Den richtigen Reitlehrer finden

Alizée Froment coacht Sara Oliveira. Foto: a life with horses

Die Beine gehören zu Sara Oliveiras Pferd, gecoacht wird sie von Alizée Froment.© a life with horses

 

Seien wir mal ehrlich – es gibt inzwischen eine Vielzahl guter Trainer. Die für die verschiedensten Methoden und Wege stehen. Ganz anders, als noch vor Jahren, wo es einzelne bekannte Heroen gab, unbekannte aber sehr gute Dorflehrmeister und eine breite Basis, die ziemlich grausig vor sich her wurschtelte. Geblieben ist: die Engstirnigkeit. Hat sich jemand für seinen Weg des Reitstils und Trainers entschieden, wird oft alles rechts oder links davon als falsch angesehen. Dabei würde „anders“ statt „falsch“ sehr oft auch reichen. Ein bisschen weniger Schwarz-Weiß-Denken wäre so erfrischend. Ein paar Ideen dazu.

Welcher darf es denn sein?

Derjenige Trainer, der für mich in dem Moment richtig ist, muss es nicht für die Freundin sein.  Wir sind alle auf einer anderen Sprosse der Leiter, mit einem anderen Blickwinkel. Genau dasselbe gilt zeitversetzt auch für einen selbst: Wer mich heute inspiriert, der hätte vor Jahren noch auf Granit gebissen oder mir einfach nichts gegeben. Wer das im Hinterkopf behält, der beobachtet in Zukunft mehr und urteilt weniger, selbst wenn ihn etwas weniger anspricht. Wer in diesem Sinne offen bleibt, dem steht viel Wissen bereit.

David de Wispelaere und Sophie

David de Wispelaere und Sophie                                                                               © Thomas Rubel

 

Zwischen Show und Realität

Filter von außen helfen wenig, haargenau einzuordnen, welcher Trainer gut ist und wer nicht. Es sind alles eher Hinweise: all die Fotos, Filme, Artikel, die wir über Trainer lesen. Ideen und Anreize, sich selbst auf den Weg zu machen. Sich fortzubilden. Letztlich hilft nur das hinschauen, ob das Bild nach außen mit der Realität übereinstimmt. Kann derjenige Trainer, der sich klug vermarktet, tolle Bilder zeigt und mit Worten stets die Feinheit sucht, seinen eigenen Anspruch in der Realität halten? Tatsächlich ist das nicht immer so. Wie es wirklich ist, sieht man nur, wenn man Mühen auf sich nimmt. Hinfährt, beobachtet, und das mehrfach. Auch noch und gerade besonders im Zeitalter des Internets.

Bitte nachfragen!

Fairness dem Trainer gegenüber gehört absolut dazu. Ein vernachlässigtes Warnsignal: Wenn Du ständig innerlich diskutierst, warum Dein Trainer was wie gern hätte. Also:

Weshalb sagt er das, das ist doch völlig unschlüssig?“

„Wieso reagiert er in dieser Situation so?“

 Viele Menschen diskutieren so lange mit sich selbst, dass sie schon geistig ausgestiegen sind, wenn sie endlich nachfragen. Dann ist’s meist zu spät. Also: Erklärungen einfordern, nachfragen. Rechtzeitig! Dein Reitlehrer kann Dir nicht in den Kopf schauen. Ansprechen steht vor dem Abwenden.

Ich unterrichte ein kleines bisschen nebenbei im Basisbereich. Dabei finde ich es absolut FURCHTBAR, wenn ich das Gefühl habe: der Reitschüler ist unzufrieden. Wenn möglich, spreche ich die Situation an. Wenn ich den Eindruck habe, dass dies im Moment nicht möglich ist, biete ich an, später ein Feedback zu geben. Das war zum Beispiel erst letztens so: Eine meiner liebsten Schülerinnen schien kreuzunglücklich, aber auch angesäuert und ich merkte, dass es ihr auch zu viel wäre, jetzt gerade in der Situation darüber zu sprechen. Ich bat sie nach der Stunde, mir später ein Feedback zu geben, was denn eigentlich los gewesen sei, weil ich ja durchaus gemerkt habe, dass sie nicht zufrieden war. Glücklicherweise nahm sie diesen Vorschlag an und schrieb mir ein paar Tage später eine Mail. Ihre Unzufriedenheit hatte mit dem Tag an sich (Stress im Job, gehetzt zum Unterricht) zu tun, aber auch damit, dass sie die Stunde zu pedantisch fand. Das war für mich eine unheimlich wichtige Rückmeldung. Diese Schülerin lernt momentan die diagonale Hilfengebung, und das klappt eigentlich prima, und deshalb war ich wohl zu eifrig, mit ihr genau daran weiter zu feilen. Sie selbst wünscht sich mehr Entspannung und Körperwahrnehmungs-Übungen. Das ist ein Ansatz, mit dem wir den Unterricht ursprünglich begonnen haben. Weil sie eben so tolle Fortschritte gemacht hat, ist mir dieser Fokus aus dem Blickfeld gerutscht, und ich habe mich immer mehr um technische Details gekümmert. Was wäre wohl passiert, wenn wir keinen Weg gefunden hätten, uns darüber auszutauschen? Ich hätte im Nebel herumgestochert, weil ich wirklich nicht wusste, was denn nun los war. Und sie hätte sich unverstanden gefühlt. Es hätte uns beiden den Spaß verdorben. Also: ein Hoch auf die Kommunikation!

Feedback - so wichtig! Foto: Thomas Rubel

Feedback – so wichtig! Fee, David und ich.                                                                      © Thomas Rubel

 

Von echten Perlen

Das hundertprozentige Gesamtpaket gibt es soooo selten. Eindeutiges Zeichen: Das Herz hüpft und Fremdpferde wie eigene Pferde sehen absolut zufrieden aus. Wer so eine Perle als Lehrer hat, bei der alles stimmt:

Glückwunsch! Pflegen!

In diesem Jahr hatte ich das Glück, von einigen dieser Perlen zu lernen. Danke vor allem an Sara, Alizée, Ian und David!

Humanship statt Horsemanship - das ist der Ansatz von Ian Benson

Humanship statt Horsemanship – das ist der Ansatz von Ian Benson       © a life with horses

Kommentare sind geschlossen.