))

 

Elaine: Es ist ganz wichtig, dass du mit Gegendruck gegen den Gurt arbeitest, nicht einfach dich zusammenhalten lassen von ihm, gell’ ;o))

 

Jeannette: Elaine, wie könnte ich! Ich bin schon heute durch den Supermarkt wie ein Karton gelaufen!

 

Elaine: HAHAHAAAA! Genau, und den vollen Einkaufswagen vor dir her schieben hilft auch, die Bauchmuskeln aufzubauen LOL

 

Jeannette: So ein Einkaufswagen ist tatsächlich sehr gut geeignet, um das Atmen beim Anspannen zu üben, einfacher, als auf dem Pferd, wo man noch 100 Sachen mehr machen muss :o)

 

Elaine: Perfekt. 10,000 Wiederholungen machen den Meister …

 

Jeannette: Arghhh!!!!! Was machst Du mit meiner Motivation!

 

Elaine: Wenn du ‚es‘ 10x in der Stunde probierst, 10 Stunden am Tag, hast du in 10 Tagen besser im Sinn, und nach 3 Monaten wie im Schlaf!

 

Jeannette: Okidoki…..klingt schon machbarer… ich trete die  „DIE ELAINE CHALLENGE“ an, mit Timer!

 

Beim Elfmeterschießen

Seitdem sitze ich vor dem Fernsehen und spanne meine Bauchdecke beim Elfmeterschießen der EM an. Ich spüre meinen Muskelkater, während ich am Schreibtisch sitze. Ich laufe durch den Supermarkt und vergesse Nudeln zu kaufen, weil ich ja neben dem Bauchanspannen und Einkaufswagenschieben auch noch ans Atmen denken muss. Prioritäten, ne. Das Kind und den Hund und den Mann und das Pferd habe ich zum Glück noch nicht vergessen, vor lauter Elaine-Muskel-Challenge und so.

 

Wer’s nicht glaubt: Probiert es selbst mal aus. Während ihr reitet, Wörter sagen, die nichts mit Pferden zu tun haben. Oder Bauchdecke anspannen und Einkaufswagen schieben.

 

Meisterleistungen, sag‘ ich euch!

 

 

Kommentare sind geschlossen.